Zu unsicher und unkomfortabel

CEOs kritisieren Hersteller wegen schlechter Software

28.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Chief Executive Officers (CEOs) großer US-amerikanischer Konzerne wie Boeing, Coca-Cola oder General Motors kritisieren die Anbieter von Software. Die Hersteller würden mangelhafte Produkte verkaufen, die anfällig für Hacker-Angriffe und kompliziert zu bedienen seien.

Die Kritik ist zwar nicht neu. Interessant ist allerdings, dass die Beschwerden über die Softwareanbieter diesmal von so genannten Blue-Chip-Unternehmen stammen.

Die Klagen machte der "Business Roundtable" publik, eine Industriegruppierung, in der sich Vorstandsvorsitzende von 150 der größten US-amerikanischen Unternehmen versammeln. Ihre Breitseite gegen Softwareanbieter dokumentiert den Ingrimm der Industriekapitäne darüber, dass Unternehmen ihre Netze mühsam absichern müssten. Alleine der US-amerikanischen Finanzindustrie seien im vergangenen Jahr durch IT-Sicherheitsprobleme eine Milliarde Dollar an Schäden entstanden, hat das Nonprofit-Konsortium Bits errechnet.

Marian Hopkins, der als Direktor der Sicherheitsarbeitsgruppe des Business-Roundtable-Gremiums fungiert, beschwerte sich darüber, dass die Softwarehersteller solcherlei Kritik immer auf die Endbenutzer abwälzen würden. Das "Wall Street Journal" zitiert Hopkins mit der Aufforderung: "Es ist Zeit, dass die IT-Ausrüster und -Anbieter endlich selbst Verantwortung für ihre Produkte übernehmen."

Paul Kurtz, der früher im Weißen Haus für IT-Sicherheitsaspekte zuständig war, betonte, welches Gewicht das Business-Roundtable-Gremium in der Öffentlichkeit besitzt. "Das sind alteingesessene Unternehmen. Und die stehen jetzt auf und beklagen die geringe Qualität von Softwareprodukten." Damit Anwenderfirmen im Internet sicher Geschäfte machen könnten, "müssen auch die Produkte der Softwareanbieter gut sein". Zudem seien Letztere in der Pflicht, den Anwendern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Hopkins verlangte, "dass die Softwareindustrie endlich Produkte herstellt, die leicht zu bedienen sind und mit denen Sicherheit ganz selbstverständlich mitgeliefert wird".

Michael Armstrong, Chairman sowohl von Comcast als auch der Security Task Force des Business Roundtable, monierte, zu oft würden grundsätzliche Probleme in der Software Endanwender daran hindern, sich selbst um die Sicherheit ihrer Systeme für die Benutzung im Internet zu kümmern. "Die Sicherheitsproblematik kann nicht darauf beschränkt werden, dass Anwender immer wieder Software-Patches einspielen", sagte Armstrong. "Wir haben den Punkt erreicht, an dem wir uns nicht mehr mit Patches behelfen können, sondern an dem wir den Information-Superhighway neu bauen müssen."

Dem widersprechen die IT-Anbieter vehement. Greg Garcia von der Industrievereinigung Information Technology Association of America sagte, jeder sei für seine Sicherheit selbst verantwortlich, wenn er sich im Internet bewege. Man schließe ja auch seine Haustür ab und schnalle sich vor dem Losfahren im Auto an. (jm)