User-Konferenz lockt Gäste aus aller Welt

Celonis stellt Prozessmanagement in Realtime in Aussicht

09.04.2019
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Tiefe Einblicke in Prozessdetails

BMW nutzt Celonis auch im Karosseriebau. Man könne es tatsächlich für jeden Prozess einsetzen, für den ein oder mehrere IT-Systeme implementiert seien, so Straub. "Es entsteht eine übergreifende Prozesstransparenz in Echtzeit." BMW sei eine durch Kennzahlen gesteuerte Organisation, Straub nannte ein Beispiel: "Bei uns gibt es klare Regeln, wie lange ein Auto in der Nachbearbeitung sein darf. Celonis hat uns gezeigt, dass nicht immer genau dokumentiert wurde, wann ein Auto diese Area wieder verlässt. Wir haben also gesehen, dass wir hier ein Problem haben."

Beim Autobauer befassen sich laut Straub rund 20 Mitarbeiter mit dem Process Mining. Vielfach werde die Software auch dezentral von bestimmten Business Units eingesetzt. "In einem großen Unternehmen Transparenz durchzusetzen, ist nicht immer einfach", sagte der CIO, es gebe immer auch divergierende Ideen und Interessen. Dennoch gehen die Münchner in großen Schritten voran und nutzen Process Mining sowohl in der Verwaltung als auch in der Produktion. "Wichtig ist es, Knowledge-Networks aufzubauen, um den Change hinzubekommen" mahnte Straub. Man wolle die gesamte Organisation in eine prozessorientierte, optimierte Ordnung bringen.

Meilenstein für Celonis: die Intelligent Business Cloud

Celonis-Mitgründer Rinke nutzte die User-Konferenz, um die Ende vergangenen Jahres vorgestellte "Intelligent Business Cloud" (IBC) zu präsentieren. In den Unternehmen hätten sich Best-of-Breed-Softwarelandschaften durchgesetzt. Produkte von SAP, Salesforce, ServiceNow und Oracle kämen für verschiedene Aufgaben zum Einsatz. "Aber jetzt nähern wir uns einer durchdigitalisierten Welt, wo zum Beispiel Sensoren die Produktion verbessern. Software-Roboter setzen sich durch, sie sind nicht Teile der Kernsysteme, aber sie reden mit ihnen. APIs, über die wir Systeme erweitern können, gewinnen an Gewicht, und immer mehr Microservice entstehen", so der Celonis-Mann.

Sein wichtigstes Anliegen auf der User-Konferenz ist die neue "Intelligent Business Cloud", das jüngste Angebot von Celonis: Alexander Rinke, Mitgründer.
Sein wichtigstes Anliegen auf der User-Konferenz ist die neue "Intelligent Business Cloud", das jüngste Angebot von Celonis: Alexander Rinke, Mitgründer.

Seine nicht ganz uneigennützige Quintessenz: "Wir brauchen einen Layer, der oben drüber liegt und Ende zu Ende analysiert, was in den Prozessen vor sich geht. Dieser Layer muss uns Prozesskontrolle in Realtime garantieren. Das wollen wir anbieten. Wir nennen das Enterprise Performance Acceleration."

Die größte Hürde beim Process Mining bestehe darin, an die Daten zu gelangen und diese ins System hineinzubekommen. Hier habe Celonis mit der IBC einen großen Schritt getan, indem man die Funktion "Event Connection" geschaffen habe. Sie stelle alle die Konnektoren in der Cloud zur Verfügung, die Celonis im Laufe der Jahre gemeinsam mit den Kunden entwickelt hat. Hinzu kommt ein Appstore, der eine wachsende Zahl an Apps zur Verfügung stellt, um Prozessdetails zu verbessern, Analysefunktionen zu integrieren oder anderweitige Hilfemittel bereitzustellen.

Großkunde Uber analysiert eine Milliarde Datensätze

"Wir haben bereits nach einem halben Jahr Tausende User von über 250 verschiedenen Kunden auf der IBC live. Allein Uber analysiert dort über eine Milliarde Datensätze. Wir haben außerdem seit der Eröffnung bereits über 4000 neue Features deployed", so Rinke. Als Cloud-Infrastrukturanbieter hätten die Kunden die Wahl zwischen Amazon Web Services und Microsoft Azure. Community-Unterstützung und Hilfe-Services seien in die Cloud integriert.

Rinke sprach zum Schluss noch ein heikles Thema an: "Unsere Kunden fragen sich, wie sie von den "Insights zur Action" kommen. Mit der Process-Mining-Software ließen sich eine Menge operativer Friktionen in einer Organisation erkennen, aber letztendlich gehe es ja darum, die Organisation zu verbessern. Zu diesem Zweck setzt das Startup auf seine im Betastadium befindlichen "Performance-Accelerator"-Produkte, die auf dem sogenannten Open Application Framework aufsetzen. Sie umfassen die Funktionen Action Engine, Workflows und Machine Learning Workbench.

Insights sind gut, Handlungsempfehlungen sind besser

Erst 2011 gegründet, blickten die Celonis-Gründer doch bereits zurück: Martin Klenk, Alexander Rinke und Bastian Nominacher (v.l.n.r.)
Erst 2011 gegründet, blickten die Celonis-Gründer doch bereits zurück: Martin Klenk, Alexander Rinke und Bastian Nominacher (v.l.n.r.)

Die Action Engine ist eine Art Empfehlungsfunktion, die Signale an Menschen oder Automatisierungswerkzeuge aussendet, wie Aufgaben in einem Prozess einfacher oder besser gelöst werden können. Dazu müssen Unternehmen sogenannte Skills hinterlegen, die auf Geschäftsregeln oder Machine-Learning-Algorithmen beruhen. Mit der Worklow-Engine können Business-Analysten ohne codieren zu müssen Prozessschritte anordnen und Abläufe siloübergreifend verknüpfen. Im Lieferumfang für die Automatisierung übergreifender Workflows gibt es Templates für Kernsysteme wie SAP, Oracle, Salesforce, ServiceNow, Jira, etc. Diese Funktion ist in der Action Engine integriert.

Das Open Application Framework schließlich stellt eine Entwicklungsumgebung bereit, die es erlaubt Anwendungen zur Verbesserung von Prozessen nach Best-Practice-Vorlagen zu entwickeln. Celonis kündigte auf der Celosphere außerdem die Übernahme von Banyas an, um das besonders herausfordernde Realtime Process Mining in SAP-Umgebungen bewältigen zu können. Kunden sollen damit ihre SAP-Prozesse in Echzeit überwachen und schnelle Maßnahmen einleiten können, um nachgelagerte Probleme zu vermeiden oder Chancen zu nutzen.