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CeBIT: SAP-Chef - Regierung legt uns keine Steine in den Weg

14.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Europas größter Softwarekonzern SAP fühlt sich in Deutschland in seiner unternehmerischen Freiheit nicht durch bürokratische Hindernisse eingeschränkt. "Die Regierung legt uns keine Steine in den Weg", sagte SAP-Chef Henning Kagermann am Sonntag in einem dpa-Gespräch. Es gebe zwar Regularien, die lästig seien. "Wir haben aber keine Angst vor einem Gleichstellungsgesetz in Deutschland. Wir brauchen allerdings so ein Gesetz auch nicht, um erfolgreicher zu sein", sagte Kagermann.

Der Bedarf und das Potenzial von Fachkräften in Deutschland sei vorhanden. Die SAP sei jedoch ein global agierendes Unternehmen. Der Hemmschuh für mehr Einstellungen sei aber das Lohnniveau in Deutschland. Der SAP-Chef hatte zum Jahresbeginn angekündigt, in diesem Jahr 600 neue Stellen im heimischen Markt zu schaffen. "Ich könnte noch doppelt so viele Mitarbeiter einstellen", betonte der Vorstandschef. "Es macht aber schon einen Unterschied, ob sie vier Leute für das Geld von einem bekommen."

Kagermann betonte, das Softwarehaus habe nicht vor, Deutschland den Rücken zu kehren. Deutschland sei nicht nur der Sitz der Konzernzentrale und der zweitgrößte Markt für die SAP, sondern auch Sitz der größten Forschungsabteilung des Walldorfer Dax-Unternehmens. "Das vergessen die Leute immer. Wir haben an diesem Standort eine Ingenieursmannschaft aufgebaut, die man nicht so leicht woanders findet."

Die Neuordnung der Kompetenzen im SAP-Vorstand spiegle die Entwicklung der SAP zu einem globalen Spieler wieder. Kagermann hatte die Verantwortung für die Produktentwicklung an Shai Agassi abgegeben. Der Bereich Marketing wurde Léo Apotheker unterstellt. Die neue Kompetenzverteilung gebe ihm den Spielraum, um den SAP-Vorstand als Team zu führen. "Ich habe jetzt auch noch genug zu tun", erklärte der Vorsitzende. "Ich ziehe mich damit nicht raus." Mit der Neuordnung würden zudem die Zuständigkeiten klarer verteilt.

Die US-Unternehmen Microsoft und Oracle sind nach Angaben Kagermann die stärksten Wettbewerber im Markt für Unternehmenssoftware. "Oracle war uns in den neunziger Jahren schon einmal dichter auf den Fersen als sie es heute sind." Der Wettbewerb mit dem kalifornischen Anbieter führe aber nicht dazu, dass bei der Einführung von SAP-Programmen Produkte von Oracle diskriminiert würden. "Unsere Anwendungen laufen auf den Oracle-Datenbanken einwandfrei." SAP ist der Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Nach der Übernahme von Peoplesoft ist Oracle als Nummer zwei im Markt dichter zu SAP aufgerückt. (dpa/tc)