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CeBIT: Sun träumt weiter seinen Utility-Traum

10.03.2005

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems propagiert auf der CeBIT seinen Utility-Computing-Ansatz. Die Bilanz fällt allerdings ernüchternd aus. So kann Robert Youngjohns, Executive Vice President Strategic Development and Sun Finance, zwar die technischen Hintergründe der Sun-Vision erläutern, muss aber in Sachen Business-Modell passen.

Dennoch blicken die Sun-Verantwortlichen optimistisch in die Zukunft. Die bisher angebotenen Utility-Computing-Konzepte hätten ihr Ziel verfehlt, analysiert Youngjohns die derzeitige Situation. Nichtsdestotrotz werde der Bedarf für Utility-Angebote in den kommenden Jahren stark anwachsen. Youngjohns vergleicht die aktuelle Situation mit dem Elektrizitätsangebot in New York Ende des 19.Jahrunderts. Damals habe jeder elektrifizierte Haushalt seinen eigenen Generator besessen. Diese hätten, was Geräte und Spannungsversorgung betrifft, die unterschiedlichsten Standards unterstützt. Eine solche Situation sei auch in der heutigen IT-Branche zu beobachten. Daher gehe es jetzt vornehmlich darum, zu standardisieren.

Sun plant, weltweit Rechenzentren mit den dazugehörigen Infrastrukturen aufzubauen, in denen Kunden unter einem einfachen Lizenzmodell Rechenkapazitäten mieten könnten. So sollen die Anwender beispielsweise CPU-Leistung für einen Dollar pro Stunde erhalten. In Sachen Speicher plant der Server-Spezialist eine Offerte für einen Dollar pro Gigabyte und Monat. Weitere Angebote sollen folgen, verspricht Youngjohns. Denkbar sei beispielsweise ein Utility-Modell für Desktop-Umgebungen und Applikationen. Ersteres könnte ebenfalls einen Dollar pro User und Monat kosten, spekuliert der Sun-Manager. Im Bereich Application Utility setzt er auf Kooperationen mit Application-Service-Providern (ASPs). Darüber hinaus soll es weitere Partnerlösungen geben, die Youngjohns allerdings nicht näher beschreiben wollte.

Viel wird davon abhängen, ob Sun Partner findet, die das Utility-Modell mittragen. Auf Basis der Grid-Technik und des Betriebssystems Solaris kann Sun zwar Teile der technischen Infrastruktur abdecken. Youngjohns spekuliert für die nächsten Jahre bereits über gewaltige Rechenzentrumskapazitäten, in denen weit über 100 000 CPUs zusammengeschaltet werden sollen. Mit Hilfe des Betriebssystems und der dazugehörigen System-Management-Werkzeuge lasse sich dieser Pool dynamisch aufteilen und verwalten. Andere Anbieter auf diesem Feld seien noch längst nicht so weit. Youngjohns bezeichnet die Plattformen AIX von IBM und Hewlett-Packards HP-UX als Verlierer dieser Entwicklung.

Damit Sun nicht das gleiche Schicksal erleidet, wird sich jedoch noch einiges tun müssen. So stellt die pure Rechenleistung nur einen Teil der von den Nutzern benötigten Ressourcen dar. Die darauf aufbauenden Applikationen sind letztendlich der Teil, der für die Anwender sichtbar ist. In diesem Umfeld hat sich in Sachen Utility-Computing bislang wenig bewegt. Nach wie vor beherrschen starre Lizenzmodelle, die sich an der Zahl der Nutzer oder der CPUs orientieren, die Szene. Bevor sich in diesem Bereich nicht flexible Abrechnungsmodelle durchsetzen, was die Nutzung von Applikationen anbelangt, wird es auch Sun schwer haben, sein Utility-Modell im Markt zu etablieren. Dann wird der Traum schnell zum Albtraum. (ba)