Ruhe ist die erste Besucherpflicht

CeBIT: Sicherheitsmaßnahmen - wie auf Flughäfen üblich

15.02.1991

It's CeBIT-Time - das heißt in diesem Jahr nicht nur Präsentation von Neuheiten im Hard- und Softwarebereich, sondern bedeutet auch verstärkte Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen, von denen die Messebesucher betroffen sein werden. Durch ihr Verhalten können die Messebesucher jedoch aktiv zur Sicherheit beitragen.

Der Golfkrieg macht für die CeBIT und für die Industriemesse gegenüber dem Vorjahr ein deutlich verstärktes Sicherheitskonzept notwendig, denn schließlich werden auf der diesjährigen weltgrößten Computermesse allein 330 Aussteller aus den USA, 177 aus Großbritannien, 94 aus Frankreich und 37 Aussteller aus Israel erwartet. Insgesamt gibt es rund 700 bis 800 Firmen, die entweder selbst oder über ihre Mutterländer mit dem Golfkrieg in Zusammenhang gebracht werden könnten.

Allerdings bewahrt man bei der Deutschen Messe AG ebenso wie bei der Polizei Hannover die Ruhe: "Es gibt keine besonderen Erkenntnisse über eine konkrete Gefährdung der CeBIT", macht der für die Sicherheit zuständige Polizei-Oberrat Wilhelm Evers deutlich. Man arbeite jedoch verstärkt mit der Deutschen Messe AG an der gemeinsamen Entwicklung eines "abgerundeten Sicherheitskonzeptes", das ein ganzes Bündel sichtbarer und für den Messebesucher unsichtbarer Maßnahmen enthalte.

Darüber, wie dieses Maßnahmenbündel im einzelnen aussieht, hüllen sich sowohl die Messeleitung als auch die Polizei weitgehend in Schweigen aus verständlichen Gründen, denn schließlich will man dieses Sicherheitskonzept nicht dadurch in seiner Wirkung schwächen, indem man es der Öffentlichkeit vorstellt.

Sicher ist jedoch, daß es sowohl im Vorfeld der Messe, also zum Beispiel auf den Parkplätzen, als auch an den Eingängen und auf dem Gelände selbst eine deutlich verstärkte Polizeipräsenz geben wird. Der Besucher muß sich an den Eingängen auf verschärfte Kontrollen einrichten, die unter Umständen zu Schlangen führen können. Da mit verstärkten Inspektionen zu rechnen ist, sollten Aussteller und Besucher das Messegelände zeitiger ansteuern, um rechtzeitig auf den Stand oder zu Terminen zu kommen.

Das Spektrum möglicher Kontrollen reicht vom Öffnen des Aktenkoffers über das Abtasten bis hin zu Maßnahmen, wie sie bei Flügen üblich sind. Eine Sicherheitsgebühr, wie sie mittlerweile an den Flughäfen üblich ist, wird es jedoch in keinem Fall geben. Welche Schritte jedoch konkret unternommen werden, richtet sich nach aktuellen Erkenntnissen: "Die Sicherheitsmaßnahmen werden lageangepaßt hoch- oder runtergefahren", umreißt Evers die Strategie der Polizei.

Für die Aussteller wird es ein Informationsblatt mit Verhaltensmaßregeln für bestimmte Situationen geben, wobei man hier besonders auf Erfahrungen zurückgreifen kann, die man während der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) gewonnen hat. Gerade die ILA erforderte aufgrund der Präsentation auch von militärischer Technik verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Aussteller sollen zum Beispiel morgens beim Betreten des Standes darauf achten, ob irgendwelche Veränderungen gegenüber dem Vortag festzustellen sind.

Aussteller wie Messebesucher sollten besonders auf alleinstehende Gepäckstücke achten. Eigeninitiative wäre jedoch, würde man ein solches Gepäckstück bemerken, völlig verfehlt. Also nicht das Ohr an einen Koffer legen, um zu hören, ob eine Uhr tickt, sondern das Standpersonal informieren, das die Polizei benachrichtigen wird, die die erforderlichen Schritte einleiten kann.

Natürlich enthält nicht jeder alleinstehende Koffer eine Bombe - aber vorbeugen ist in jedem Falle besser. Und so rechnet Evers auch mit einer Flut von Polizeieinsätzen, weil Koffer irgendwo vergessen wurden und allein auf einem Tisch oder n einem Stand stehen. Den Messebesuchern empfiehlt er deshalb, den Aktenkoffer immer mitzunehmen und nicht aus Versehen zu vergessen und stehen zu lassen. Grundsätzlich sollte das Gepäck immer "am Mann" beziehungsweise "an der Frau" getragen werden. Allein durch diese aktive Mithilfe der Messebesucher können viele Fehleinsätze der Polizei vermieden werden. So kann jeder Messebesucher aktiv zur Sicherheit beitragen.

Bei der Ankunft auf dem Flughafen in Hannover-Langenhagen wird es keine Verzögerungen geben, weil die Fluggäste bereits beim Einchecken in ihren Heimatländern kontrolliert wurden. Die verstärkten Kontrollen beim Abflug dürften jedoch zu längeren Wartezeiten führen. Da sich die Abflugzeiten nicht verändern werden, sollten die Fluggäste eine Stunde früher als gewohnt am Flughafen erscheinen.