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CeBIT zwischen "Spielhölle" und "Business-Treff"

19.03.2007
In CeBIT-Halle 22 ist die Hölle los. Teenager mit Rucksäcken und großen Tragetaschen drängen sich durchs Gebäude, aus Lautsprechern dröhnt laute Musik.

Auf einer riesigen Leinwand werden die Spiele der "World Cyber Games" übertragen, die Spielekonsolen nebenan sind dicht belagert - für die "Computerkids" schlägt hier das Herz der CeBIT. Nicht weit entfernt davon, in Halle 17, ein ganz anderes Bild: Musik gibt es nicht, seriöse Anzug- und Krawattenträger beherrschen die Szenerie - es geht schließlich um IT-Systeme für die Finanzwelt und damit ums "Business".

Die weltgrößte Computermesse in Hannover ist auch in diesem Jahr eine Messe der Gegensätze. Allerdings ist der "Eventcharakter" bereits deutlich weniger ausgeprägt als in früheren Zeiten - als es noch kostspielige Glamour-Auftritte internationaler Stars aus Show und Sport gab und sich Zeitungen die Frage stellten, ob der "King of Pop" Michael Jackson auf die CeBIT kommt oder nicht. Doch mittlerweile ist in den meisten Unternehmen eine strikte Kostendisziplin eingekehrt.

"Die CeBIT der Zukunft wird eine ganz andere Veranstaltung sein", kündigt Messechef Ernst Raue an.
"Die CeBIT der Zukunft wird eine ganz andere Veranstaltung sein", kündigt Messechef Ernst Raue an.
Foto: CeBIT

Aber wohin geht die Reise der CeBIT? Von 2008 an soll ihr Profil als "Profimesse" wieder gestärkt werden, nach dem Motto: Mehr Fachbesucher, weniger "Plastiktütenträger". So hat es jedenfalls Ernst Raue formuliert, Vorstandsmitglied der CeBIT-Veranstalterin Deutschen Messe AG. "Die CeBIT der Zukunft wird eine ganz andere Veranstaltung sein."

Das Konzept der neuen CeBIT soll den "Profimesse"-Charakter unterstreichen. Im Vordergrund sollen stärker als bisher Unternehmenssoftware und IT-Lösungen stehen, die Struktur soll übersichtlicher werden. Drei Säulen hat die neue CeBIT: Zum einen ist dies der Bereich "Business" - Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, die sich vornehmlich an Fachbesucher wenden. Die zweite Säule ist der stark wachsende "Public-Sector"-Bereich für Fachbesucher aus den öffentlichen Verwaltungen. Dritte Säule der neuen CeBIT ist der Bereich "Residential", das bedeutet Handel und Handwerk.

Die CeBIT sei mit dem neuen Konzept auf dem richtigen Weg, lobte der BITKOM die Neuausrichtung. Schließlich war der Branchenverband in der Vergangenheit nicht müde geworden zu betonen: Die CeBIT sei keine Spiele- und Unterhaltungsmesse - sondern eine "Businessmesse" mit geschäftlichem Charakter.

Zur CeBIT-Halbzeit am Sonntag unterstrich Raue, natürlich sei der Messe jeder Verbraucher herzlich willkommen. Aber: "Es geht uns nicht darum, aus 400 Kilometern Umkreis möglichst viele Endverbraucher auf die Messe zu holen, um ihnen neue Flachbildschirme zu zeigen." Dies könnten andere Messen machen, die CeBIT sei vor allem eine "Business-Plattform" - ein Seitenhieb auf den Konkurrenten Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin.

Auf der CeBIT soll es aber auch künftig Verbrauchelektronik zu sehen geben - und damit auch "Gaming", also Spiele, wenn auch in einem "kontrollierten Maß", sagt Sven Prüser, CeBIT-Bereichsleiter bei der Messe. Denn "Gaming", also Spiele, sei einer der Technologietreiber. Und: Die international noch unbedeutende deutsche Computerspiele-Industrie sei derzeit im Aufwind und schaffe Jobs. (dpa/tc)