CeBIT-Rundgang/Engineering Data Management wir zum zentralen CAx-Thema

01.03.1996

Dem Thema Informationslogistik widmen sich inzwischen CAx- Hersteller mit Produkten zum Engineering Data Management (EDM) beziehungsweise dem meist synonym verwendeten Produktdaten- Management (PDM). Der folgende Messerundgang praesentiert eine Auswahl neuer Konstruktions- und EDM/PDM-Tools, die traditionell in den Hallen 20 und 21 gezeigt werden.

Ein erheblich steigendes Interesse an EDM/PDM und einer Standardisierung der dort verwendeten Dateiformate stellt die Prostep GmbH fest. Das Darmstaedter Unternehmen nimmt insofern eine Sonderstellung in der Branche ein, da es seitens der Anwender mit der Normierung des Produktdatenaustauschs zwischen unterschiedlichen CAD/ CAM-Systemen betraut ist. Diese Step- Initiative erstreckt sich inzwischen auch auf das EDM- beziehungsweise PDM-Umfeld - forciert vor allem von den deutschen Automobilherstellern und deren Zulieferindustrie. Auf der Messe zeigt Prostep den Prototypen eines EDM-Systems, das zum Anwendungsdatenmodel AP 214 fuer die Automobilindustrie konform ist (Halle 21, Stand C48).

Ausserdem wird der "Data Exchange Manager" (DXM), ein Software-Tool zur Automatisierung des fehleranfaelligen CAD/ CAM-Datenaustauschs, vorgefuehrt. Das seit rund einem halben Jahr erhaeltliche Produkt reduziert den Austausch von Konstruktionszeichnungen zwischen unterschiedlichen Systemen quasi auf einen "Mausklick". Nachdem die relevanten Daten anfangs in der integrierten Datenbank hinterlegt wurden, beschraenkt sich das Prozedere fuer den Anwender auf die Auswahl des Empfaengers und des zu uebertragenden Konstruktionsmodells. Neben den Empfaengerdaten wie Name und ISDN- Adresse werden in der Datenbank auch technische Informationen etwa zum Zielsystem und zur Austauschmethode (Iges, VDAFS oder Step) gespeichert. Die Adam Opel AG hat laut Prostep auf diese Weise die Anbindung von 118 externen Partnern realisiert.

Halle 20

Der Control-Data-Geschaeftsbereich Icem Technologies aus Frankfurt am Main, Halle 20, Stand C22, fasst den Messeschwerpunkt im Bereich Concurrent Engineering zusammen. Gezeigt werden "Icem Photo", ein digitales Verfahren zur photogrammetrischen Erfassung physikalischer Modelle und deren mathematischer Oberflaechenbeschreibung. Das Designsystem "Icem Surf" fuer Freiformflaechen wurde in der neuen Version 2.1 um Diagnosewerkzeuge erweitert und hinsichtlich der Benutzerfuehrung sowie des Datenaustauschs mit Fremdprodukten verbessert. Die CAD/CAM-Plattform "Icem DDN" mit integrierter Sachmerkmalleiste liegt in Version 3.3 vor, arbeitet mit den neusten Acis- Bibliotheken und enthaelt einen Step-Datentranslator.

Bei der Applicon GmbH aus Ruesselsheim debuetiert Version 5.5 von "Bravo" auf der CeBIT in Halle 20, Stand C11. Das Update laeuft nun auch unter HP-UX und enthaelt seitens des Volumenmodellierers "Bravo Solids XL" ebenfalls das aktuelle Release 1.7 des Acis- Geometriekernels. Neben Erweiterungen bei den Konstruktionsfunktionen gehoert nun mit "Bravo Piping" ein interaktives Rohrleitungsmodul zum CAD/ CAM-Paket.

Mit "Proficam fuer Windows" will die Coscom GmbH aus Ebersberg bei Muenchen Messebesuchern in Halle 20, Stand C10, beweisen, dass es sich bei CAD/CAM nicht immer um zwei Softwarepakete handeln muss, die ueber Schnittstellen miteinander verknuepft sind. Die integrierte CAD-Oberflaeche des Programms und die einheitliche CAD- Datenbasis erlauben es NC-Programmierern, Zeichnungen aus der Konstruktion zu laden und bis zu einem fertigen NC-Programm weiterzuverarbeiten. Der wesentliche Unterschied zu herkoemmlichen CAM-Systemen besteht laut Hersteller darin, dass die Software ohne jede Programmiersprache zu bedienen ist: Die zu bearbeitenden Geometrien werden angeklickt und in sogenannte Jobs uebernommen. Ein solcher Job besteht aus den Bereichen Werkzeuge, Geometrie und Technologie, in denen jeweils die Grafiken mit den geometrischen und technologischen Parametern gespeichert sind. Diese koennen dann fuer unterschiedliche Arbeitsschritte beliebig kombiniert werden. Anhand einer 3D-Simulation lassen sich die gewaehlten Ablaeufe simulieren.

Auf Windows NT und Microsofts Back-Office-Konzept als weitere Plattform fuer das EDM-Paket "Pro File" setzt die Karlsruher Procad GmbH. Wie auf der Messe, Halle 20, Stand C01/1, zu sehen, hat der Anwender damit die Moeglichkeit, auch den "SQL Server" als Datenbankumgebung und "Exchange" fuer eine Workflow-Loesung einzusetzen. Weitere Neuerungen um Pro File sind Verbindungsmodule zu Autocad und Microstation. Im Rahmen des Jupiter-Projekts von Intergraph wird in Kuerze auch die Integration des Assembly-Design- Produkts "Solid Edge" realisiert werden.

Halle 21

Der Engineering-Bereich der IBM praesentiert sich im Rahmen eines "CAD Competence Centers" in Halle 21, Stand E20. Im Mittelpunkt stehen dort hauseigene sowie Partnerloesungen rund um die aktuelle Version 4 von Catia/Cadam sowie um Release 3 der Ingenieurdatenbank "Product Manager".

Zum Gemeinschaftsstand gehoert die Oberhausener DVO GmbH, ein Unternehmen von IBM und der Deutschen Babcock. Ihr Produktspektrum umfasst die neue objektorientierte 3D-Anlagenbauloesung "CCPlant" (ehemals "CCAPS") vom IBM-Entwicklungspartner Dassault Systems. Gezeigt wird auch "Professional Cadam" unter Windows NT sowie die Kopplung der Catia/Cadam-Solutions mit SAP ueber das Tool "C/3". Die von den Waldorfern zertifizierte Software stellt laut DVO mehr als nur eine R/3-Ergaenzung in Form einer Schnittstelle dar: C/3 unterstuetze den Produktentwicklungszyklus vom Erstellen der ersten Zeichnung ueber die gestufte Freigabe bis hin zur Lagerhaltung.

Als IBM-Partner im Bereich prozesskettenorientierte EDM-, Kommunikations- und Fertigungsloesungen ist auch der Catia/ Cadam- Spezialist Cenit GmbH aus Stuttgart auf dem Gemeinschaftsstand vertreten. Ein unternehmensdurchgaengiges Szenario wird anhand eines Fallbeispiels vorgestellt, das die Konstruktionssoftware Catia, die Zeichnungsverwaltung "CAD-ZV" von Cenit, die PPS-Module von SAP R/3, das EDM-System IBM Product Manager/6000 und die Workflow-Loesung von Filenet kombiniert. Weitere Highlights bei Cenit sind der in Catia integrierte Postprozessorgenerator "NC- Tools" und die Simulationsloesung "Vericut".

Wenig Neues im Vergleich zur Systems '95 gibt es bei den Branchenspezialisten Matra Datavision und Computervision zu sehen. Einer der Messeschwerpunkte beider Hersteller ist die jeweilige CAx-Entwicklungsplattform, mit denen die Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren fuer Aufsehen gesorgt haben. Neben den unter Unix und Windows NT laufenden, objektorientierten "Cas.Cade"-Werkzeugen kommt die Muenchner Matra Datavision GmbH mit der CAD/CAM/CAE-Loesung "Euclid 3" auf die Messe (Halle 21, Stand D65). Zu den Neuheiten zaehlen das bereits im letzten Jahr vorgestellte Produktmodelliersystem "Euclid/Designer" und die CAD- Einstiegsfamilie "Prelude Design" mit 3D-Volumenmodellierung.

Die Wiesbadener Computervision GmbH stellt in Halle 21, Stand E08, mit "Medusa" und "Cadds 5" die klassische CAD/ CAM-Palette aus, begleitet von den auf der Entwicklungsumgebung "Pelorus" basierenden Produktneuheiten. Dies sind unter anderem das unternehmensweite Produkt- und Prozessdaten-Management-System "Optegra" sowie die Stand-alone-Loesung "Design Post Drafting" zur Zeichnungserstellung. Die CAD-Applikation orientiert sich mit ihren Menues, Symbolen und Funktionspaletten am Windows-Standard. Sie unterstuetzt bidirektionale Assoziativitaet zwischen Modell und Zeichnung, enthaelt ein Verwaltungssystem fuer parametrische Zwangsbedingungen und arbeitet mit einem Step-konformen Datenformat.

Die SDRC GmbH aus Neu-Isenburg ist auf der CeBIT mit einem Hauptstand in Halle 21, Stand C66, vertreten, wo das CAE/CAD/CAM- System "Ideas Master Series" vorgefuehrt wird. Bei SUN (Halle 1, Stand 8a2) stellt das Unternehmen ausserdem seine PDM-Loesung "Metaphase Series 2" vor. Das modular aufgebaute Paket eignet sich laut Hersteller zur Steuerung von Konstruktions-, Revisions-, Freigabe- sowie Auslieferungsprozessen. Ein "Integration-Toolkit" ermoegliche die Verknuepfung von Konstruktionsprogrammen, betriebswirtschaftlichen Produkten, PPS-Paketen, Dokumentenverwaltung, Visualisierungssystemen und selbstentwickelten Anwendungen.

In komplett ueberarbeiteten Versionen bringt die Adra GmbH aus Ottobrunn bei Muenchen ihr CAx- und EDM-Angebot auf die CeBIT (Halle 21, Stand B58). Das bislang unter Unix laufende Konstruktionspaket "Cadra" wurde mit Release 10 auf die verschiedenen Windows-Varianten portiert. Das neue Interface mit Pull-down-Menues fuer nichtgrafische Operationen erlaubt eine Icon- orientierte oder textbezogene Arbeitsweise. Typische Windows- Features sind Toolbars und Cut and paste mit anderen Applikationen. Auch funktional wurde Cadra erweitert. Neben Drafting, Solid Modelling und NC-Programmierung enthaelt die Design Suite mit "Cadra E" ein Modul fuer die Elektrotechnik. Ausserdem hat der Hersteller das FEM-System "Cosmos/M" zu Analysezwecken integriert.

In Version 4 stellt Adra das auf der Datenbank "Objectivity/DB" basierende, objektorientierte EDM-Produkt "Matrix" vor. Zu den Highlights gehoeren sogenannte Visual Cues, mit denen sich grafisch dargestellte Objekte zur Anzeige bestimmter Bedingungen einfaerben lassen. Die erweiterte Tabellendarstellung erlaubt die interaktive Festlegung und Kombination von Informationen und arbeitet mit einem neuen Browser. Ueber den Objektinspektor lassen sich die Informationen eines Objekts nach Themen gliedern. Zur Integration unter anderem von Visual-Basic- und C++-Programmen sowie zur Kommunikation mit Datenbanken steht die Skriptsprache MQL zur Verfuegung, ueber die nun auch eine SAP-R/3-Schnittstelle geschaffen wurde.

Auch fuer die Duesseldorfer Autotrol GmbH bildet das Produktdaten- Management den diesjaehrigen Messeschwerpunkt (Halle 21, Stand C65). Das urspruenglich fuer ein NASA-Raumfahrtprogramm entwickelte "Centra 2000" beinhaltet Dokumenten-Management, grafisch orientierte Arbeitsablaeufe, Workflow sowie Aenderungs- und Konfigurations-Management. Das System unterstuetzt Concurrent Engineering und laeuft in einer Client-Server-Umgebung mit verteilten Dateibereichen.

Wenige Monate nachdem die Stuttgarter Straessle GmbH das 2D-System "Sigraph Design" von Siemens-Nixdorf uebernommen und in "Object D" umbenannt hat, nutzen die Schwaben die diesjaehrige CeBIT, um erste Ergebnisse der Produktzusammenfuehrung zu zeigen (Halle 21, Stand E56). Highlight ist dabei das Zusammenspiel von Object D mit dem 3D-Baustein "Feature M": Die Systeme sind untereinander in beide Richtungen assoziativ verknuepft. So koennen im parametrischen Modell von Feature M erzeugte 2D-Ansichten samt ihren Konstruktionsbeziehungen an Object D uebergeben werden. Die "fehlerfreie" Ableitung der Zeichnungen nennt Straessle "Zero- defect-Konstruktion". Ausserdem hat der Hersteller seine 3D- Software mit einem Sketcher ausgestattet, so dass zur Zeichnung von Konturen oder Skizzen nicht mehr in den 2D-Teil umgeschaltet werden muss.

Das Thema Prozesskettenoptimierung speziell fuer Variantenfertiger ist bei Straessle durch die Gesamtloesung "Process Optimizing Information System" (POIS) vertreten. Das Produkt spannt die Bruecke fuer einen Datenfluss vom PPS-System "PSK 2000" des Herstellers ueber dessen CAD/ CAM-Familie "Konsys 2000" bis hin zur NC-Programmierung mit Betriebsdatenerfasung.

Die Mechanical Design Division (MDD) der Hewlett-Packard GmbH, Boeblingen, hat erst kuerzlich Version 4.0 des 3D- Volumenmodellierers "PE/Solid Designer" vorgestellt. Das Update steht auf der Messe, Halle 21, Stand C09, im Mittelpunkt der PE/Systems-Familie von HP, zu der auch das 2D-Konstruktions- und Dokumentationssystem "PE/ME 10" und der "PE/Workmanager" zur Steuerung von Produktentwicklungsprozessen gehoeren. Verbesserungen im 3D-Paket betreffen hauptsaechlich das dynamische Modellieren von Bauteilen, den erweiterten Funktionsumfang fuer die Arbeit mit Freiformflaechen sowie ein "Integration Kit", das Applikationsentwicklern etwa fuer FEM- oder NC-Programme eine Schnittstelle zum Solid Designer bereitstellt.

Mit einem gewohnt breit gefaecherten Produktspektrum umgeben sich die PC-Spezialisten unter den CAD/CAM-Plattformanbietern. Messen wie die CeBIT werden dazu genutzt, um auf Gemeinschaftsstaenden mit zahlreichen Vertriebs- und Entwicklungspartnern die vertikale Branchenausrichtung zu unterstreichen. Allen voran die Muenchner Autodesk GmbH, um die sich auf einer Ausstellungsflaeche von rund 700 Quadratmetern (Halle 21, Stand C20/D20) Loesungen zum Maschinen- und Anlagenbau, Architektur- und Bauwesen, zur Elektrotechnik sowie im Bereich geografischer Informationssysteme gruppieren. Neben "Autocad 13 fuer Windows 95" fuehrt der Hersteller selbst erstmals die neuen Produkte "Mechanical Desktop" und "Autocad Map" einer breiten Oeffentlichkeit vor. Dabei handelt es sich um spezielle CAD-Programme fuer die Bereiche Mechanik und geografische Informationssysteme. Das Angebotsspektrum umfasst ausserdem "Autovision 2.0" (Animations- und Rendering-Software) sowie "Workcenter" (technische Dokumentenverwaltung und Workflow).

Etwas bescheidener im Flaechenbedarf gibt sich die Bentley GmbH aus Ismaning bei Muenchen (Halle 21, Stand E30). Sie stellt erstmals die Portierung von "Microstation" auf Windows 95 in deutscher Version vor. Zu dem nach Microsoft-Office-Richtlinien ausgelegten Paket gesellt sich die neue Version des auf Acis basierenden "Microstation Modelers" und das CAD-Programm "Power Draft" fuer die mittlere Leistungsklasse. Im Bereich Maschinenbau demonstriert der Hersteller eine komplette Prozesskette vom Konzeptdesign ueber FEM- Analyse und Detaillierung bis hin zur NC-Fertigung samt Anschluss an die kommerzielle DV zu SAP.

Die bei der Muenchner Intergraph GmbH Anfang letzten Jahres mit "Jupiter" eingefuehrte Microsoft-OLE-Strategie ist auch auf der diesjaehrigen CeBIT Ausstellungsschwerpunkt (Halle 21, Stand D40). Das fuer die Zusammenstellung von Mechanikbaugruppen (Assembly Design) spezialisierte Paket "Solid Edge" stellt ein erstes Ergebnis der neuen Technik dar: CAD-Zeichnungen verschiedener Systeme werden via OLE in einem Objektcontainer eingebunden. Fuer den Bereich Dokumenten- und Daten-Management stellt Intergraph Version 2.0 der "DM/Family" (DM 2) vor. Das Client-Server-Tool fuer heterogene Plattformen basiert auf dem EDM-Produkt "Metaphase" und wurde um Module wie Viewing und Scan-Dienste erweitert.