CeBIT: SAP baut Zusammenarbeit mit Siemens aus und will Betriebsrat verhindern

09.03.2006
Europas größter Softwarehersteller SAP baut die Zusammenarbeit mit der Siemens-Tochter Financial Services zur Finanzierung von Softwareprogrammen aus. SAP-Chef Henning Kagermann kündigte am Donnerstag auf der CeBIT in Hannover zudem an, alle Möglichkeiten gegen die Gründung eines Betriebsrats zu überprüfen.

Bei der CeBIT stehen aus Sicht von SAP die Fortschritte bei der Prozessplattform "NetWeaver" sowie der Mittelstand im Mittelpunkt. SAP will das Geschäft vor allem mit Mittelstandsbetrieben ab 100 Beschäftigten weiter stärken. Kagermann betonte zudem erneut, dass SAP nicht nach großen Akquisitionszielen Ausschau hält.

Außerdem wurde am Donnerstag bekannt, dass Aufsichtsratschef Hasso Plattner seinen Anteil an SAP auf unter zehn Prozent drückte. Plattner habe in der vergangenen Woche 1,46 Millionen Aktien oder knapp 0,5 Prozent des Grundkapitals an SAP für 252 Millionen Euro verkauft. Damit sank der Anteil des SAP-Gründers auf rund 9,7 Prozent. Hintergrund der Transaktion sind Beobachtern zufolge steuerliche Gründe. Wie auf der Internetseite weiter mitgeteilt wurde, zahlte Plattner zudem Anfang März ein Wertpapierdarlehen in Höhe von 500.000 Euro zurück. Der Kurs der im EuroSTOXX 50 notierten Aktie stieg am Donnerstagmittag um 1,27 Prozent auf 172,46 Euro und näherte sich damit wieder dem Mehrjahreshoch von 175,47 Euro von Ende Februar.

Das gemeinsam mit Siemens Financial Services betriebene Finanzierungsprogramm SAP Financing solle erweitet werden. Das Programm zur Finanzierung von SAP-Lösungen solle bis Mitte 2006 in 41 Ländern verfügbar sein. Derzeit werde es in 18 Ländern angeboten. Mit der Ausdehnung reagieren beide Unternehmen nach eigenen Angaben auf die verstärkte Nachfrage nach Finanzierungslösungen für IT-Investitionen. "Seit Einführung des Programms im Oktober beläuft sich das angefragte Finanzierungsvolumen bereits auf 67 Millionen Euro", sagte der SAP-Chef.

Zum weiteren Vorgehen in puncto Betriebsrat sagte Kagermann: "Unsere Experten beraten und diskutieren derzeit alle Möglichkeiten." Er zeigte sich verwundert darüber, dass drei Mitarbeiter gegen die Mehrheit unter den Mitarbeitern die Gründung eines Betriebsrats durchboxen wollen. "Bisher dachte ich immer, dass in einer Demokratie eine Minderheit die Meinung der Mehrheit akzeptiert." 91 Prozent der Belegschaft in Walldorf haben sich den Worten Kagermanns zufolge gegen die Gründung eines Betriebsrats ausgesprochen.

Im Kampf um die Mittelstandskunden setzt SAP auf neue Produkte sowie den Ausbau des indirekten Vertriebswegs. Insgesamt will der Softwarehersteller bis 2010 bis zu 45 (2005: 31)Prozent des Umsatzes aus dem Verkauf von Software aus dem Mittelstandsgeschäft ziehen. Rund die Hälfte der IT-Investitionen werden von mittleren und großen Betrieben des Segments getätigt. Hier sieht sich SAP als Marktführer. Bei kleinsten Betrieben mit bis zu 100 Angestellten wolle SAP seine Position ausbauen, strebt hier aber nicht die Position als Nummer eins. Das Geschäft mit diesen Unternehmen wird von vielen regionalen Anbietern dominiert. Außerdem ist der britische Konzern Sage hier stark positioniert. (dpa/tc)