E-Business-Strategie führt zum Aufschwung

Centura zieht sich mit Lösungen für Handhelds aus der Krise

26.11.1999
BERLIN (ade) - Nach einer jahrelangen Dürreperiode befindet sich der Datenbankspezialist Centura Software offensichtlich wieder auf Erfolgskurs. Als "Cisco der Datenbankbranche" will der Hersteller aus Redwood Shores, Kalifornien, künftig mit Mini-Applikationen und -Datenbanken für sogenannte Appliances den Markt gegen Pervasive, Sybase und Oracle mitbestimmen.

Für Scott Broomfield, President und CEO von Centura Software, ist das Tal der Tränen durchschritten. Seit Anfang November dieses Jahres hat die Aktie des Herstellers von etwa 70 Cent auf rund fünf Dollar zugelegt, nachdem der Anbieter rund sechs Jahre lang mit einem stetig sinkenden Kurs, Absatzproblemen und einer Auseinandersetzung mit der Aufsicht der US-Börse Nasdaq zu kämpfen hatte: "Endlich hat der Markt die Positionierung und Strategie von Centura verstanden", erklärt Broomfield den Anstieg des Centura-Anteilscheins. "Wir befinden uns nun in der fünften Welle des Computings", so der Topmanager, der den einstigen Pionier mit Intel-Datenbanken in den letzten Monaten mehr und mehr als Lösungsanbieter für sogenannte Appliances positioniert hat.

Darunter versteht der seit Ende 1997 führende Kopf Centuras Kleingeräte wie Personal Digital Assistants (PDAs), Notebooks oder mobile Telefone, die künftig neue Anwendungsperspektiven für Unternehmen bieten sollen: "Informationen sind im Enterprise häufig eingesperrt. Das Internet bringt zwar Offenheit, birgt aber auch das Risiko unbefugter Zugriffe auf sensible Informationen."

An diesem Punkt will das 1984 als Gupta Corp. gegründete Softwarehaus ansetzen: Mit "E Snapp" hat der Hersteller jetzt eine Server-basierte Software angekündigt, mit der gewöhnliche Business-Anwendungen auf Systeme wie Handhelds oder Palmtops ausgeweitet werden können. Konkret kontrolliert ein zentraler E-Snapp-Server im Unternehmen die Verbindungen zu den Thin Clients, die laut Broomfield lediglich die Client-Software von Centura benötigen. E Snapp nutzt Microsofts ODBC-Schnittstelle, mit der sich auf beliebige Informationen auf dem Server zugreifen läßt. Als Kommunikationsprotokoll dient dabei der Internet-Standard TCP/IP, während die Skalierbarkeit der Lösung laut Joe Falcone, Chief Technology Officer (CTO) bei Centura, stark vom Ausbau des jeweiligen Servers abhängt.

Ein einziger E-Snapp-Server sei fähig, bis zu 2000 Clients mit Hunderten von gleichzeitigen Transaktionen zu kontrollieren. Die Daten zwischen Server und Client lassen sich dabei entweder über temporäre Online-Verbindungen oder in einer weiteren, für kommendes Jahr geplanten Ausbaustufe auch permanent synchronisieren, so Falcone. Aus Sicherheitsgründen liegen die Informationen nicht auf den Handheld-Geräten, sondern werden ausschließlich auf dem E-Snapp-Server gehalten.

Mit E-Snapp hat Centura umfangreiche Pläne. Neben dem Einsatz in Lösungen für das Sales-Force-Automation soll das System künftig auch als Online-Suchabfrage-Mechanismus für SAP-Umgebungen dienen. Zu diesem Zweck hat Centura bereits eine Kooperation mit dem ERP-Primus SAP geschlossen, um künftig gemeinsam ein mobiles Zugriffssystem für die E-Business-Plattform "Mysap.com" ins Leben zu rufen. Konkret tüfteln beide Hersteller momentan an einer Client-Software, mit der der Zugriff von Handheld-Devices auf SAP-Anwendungen via Internet ermöglicht werden soll. Dadurch sollen Außendienstler von überall aus mit dem ERP-System im Unternehmen arbeiten können. Geplant ist die Einbindung von Auftragserfassung, Abruf von Artikeln, Erfassung von Zahlungseingängen, Lagerstatus, Pflege von Kunden- sowie Artikeldaten. "Die Leistungsfähigkeit moderner Handhelds erlaubt es mittlerweile, sie als Clients für große ERP-Systeme zu nutzen", sieht Heinz Höreth, Geschäftsführer der deutschen Centura-Dependance, einen neuen Trend auf die Branche zukommen.

Dreh- und Angelpunkt der Appliances-Strategie der Kalifornier ist die Centura-Datenbank "Raima Database Manager" (RDM), die der Hersteller im Sommer vergangenen Jahres durch die Akquisition von Raima übernommen hat. Mit RDM 5.0 offeriert der Anbieter seit wenigen Tagen eine neue Version der Datenbank, die sich aufgrund ihrer geringen Anforderungen an Ressourcen vor allem für den Einsatz in Handhelds, Palmtops und anderen Kleingeräten eignet, konstatiert Unternehmenschef Broomfield.

Zu den Verbesserungen des neuen Release gehören sogenannte Re-Entrant-Funktionen, mit denen sich verschiedene Prozesse gleichzeitig ausführen lassen. Ein neues Cache-Management erlaubt es zudem, die Zahl der Plattenzugriffe in Multiuser-Umgebungen zu reduzieren. Darüber hinaus sorgt ein Lock-Manager dafür, daß nicht mehr benutzte, gesperrte Seitenbereiche automatisch freigegeben werden. Die Centura-Datenbank RDM 5.0 läuft unter Windows 95, NT, CE, 3.11 sowie HP-UX, AIX, Solaris, Palm-OS, Linux und SCO-Unix.