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CeBIT startet Neuanfang

27.02.2008
Von WIWO WIWO
Kürzer, flexibler, effizienter: Die weltgrößte Computermesse CeBIT will in diesem Jahr mit einem grundlegenden Umbau einen Neuanfang starten. Von der "neuen CeBIT" sprechen ihre Macher - und versprechen ein schärferes Profil, eine übersichtlichere Struktur und mehr Inhalt.

Die Messe (4. bis 9. März) in Hannover ist um einen auf sechs Tage verkürzt worden, dies soll die Kosten für die Unternehmen senken. Zugleich aber soll für sie der Nutzen steigen. Die CeBIT will künftig wieder vor allem eine Fachmesse sein und zu ihren Wurzeln zurückkehren - nach dem Motto: Mehr Fachbesucher, weniger „Plastiktütenträger“.

Doch auch mit dem neuen Konzept hat die CeBIT-Veranstalterin Deutsche Messe AG den Ausstellerschwund nicht aufhalten können. Die Zahl der Aussteller sank im Vergleich zum Vorjahr um etwa fünf Prozent auf gut 5800, die Ausstellungsfläche um mehr als zehn Prozent auf rund 240.000 Quadratmeter. Die Messe nennt vor allem zwei Gründe: Der starke Euro belaste die Budgets von Unternehmen aus Übersee, zudem spiegele die geringere Ausstellerzahl den Konzentrationsprozess in der Branche wider.

Dennoch: Mit dem neuen Konzept will die Messe AG die Talfahrt ihrer wichtigsten Messe stoppen. Kern der neuen Struktur sind drei Säulen: Dies ist zum einen der Bereich „Business“ - das bedeutet Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, die sich vornehmlich an Fachbesucher wenden.

Die zweite Säule ist der stark wachsende „Public Sector“-Bereich für Fachbesucher aus den öffentlichen Verwaltungen.

Die dritte Säule nennt sich „Home & Mobile“ - Produkte und Lösungen, die das private Leben verändern.

Zu übergeordneten Schwerpunkten zählen die Themen „Green IT“, mobiles Internet und IT-Sicherheit. Die Veranstalter versprechen, mit dem neuen Konzept sei die CeBIT-Struktur deutlich übersichtlicher. Die Devise lautet: Weg vom „Gemischtwarenhandel“, wie es in Hannover heißt. Einzelne Bereiche seien so gebündelt worden, dass die Besucher möglichst kompakt das jeweils für sie interessante Angebot nutzen könnten.

Viel stärker als bislang sei die CeBIT zudem auf die Anwenderinteressen ausgerichtet. Auch wurde die Zahl der Tagungen und Fachveranstaltungen deutlich ausgebaut. Vor allem in der Telekommunikations-Branche aber scheint das neue Konzept auf Kritik zu stoßen. Der Handyriese Nokia ist erneut nicht mit einem eigenen Stand vertreten, sondern will sich auf hauseigene Veranstaltungen konzentrieren. Ebenfalls nicht nach Hannover kommen Unternehmen wie O2 und freenet.

Zudem ist die Konkurrenz für die CeBIT härter geworden. Dazu zählen die Berliner Internationale Funkausstellung IFA, die nun jedes Jahr stattfindet, die Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona und die Consumer Electronics Show in Las Vegas.

Der Branchenverband BITKOM begrüßt das neue CeBIT-Konzept. Die Messe habe für die Unternehmen deutlich an Attraktivität gewonnen, sagt BITKOM-Präsident August-Wilhelm Scheer. Die CeBIT sei nun stärker an Themen und Lösungen interessiert. „Der Nutzen sollte stärker im Vordergrund stehen als der Glamour“, sagt Scheer. Der Deutschland-Chef des Softwareriesen Microsoft, Achim Berg, spricht von einem „Wechsel der Blickrichtung“.

Analog zum rasanten Wandel der High-Tech-Branche war die CeBIT lange auf der Suche nach dem passenden Profil. Besucher- und Ausstellerzahlen gingen immer weiter zurück, wichtige Unternehmen kehrten der Messe den Rücken. Kurz vor Weihnachten 2006 schlugen die Veranstalter Alarm: In einem Brief an die Aussteller kündigte Messe-Vorstand Ernst Raue einen tiefgreifenden Umbau der CeBIT an. Das Erscheinungsbild der Messe solle nachhaltig verbessert werden, die Effezienz für die Aussteller deutlich erhöht und deren Kosten gesenkt. Dazu gehörten auch Verhandlungen mit den Hotels in Hannover über moderatere Preise. Zwar wurde ein Kontingent von rund 2500 Zimmern zum Preis von 110 bis 290 Euro vereinbart - mehr als ein „Tropfen auf den heißen Stein“ sei dies aber nicht, räumt ein Messe-Sprecher ein.

Auch in diesem Jahr verlangen Hotels zur CeBIT Zimmerpreise von bis zu 400 oder 500 Euro und damit ein Vielfaches mehr als im Rest des Jahres - CeBIT-Zeit ist absolute Spitzensaison für die Hotels in Hannover. Abschied nehmen heißt es dagegen von der alten Halle 1: Die weltgrößte Messehalle ist kein Bestandteil der CeBIT mehr. Wegen ihrer festen Ausstellungsstände sei die Halle nicht mehr ausreichend flexibel zu nutzen gewesen, heißt es - außerdem gilt die Halle als stark renovierungsbedürftig. Über ihre neue Nutzung ist noch nicht entschieden, abgerissen werden soll sie aber nicht.

Der Abschied von Halle 1 steht als Symbol für den Neuanfang der CeBIT - war das riesige Gebäude doch die Geburtsstätte der längst weltgrößten Computermesse. Denn 1970 fand sich in Halle 1 im Rahmen der Industrieschau Hannover Messe erstmals ein „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ - kurz: CeBIT.