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CeBIT: SAP schnürt neues Paket mySAP ERP

17.03.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie Hasso Plattner (Computerwoche online berichtete) wird auch der Produktname "R/3" künftig in den Hintergrund treten. Die SAP AG stellte vergangenen Herbst das letzte Release "R/3 Enterprise" unter diesem Label vor. Damit verabschiedet sich SAP jedoch keineswegs aus dem ERP-Geschäft, vielmehr präsentierte der Konzern "mySAP ERP“ als neue Business-Software. Dieser umfasst mit R/3 Enterprise klassische ERP-Funktionen, die Infrastrukturkomponente "Netweaver“ sowie Elemente der Applikationen "mySAP Human Resources" und "mySAP Financials". Damit gliedert sich das ERP-Produkt in die mySAP Business Suite (vormals mySAP.com) ein.

Hatte der Anbieter in den letzten Jahren vor allem die Bedeutung von CRM- und SCM-Lösungen in den Vordergrund gestellt, um Spezialisten wie Siebel und i2 die Stirn zu bieten, so besinnt sich SAP mit mySAP ERP wieder seiner Wurzeln. "ERP war in Zeiten der New Economy ein Unwort, doch nun haben alle erkannt, dass niemand ein CRM-System einführt, wenn kein ERP-System vorhanden ist", sagte Henning Kagermann in einem Interview mit der CW.

Neben der Rückbesinnung auf ERP kündigte SAP Weiterentwicklungen in Richtung mobiles Computing an: Eine mit HP und dem Mobilfunkanbieter Vodafone vereinbarte Zusammenarbeit zielt darauf ab, Anwendern einen mobilen Zugriff auf Business-Applikationen zu geben. Kern der Lösungen ist "mySAP Mobile Business“, mit der sowohl SAP-eigene als auch Software von Drittherstellern für den Zugriff über Endgeräte wie PDAs und Notebooks ausgestattet werden sollen. Der Kooperationspartner HP erhofft sich durch die Zusammenarbeit mit dem Softwareriesen, Server-Systeme sowie Handhelds, Notebooks und Tablet PCs zu vermarkten. Geräte wie etwa Compaqs Kleinrechner "iPaq" sind für den mobilen Anwendungszugriff bereits vorkonfiguriert. Vodafone stellt die Mobilfunkverbindung bereit. Bisher hatten Firmen große Mühe, mobile Geräte mit zentralen ERP- und CRM-Applikationen zu verknüpfen, da sich die erforderliche Backend-Integration sowie die Unterstützung

unterschiedlicher Endgeräte schwierig gestaltete. Beides verspricht SAP mit der "Mobile Engine" liefern zu können.

Zu den Hoffnungsträgern der SAP zählt das Geschäft mit kleinen und mittelständischen Firmen. Die Walldorfer wollen unabhängige Softwareanbieter dafür gewinnen, branchen- beziehungsweise kundenspezifische Erweiterungen für die Software "Business One" zu schreiben. Für das in seinem Funktionsumfang eher schlichte Programm hat beispielsweise die deutsche Firma Weber Datentechnik ein Produktionsplanungs- und Kontrollsystem entwickelt. Ein solches Zusatzprodukt macht das SAP-Programm auch für Fertigungsbetriebe interessant. Mittelstandskonkurrenten der SAP verfügen meist über eigene PPS-Funktionen, die integraler Bestandteil ihrer Software sind. Ein weiteres Partnerunternehmen, Simultan aus der Schweiz, hat ein Anlagen-Management-Modul entwickelt.

Mit einem Software-Development-Kit soll es Partnern leichter fallen, die Business-One-Lösung an kundenspezifische Anforderungen anzupassen. Business One basiert auf einer von R/3 und mySAP unabhängigen Technik, die auf die Entwicklung der übernommenen israelischen Firma Topmanage zurückgeht. SAP vertreibt Business One indirekt über Vertriebspartner. Zurzeit bieten in Deutschland 38 Firmen dieses Produkt an. Der Softwarekonzern konkurriert hierzulande vor allem mit Microsoft, das mit Navision einen ERP-Hersteller nebst Vertriebsnetz erworben hat.

Erweitert haben die Walldorfer darüber hinaus das Angebot an Branchenlösungen für projektorientiert agierende Dienstleistungsunternehmen. "mySAP Professional Services" wendet sich beispielsweise an Unternehmensberatungen. Zu den Funktionen zählen ein Projekt-Management, Einsatzplanung, Analysefunktionen und Wissens-Management. (fn)