T-Systems-Chef Adel Al-Saleh im Interview

CEO Al-Saleh erklärt die neue T-Systems-Strategie

28.08.2018
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Der neue T-Systems-Chef Adel Al-Saleh diskutierte im Interview mit CW-Redakteur Jürgen Hill über seine Strategie für T-Systems. Lesen Sie, wie sich die Telekom-Tochter auf den Zukunftsmärkten künftig aufstellt und welche schmerzhaften Einschnitte der Belegschaft bei T-Systems bevorstehen.
T-Systems-Chef Adel Al-Saleh setzt im Outsourcing-Business auf ein verbessertes Risiko-Management.
T-Systems-Chef Adel Al-Saleh setzt im Outsourcing-Business auf ein verbessertes Risiko-Management.
Foto: Deutsche Telekom

Das Outsourcing-Business gilt als Sorgenkind von T-Systems. Während die Medien über eine Abspaltung als "Bad Bank" spekulieren, gibt es neue Millionen-Deals etwa mit der Sparda Bank. Wie sieht Ihre Strategie für das klassische IT-Outsourcing-Business aus?

Al-Saleh: Nun, ich würde dieses Business nicht als Bad Bank bezeichnen. Dass der Geschäftsbereich seine Herausforderungen hat, steht außer Frage. Eine Herausforderung ist, dass wir viel traditionelle IT-Managed-Services oder IT-Outsourcing im Programm haben - sprich klassisches Hosting. Was wir aber brauchen, sind mehr Multi-Tenant-Lösungen wie dynamische Cloud-Plattformen oder Private Clouds. Das sind Wachstumsfelder, die gleichzeitig den Druck auf unser Business insgesamt erhöhen, da die Erosion im klassischen IT-Outsourcing größer ist als das Wachstum in den neuen Bereichen.

Der Sparda-Deal enthält einige Legacy-Bestandteile, aber er beinhaltet noch mehr Komponenten, die die Transformation der Sparda-Infrastruktur in eine Cloud-Welt umfassen. Und das ist für uns interessant als Wachstumsfeld.

Erfolgreiche Transformationen beim Kunden haben Schattenseiten

Das Outsourcing-Business ist sicher nicht die einzige Herausforderung?

Al-Saleh: Nein, die zweite Herausforderung ist, dass wir vier bis fünf namhafte Großkonzerne zu unseren Kunden zählen, mit denen wir jeweils Jahresumsätze in dreistelliger Millionenhöhe erzielen. Dafür können wir uns glücklich schätzen, zumal wir diesen Anwendern bei der Transformation ihrer IT zu neuen Computing-Modellen mit einer Multi-Tenant-Infrastruktur helfen. Diese optimierten Umgebungen reduzieren die IT-Kosten und damit die Ausgaben der Konzerne. Das wiederum senkt aber auch unser Umsatz mit diesen Unternehmen. Auf der anderen Seite gibt es uns die Chance, diesen Kunden die neuen Services zu offerieren - und genau das ist Teil unserer künftigen Portfolio-Strategie.

Das klassische Outsourcing bereitet dem T-Systems-Chef Sorgen.
Das klassische Outsourcing bereitet dem T-Systems-Chef Sorgen.
Foto: Deutsche Telekom

Ganz offen, ich sehe noch eine dritte Herausforderung: In den letzten zwei bis drei Jahren gerieten wir mit einigen wirklich großen Verträgen in Schwierigkeiten. Zwar ist es normal für einen Anbieter von Managed-Services-Infrastruktur komplizierte Verträge einzugehen, doch einige Herausforderungen waren zu groß. Wir haben die Gründe analysiert. Heute bin ich überzeugt, dass wir das managen können - und zwar deutlich effizienter als in der Vergangenheit.

Das sind die drei Herausforderungen im Outsourcing-Business. Ich glaube, sie sind adressierbar und lösbar. Deshalb betrachte ich diesen Bereich nicht als Bad Bank. Allerdings muss dieses Geschäft anders gemanagt werden und fokussierter arbeiten.

Wie wollen sie diese Herausforderungen bewältigen?

Al-Saleh: Wir adressieren das mit einem verbesserten Risiko-Management. Und wir beziehen unsere Architektur- und Solution-Designer früher in die Projekte ein - lange bevor wir dem Kunden signalisieren, dass wir sein Vorhaben übernehmen. Das scheint zu funktionieren, unser heutiges Risikoprofil ist managebar und in diesem Jahr ergaben sich bereits einige große Projektmöglichkeiten. Diesen Weg müssen wir weitergehen.

Die Cloud-Strategie

Sie erwähnten, dass sie Ihren Kunden bei der Migration zu Cloud-basierten Umgebungen helfen. Auf dem europäischen Markt machen AWS, Google und Microsoft Azure das Rennen. Wie wollen Sie gegen diese drei Konkurrenten punkten?

Al-Saleh: Zuerst: Wo stehen wir im Wettbewerb mit diesen dreien? Glauben Sie es oder nicht, wir haben eine sehr starke Partnerschaft mit Microsoft. Wir sehen sie weniger als Konkurrenten und mehr als Partner in unserem Lösungsportfolio. Microsoft ist ein wichtiger Teil der Lösungen, die wir vermarkten. Wenn Sie unsere neu gewonnenen Kundenprojekte wie etwa Sparda Bank betrachten, dann sehen Sie, dass diese mehr und mehr Public-Cloud-Komponenten etwa von Azure beinhalten. Deshalb stehen wir nicht wirklich in Konkurrenz. Anders sieht es aus, wenn es nur um Software oder Infrastructure as a Service geht und der Kunde eine Private Cloud wünscht. Also hängt unser Verhältnis auch von der Projektsituation beim Kunden ab.

Auf der Hannover Messe schloß Adel Al-Saleh (links im Bild) mit Microsoft (im Bild: Jean-Philippe Courtois, EVP and President, Microsoft Global Sales, Marketing & Operations) eine strategische Cloud-Partnerschaft.
Auf der Hannover Messe schloß Adel Al-Saleh (links im Bild) mit Microsoft (im Bild: Jean-Philippe Courtois, EVP and President, Microsoft Global Sales, Marketing & Operations) eine strategische Cloud-Partnerschaft.
Foto: Deutsche Telekom

Letztlich können wir sehr gut mit den großen Playern mithalten. Gartner vergleicht uns in Sachen Managed Services für IT-Infrastructure mit Accenture, IBM und Atos. Wir zählen zu den größten SAP-Hostern in Europa. Beim Thema Security sind wir der größte Anbieter in Deutschland. Und es gibt genügend andere Bereiche, in denen wir wachsen. Denken Sie nur an IoT oder die Digital Solutions, zu denen rund 4000 Berater zählen. Wir skalieren in vielen Bereichen. Und dann sind da noch wichtige Partner wie Microsoft oder SAP.

Sie betonen Partnerschaften und erwähnen Microsoft. Wie sieht ihre Strategie in Sachen OpenStack aus? Lassen Sie die Plattform fallen und setzen nur noch auf Microsoft Azure?

Al-Saleh: In unserer Portfolio-Unit "Public Cloud" haben wir zwei Angebote auf Makro-Ebene. Da ist die Open Telekom Cloud. Sie basiert auf OpenStack, als Infrastructure as a Service (IaaS) beziehungsweise Platform as a Service (PaaS). Ein anderer Teil sind die sich schnell entwickelnden Managed Cloud Services. Hier haben wir Consulting-Kapazitäten sowie Experten, die den Anwendern dabei helfen, die Microsoft-, die AWS- oder die Google-Cloud zu managen und die Effizienz zu verbessern. Ferner helfen wir Kunden dabei, fehlende Quality-of-Service-Metriken zu implementieren.