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CeBIT: ERP-Anbieter AP will mehr mit Dienstleistungen umsetzen

11.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der ERP-Anbieter AP AG will stärker als bisher mit Beratung und Projekteinführung Geld verdienen. Dies sei erforderlich, da mehr als die Hälfte der Projekte ein Auftragsvolumen von mehr als 150 000 Euro umfassen. Der Ansatz ist Teil der Strategie des neuen Vorstands des Unternehmens. AP wird mittlerweile durch eine Doppelspitze geführt, nachdem Firmengründer Harald Witte sich nach Differenzen über den künftigen Kurs zurückgezogen hatte. Arndt Laudien teilt sich die Firmenleitung mit Jörg Espelage, der für Entwicklung, Finanzen und Personal zuständig ist.

Der für Vertrieb, Service und Marketing verantwortliche Laudien strebt einen Dienstleistungsanteil von 40 Prozent an, den Rest sollen Lizenzgeschäft und Wartung ausmachen. Derzeit liege der auf professionelle Services entfallende Umsatzanteil bei rund 30 Prozent. Im Zuge der Neuausrichtung soll auch das Konzept zur Projekteinführung überarbeitet werden.

Einen großen Teil der Projekteinnahmen wird AP mit der Migration der bestehenden Kunden des Client-Server-Systems "P2" auf das .NET-basierende "P2plus" erzielen. Noch nutzt die Mehrheit der rund 1000 Kunden das alte Produkt, etwa 250 davon die .NET-Lösung. Nach wie vor wird P2 gewartet, und es wird weder an eine Erhöhung der Wartungsgebühren noch an ein Ende des Supports nachgedacht, versichert Laudien. Auch andere Anbieter von auf Windows aufsetzenden ERP-Produkten streben einen Systemwechsel auf .NET an.

Ein weiteres neues Geschäftsfeld soll das Plattformgeschäft mit Partnern sein. Die Idee dabei ist, Partnerfirmen die ERP-Umgebung als Framework für die Entwicklung von Branchenlösungen zu überlassen, in denen AP AG selbst keine Lösungen entwickeln will. Das Unternehmen vertreibt sein Produkt in den Bereichen (diskrete) Fertigung, Handel und Dienstleistungen.

Im Gegensatz zum ERP-Konkurrenten Microsoft plant AP hingegen kein eigenständiges CRM-System. Laut Laudien lohne sich eine solche Offerte einerseits nicht, weil es mit Microsoft, Siebel und anderen schon schlagkräftige Marktteilnehmer gebe, andererseits zweifelt der Manager grundsätzlich am Sinn einer eigenständigen Lösung für das Kundenbeziehungs-Management. AP liefert CRM-Funktionen mit dem ERP-System aus.

Nach Ansicht von Laudien ist Microsofts Neuausrichtung in Sachen ERP dem Partnerkanal geschuldet. Microsoft hatte angekündigt, kein von Grund auf neues ERP-System ("Project Green") zu entwickeln, sondern die bestehenden Linien Axapta und Navision sukzessive um .NET-Komponenten zu erweitern. Nach der ursprünglichen Planung sollten die bestehenden Produkte durch das neue System abgelöst werden. Dies habe Microsoft-Partner bei Kundengesprächen in Erklärungsnöte gebracht. (fn)