Digitalisierung

CEOs sehen ihre Geschäftsmodelle nicht gefährdet

07.08.2017
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Deutsche CEOs erwarten nicht, dass Digitalisierung und disruptive Trends ihr Geschäftsmodell bald wesentlich ändern wird. Das ergab die KPMG-Studie "CEO Outlook 2017".
  • 23 Prozent der deutschen CEOs fürchten, ihre Firma werde vom technologischen Fortschritt überrannt, weltweit sind es 37 Prozent
  • 83 Prozent der Inder sehen ihr eigenes Unternehmen als disruptiven Vorreiter in ihrer jeweiligen Branche, unter den Deutschen sind es 72 Prozent
  • Die Globalisierung verlangsamt sich, der Heimatmarkt wird wichtiger

Was bewegt CEOs weltweit? Diese Frage will der Unternehmensberater KPMG in seinem "CEO Outlook 2017" beantworten. KPMG stellt dem Report das Motto "Wachsen in disruptiven Zeiten" voran. Im Gegensatz zum Klischee der "German Angst" zeigen sich deutsche Entscheider in einigen Punkten optimistischer als ihre internationalen Kollegen.

Vor allem indische CEOs trauen sich in Sachen Disruption eine Vorreiter-Rolle zu.
Vor allem indische CEOs trauen sich in Sachen Disruption eine Vorreiter-Rolle zu.
Foto: KPMG

Die Analyse wertet Angaben von insgesamt knapp 1.300 CEOs aus zehn Ländern aus, darunter von 125 deutschen. Neben technologischen Fragen geht es beispielsweise auch um geopolitische Aspekte.

Analytics, KI und Innovationen wichtigste Trends

Deutsche CEOs identifizieren zwei Trends, die ihr Business beeinflussen:

  • Data Analytics und Künstliche Intelligenz (KI): "In digitalisierten Zeiten gehört die Zukunft den Unternehmen, die den Datenschatz heben können", erklärt Angelika Huber-Straßer, Bereichsvorstand Corporates bei KPMG in Deutschland. Entsprechend stark haben Entscheider in den vergangenen zwölf Monaten in Automation, Robotik und wissensbasierte Systeme investiert.

  • Innovation als Wettbewerbsvorteil: Innovationen gelten bei deutschen Entscheidern als Mittel, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

Wie sich Unternehmen selbst einschätzen

Konkret fragt KPMG in der Studie anhand von sechs Punkten ab, wie deutsche Entscheider sich und ihre Unternehmen positioniert sehen. Die Berater verorten diese Angaben im internationalen Vergleich:

1. Tempo des Fortschritts: Noch nicht einmal jeder vierte Deutsche (23 Prozent) fürchtet, seine Firma werde vom technologischen Fortschritt überrannt. Das ist deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 37 Prozent. KPMG merkt an: "Ob das eine zu optimistische Einschätzung ist, werden die nächsten Jahre zeigen."

2. Digitale Infrastruktur: Unter dem weltweiten Schnitt liegen die Investitionen deutscher Unternehmen in die digitale Infrastruktur. So berichten 66 Prozent der Deutschen von "stark erhöhten" Ausgaben. Weltweit sind es 72 Prozent.

3. Änderung des Geschäftsmodells in den nächsten drei Jahren: 95 Prozent der deutschen Unternehmenslenker rechnen nicht damit, dass sich ihr Geschäftsmodell in den kommenden drei Jahren maßgeblich ändern wird. Global sagen das nur 74 Prozent.

4. Geopolitische Risiken: Im Großen und Ganzen sind sich alle Befragten darin einig, dass geopolitische Risiken ihr Geschäft stärker beeinflussen als in den vergangenen Jahren. Sie reagieren darauf, indem sie Experten für solche Fragen in ihr Netzwerk holen. So halten es jedenfalls 73 Prozent der deutschen CEOs, weltweit sind es 69 Prozent.

5. Stabilität im Inland: 83 Prozent der deutschen Firmenlenker betrachten die Entwicklung des eigenen Landes mit Zuversicht. Eine Einschätzung, die 79 Prozent ihrer internationalen Kollegen für das jeweilige Land teilen.

6. Heimischer Markt im Fokus: 83 Prozent der Deutschen wollen ihre Wachstumsziele in den nächsten drei Jahren im eigenen Land erreichen - vormalige Wachstumsmärkte wie China und Indien verlieren an Bedeutung.

Disruptive Technologien eher Chance als Bedrohung

Darüber hinaus hat KPMG die CEOs nach ihrer Sicht auf Disruption gefragt. Zunächst ging es um die Frage, ob disruptive Technologien eher als Chance denn als Bedrohung gelten. Dieser Aussage stimmen vor allem viele indische CEOs zu (80 Prozent). Unter den Deutschen sind es 74 Prozent. Das Schlusslicht bilden Italiener (46 Prozent) bei dieser Frage.

Danach wollte KPMG wissen, ob die CEOs ihr eigenes Unternehmen als disruptiven Vorreiter in ihrer jeweiligen Branche sehen. Wiederum stimmen vor allem Inder zu (83 Prozent). Von den Deutschen würden 72 Prozent diesen Satz unterschreiben. Am Zögerlichsten sind Spanier (62 Prozent).

Chief Technology Officer (CTOs) sehen die größte Herausforderung im Gewinnen strategisch wichtiger Mitarbeiter.
Chief Technology Officer (CTOs) sehen die größte Herausforderung im Gewinnen strategisch wichtiger Mitarbeiter.
Foto: KPMG

Die 5 größten Herausforderungen aus CTO-Sicht

Ergänzend kommen in der Studie Chief Technology Officer (CTO) zu Wort. KPMG hat sie nach den fünf größten Herausforderungen in den nächsten drei Jahren gefragt. Punkt eins ist das Gewinnen strategisch wichtiger Talente. Auf Rang zwei liegt die Integration kognitiver Technologien und auf Rang drei das Pilotieren aufkommender Technologien. Weiter nennen die CTOs die optimale Nutzung von Data Analytics und predictive Analytics sowie die Re-Qualifizierung der Belegschaft.

Die wichtigsten Herausforderungen für Unternehmen

Unabhängig vom Herkunftsland nennen CEOs diese drei Herausforderungen:

1. Der Ruf des Unternehmens: Reputationsrisiken tauchten in einer vergleichbaren KPMG-Studie vor einem Jahr noch nicht in den Top Ten auf. Das hat sich rasant gewandelt. Schäden für den guten Ruf eines Unternehmens zählen jetzt zu den drei größten Risikoarten. Die Befragten erklärten gegenüber KPMG, dieses Thema werde noch an Bedeutung gewinnen.

2. Die Vertrauensfrage: Eng damit verknüpft ist das Vertrauen der Endverbraucher. Viele CEOs glauben, dass diese das Vertrauen in unternehmerische Entscheidungen verlieren. Deshalb wollen 74 Prozent in ihre Unternehmenskultur und Integrität investieren.

3. Mehr Protektionismus, mehr Steuern: Die Globalisierung verlangsamt sich. 43 Prozent der CEOs stellen die globale Ausrichtung ihres Unternehmens auf den Prüfstand, 31 Prozent erwarten einen Zuwachs protektionistischer politischer Entscheidungen. 67 Prozent rechnen mit höheren Steuern.