Web

CeBIT: Siemens IC ist "glimpflich" davongekommen

14.03.2002
Auf der CeBIT zog der Siemens-Konzernbereich Information and Communications (IC) ein weitgehend positives Fazit: Man habe die Krise im Handy- und Telco-Ausrüstergeschäft halbwegs glimpflich überstanden.

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Ein weitgehend positives Fazit zog der Konzernbereich Information and Communications (IC) der Siemens AG auf der CeBIT. Die Münchner haben nach eigener Auffassung die Krise im Handy- und Telco-Ausrüstergeschäft halbwegs glimpflich überstanden und sehen sich für die Zukunft gut aufgestellt.

Volker Jung (siehe Bild), für die IC-Sparte verantwortliches Mitglied des Zentralvorstands der Siemens AG, betrieb vor Journalisten in Hannover zunächst noch einmal Ursachenforschung für die Krise in der weltweiten TK- und IT-Industrie. Beide Branchen seien, so Jung, in den letzten Jahren, "angefeuert von Analysten und getragen von einer Welle der Euphorie", von Erfolg zu Erfolg geeilt, mussten dann aber "eine Vollbremsung" hinlegen. Gründe für dieses abrupte Ende des Booms seien eine unglückliche Verquickung mehrerer Umstände gewesen: das Ende des Internet-Hypes, die Ernüchterung im E-Business, das Abklingen der Mobilfunkeuphorie sowie das Abflauen zweier Sondereffekte im IT-Bereich, der Jahr-2000- und Euro-Umstellung.

Für seine eigene Company nahm Jung in Anspruch, "früh und umfassend" auf die Wachstumsschwäche in der globalen TK-Industrie reagiert zu haben. Die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen in den drei Business Units IC Networks, IC Mobile und Siemens Business Services (SBS) begännen zu greifen. Jung versuchte dies anhand eines Umsatzvergleichs mit den wichtigsten Wettbewerbern im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 zu untermauern, wo außer Siemens nur Nokia zulegen konnte. Mit einem Umsatzwachstum auf 30 Milliarden Euro konnte man die Position zwei im Markt für TK-Ausrüstung zurückerobern und rangiere nun vor Alcatel, Lucent, Cisco und Nortel Networks. Dabei vermied der Siemens-Manager aber tunlichst den Hinweis, dass in diese Rechnung auch die Einnahmen der Servicesparte SBS (rund sechs Milliarden Euro) einbezogen wurden - der Vergleich also schon etwas hinkt.

Auch die Ergebnisseite belege, so Jung weiter, dass Siemens IC im Vergleich zu vielen Wettbewerbern "glimpflich" davongekommen ist. Dies sei im Wesentlichen auf vier Punkte zurückzuführen: eine "behutsame Akquisitions-, Finanzierungs- und Produktpolitik", die Weigerung, sich als Equipment-Lieferant beim Aufbau der neuen UMTS-Netze auch als Financier zu engagieren, die globale Präsenz des Gesamtkonzerns, die regionale Schwankungen ausgleiche, sowie die Fokussierung des eigenen Portfolios "auf Wachstumsgebiete".

Als solche definierte Jung die Bereiche IP-Konvergenz, Breitbandzugänge, mobile Endgeräte und Infrastruktur sowie E-Business. Der Siemens-Vorstand verwies auf jüngste Erfolge des Konzerns. So habe man weltweit die führende Position bei Konvergenztechniken, die Voice-over-IP ermöglichen, beispielsweise bei den Vermittlungssystemen "Hipath" (für Firmenkunden) und "Surpass" (für Netzbetreiber), ausbauen können. Irritiert zeigte sich Jung in diesem Zusammenhang über die jüngste Umsatzwarnung von Wettbewerber Nokia, der gemeldet hatte, dass der Umsatz mit Vermittlungstechnik im ersten Quartal vermutlich um 25 Prozent unter dem Vorjahr liegen werde. Dass die Marktentwicklung in diesem Bereich "flach" verlaufe, sei kein Geheimnis, betonte Jung, einen Einbruch könne man aber bei Siemens "derzeit nicht erkennen".

Neben Jung waren auch die Bereichsvorstände Thomas Ganswindt (IC Networks), Rudi Lamprecht (IC Mobile) und Paul Stodden (SBS) bemüht, Optimismus zu verbreiten. Ganswindt sprach von einem nach wie vor sehr schwierigen Marktumfeld, vor allem "im Carrier-Business in den USA". Insgesamt befinde man sich jedoch auf einem guten Weg. IC Mobile und SBS seien wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt, IC Networks sei "noch nicht ganz so weit".

Lamprecht sang auf der CeBIT das Hohelied auf den Handy-Hersteller Siemens. Man wolle im laufenden Jahr deutlich stärker als der Markt wachsen, der in diesem Jahr nach jüngsten Schätzungen von Dataquest weltweit von 400 auf 420 Millionen verkaufte Einheiten zulegen dürfte. Summa summarum dürfte dies bedeuten, dass die Münchner dabei ihre Position als Nummer drei auf dem Weltmarkt nach Nokia und Motorola stabilisieren könnten. Noch im vierten Quartal 2002 werde Siemens erste UMTS-fähige Handys auf den Markt bringen, bekräftigte Lamprecht, der sich ansonsten recht zurückhaltend zur Entwicklung der neuen Mobilfunkgeneration äußerte. Siemens als Gerätelieferant habe seine Hausaufgaben gemacht, und man werde 2003 sicher eine "erste Marktbelebung" beoachten können. Trotzdem bat er die in Hannover anwesenden Journalisten: "Ersparen Sie mir einen Blick in die Kristallkugel." (gh)