Web

CeBIT: Messe zieht Notbremse - CeBIT kehrt 2008 zu Wurzeln zurück

07.03.2007
Das Wort Krise hören die CeBIT-Macher nicht gern. Doch die Computer- und Telekommunikationsmesse ist stark in Bedrängnis geraten.

Branchenriesen wie Nokia und Motorola haben ihr den Rücken gekehrt, weil sie sich auf der Messe offensichtlich nicht mehr richtig aufgehoben fühlen. Die jahrelange Talfahrt der CeBIT setzt sich damit fort, die Ausstellungsfläche sinkt weiter. Die Veranstalterin Deutsche Messe AG in Hannover zieht nun die Notbremse - 2008 soll die CeBIT grundlegend reformiert werden. Die CeBIT in diesem Jahr ist demnach eine Übergangsmesse.

"Die CeBIT der Zukunft wird eine ganz andere Veranstaltung sein, aber sie wird weiterhin einer der wichtigsten Treiber der digitalen Welt sein", sagt Messe-Vorstandsmitglied Ernst Raue. Die CeBIT soll künftig wieder vor allem eine "Profimesse" sein - nach dem Motto: Mehr Fachbesucher, weniger "Plastiktütenträger".

Kurz vor Weihnachten 2006 hatte die Messe Alarm geschlagen. In einem Brief an die Aussteller kündigte Raue einen tief greifenden Umbau der CeBIT an. Es bestehe "aktueller Handlungsbedarf". Das Erscheinungsbild der CeBIT solle nachhaltig verbessert, die Effektivität der Messebeteiligung für die Aussteller deutlich erhöht, deren Messekosten gesenkt werden. Dazu gehören auch Verhandlungen mit den Hotels in Hannover über moderatere Preise. Derzeit satteln die Hotels zu CeBIT-Zeiten ordentlich drauf, Zimmerpreise von 400 oder 500 Euro sind nicht unüblich.

Der Kostendruck für die Firmen aber ist angesichts der harten Konkurrenz und von Preiskämpfen in vielen Teilbranchen gestiegen. "Das Fahrwasser ist schwieriger als in den Jahren, als die Unternehmen noch riesige Marketing-Budgets hatten", sagt der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes BITKOM, Bernhard Rohleder. Verbandspräsident Willi Berchtold fordert: "Eine moderne Messe muss sich rechnen, auch für die Aussteller, und sie muss bestehen im Wettbewerb mit anderen Marketing- und Vertriebsinstrumenten."

Vor allem Hausmessen machen der CeBIT zunehmend zu schaffen. Der Handyriese Nokia etwa begründete seine Hannover-Absage damit, künftig auf hauseigene Veranstaltungen zu setzen, um die Kundschaft besser und direkter zu erreichen - wie dies der Technologiekonzern Apple seit langem macht. 1999 waren die Kalifornier zum letzten Mal auf der CeBIT, spektakuläre neue Produkte wie das Multimedia-Handy iPhone präsentiert Apple auf Hausmessen.

Die CeBIT habe außerdem zunehmend Konkurrenz von anderen Messen, die ein klares Profil hätten, sagt IT-Experte Martin Gutberlet vom Marktforschungsunternehmen Gartner - wie zum Beispiel die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin und die Mobilfunkmesse 3GSM in Barcelona. Die Verbraucherelektronik-Messe IFA, die früher alle zwei Jahre stattfand, öffnet nun jedes Jahr ihre Pforten, im September - ein Angriff auf die CeBIT.

"Ohne eine grundlegende Reform hätte die CeBIT eine ungewisse Zukunft", sagt Gutberlet. "Die CeBIT muss zurück zu ihren Wurzeln. Sie muss sich wieder eindeutig auf Geschäftskunden und den Mittelstand konzentrieren und dieser Zielgruppe Lösungen anbieten." Die CeBIT habe in den vergangenen Jahren vor dem Hintergrund des Telekommunikations- und Handy-"Hypes" versucht, es allen recht zu machen. Dadurch sei das Profil der Messe aber verwässert worden.

Das Profil der CeBIT als Fachmesse soll von 2008 an wieder geschärft werden. Dazu zählt, dass die Messe um einen auf sechs Tage verkürzt wird. Sie läuft dann von Dienstag bis Sonntag - 2007 noch von Donnerstag bis Mittwoch. 2008 sollen die ersten vier Tage laut Raue auf das Fachpublikum "fokussiert" sein, am Wochenende könnten sich die Aussteller dann auf Besucher mittelständischer Unternehmen konzentrieren.

Die "neue CeBIT" soll zudem viel stärker als bislang auf die Interessen der Besucher ausgerichtet werden. Die Struktur soll nach dem Vorbild der Industrieschau Hannover Messe übersichtlicher werden. Die Devise lautet: Weg vom "Gemischtwarenhandel", wie es in Hannover heißt. Eine Palette von A bis Z, aus der sich jeder etwas aussuchen könne, werde es ab 2008 nicht mehr geben. Einzelne Bereiche sollen so gebündelt werden, dass die Besucher möglichst kompakt das jeweils für sie interessante Angebot nutzen können. (dpa/tc)