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CeBIT: Merkel freut sich über neue Technologien - und denkt an die Kunden

15.03.2007
Die SMS-Kanzlerin mag es kundenfreundlich. Immer wieder erkundigt sich Angela Merkel auf ihrem Rundgang über die Computermesse CeBIT bei den verschiedenen Unternehmen danach, welchen Nutzen die Konsumenten aus den vorgestellten Geräten ziehen können.

"Man muss die Kunden ermutigen, sich auf Neues einzulassen", sagt sie an die Adresse der Firmen, deren Stände sie am Donnerstag zur Messe-Eröffnung besichtigt. Bisher müssten viele Kunden eine "richtig dicke Wand durchbohren", bis sie verstehen, wie neue Geräte funktionieren. Merkels Botschaft: Die IT-Unternehmen sollen ihre Kundschaft nicht überfordern, neue Technologien müssten leicht zu bedienen sein. "Wer das schafft, hat ein Millionenpublikum."

Bei ihrem zweiten CeBIT-Rundgang als Kanzlerin durchschreitet die CDU-Politikerin im Eilschritt die Messehallen, ihr Gefolge kommt kaum nach. Messegäste recken die Hälse, um einen Blick auf die derzeit mächtigste Frau der EU erhaschen zu können - und das CeBIT-Publikum wird immer internationaler. Zhang Bei kommt aus Peking, er guckt mit großen Augen auf die Bundeskanzlerin. "Merkel macht gute Arbeit", meint der im Import-Export-Geschäft tätige Zhang. Die deutsche Wirtschaft aber ist ihm zu sozial, vor allem der Umgang mit den Arbeitslosen: "Die Leute sollten Geld zum Überleben bekommen, aber sie erhalten Geld, um gut zu leben." Von seinem eigenen Land zeigt sich Zhang viel überzeugter: "Wir haben gute Voraussetzungen, um schnell eigene Technologien zu entwickeln", sagt er. Dabei glänzen seine Augen.

Merkel bekommt davon nichts mit, sie ist derweil schon am nächsten Stand angekommen. Bei Fujitsu Siemens erklärt ihr Präsident Bernd Bischoff, wie die Firma den Stromverbrauch um 87 Prozent senken will. Bei Microsoft gibt sie gemeinsam mit Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbandes Deutsches Handwerk, den Startschuss zum IT-Fitness-Test, mit dessen Hilfe in den nächsten vier Jahren vier Millionen Jugendliche fit für die Herausforderung Internet gemacht werden sollen. Und SAP-Chef Henning Kagermann beschreibt der Bundeskanzlerin, wie das Unternehmen die Beschlüsse des ersten IT-Gipfels vom vergangenen Dezember umsetzen will.

"Ich bin positiv überrascht von den vielen neuen Anwendungen, die ich hier gesehen habe", sagt Merkel. Im wachsenden IT-Markt hofft sie auf neue Jobs. Gleichzeitig ermutigt sie die Unternehmen, "in dieser nicht immer ganz einfachen Phase" Schritt für Schritt eine breitere Anwendung zu ermöglichen. Daraus ergäben sich schließlich große Chancen, nicht nur für Großkunden, sondern auch für den Mittelstand - und damit letztlich auch für Deutschland.

Dass sich die promovierte Physikerin für die technischen Neuerungen auf der Messe interessiert, ist offensichtlich. Schließlich erledigt sie selber viele wichtige Angelegenheiten mit Hilfe der Technik - auch während des mehr als zweistündigen Rundganges holt sie häufig ihr Handy heraus, liest neue SMS. Merkel schreibe mit ihrem älteren Handy schneller Kurznachrichten als er mit seinem neuen, staunt Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). "Aber deshalb ist sie ja auch Bundeskanzlerin." (dpa/tc)