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CeBIT: Bitkom prognostiziert gute Aussichten für deutsche ITK-Branche

22.03.2001

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Traditionell zum Auftakt der CeBIT analysierte der Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom), Volker Jung, die Entwicklung der deutschen ITK-Branche. Zwar übertraf die Branche ihre letztjährigen Prognosen um zwei Prozentpunkte und erwirtschaftete einen Umsatzanstieg um 11,1 Prozent, doch ganz so rosig dürfte es nicht weitergehen.

Insgesamt kletterten die Einnahmen der deutschen ITK-Unternehmen im vergangenen Jahr auf 241 Milliarden Mark. Davon entfielen 125 Milliarden Mark auf den TK- und 116 Milliarden Mark auf den IT-Sektor. Die kräftigsten Impulse im TK-Markt kamen von Dienstleistungen in den Bereichen Mobilkommunikation und Internet. Binnen zwölf Monaten habe sich die Zahl der Mobilfunkteilnehmer auf 48 Millionen verdoppelt, während der Umsatz mit mobilen Telefondiensten um 30 Prozent auf 28 Milliarden Mark stieg, so Jung. Für 2001 rechnet der Bitkom mit einem Zuwachs von 25 Prozent auf 35 Milliarden Mark, im darauf folgenden Jahr um 23 Prozent auf 43 Milliarden Mark. Dann, so Jung, würden die Umsätze in der Mobilkommunikation erstmals höher liegen als im Festnetz.

Ein Spitzenwachstum verzeichnete der Bitkom im Internet: Zehn Millionen Deutsche seien im Jahr 2000 erstmals online gegangen, und mittlerweile nutzten 28 Prozent der Einwohner das Internet. Für die nächsten zwei Jahre sei ein Wachstum von jährlich 21 Prozent zu erwarten. Auch der Markt für Internet- Dienste verzeichnete ein ordentliches Plus, allerdings von einer niedrigen Basis aus. Die Umsätze der Online-Dienste-Anbieter kletterten um 40 Prozent auf 7,5 Milliarden Mark. Bis 2002 sieht der Bitkom das Volumen auf 15 Milliarden Mark steigen.

Wie bereits auf vorhergehenden Veranstaltungen kritisierte Jung auch auf der CeBIT die Versteigerung der UMTS-Lizenzen. Die hohen Kosten hätten sich zum "Haupthemmschuh" für ein noch dynamischeres Wachstum der UMTS-Netzbetreiber entwickelt. Telekommunikations- und wirtschaftspolitisch sei dies eine "absolute Fehlleistung", schimpfte der Verbandspräsident. Die Zeche müssten letztlich die Endverbraucher zahlen. Jung appellierte an die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post sowie das Bundeswirtschaftsministerium, zumindest Kooperationen beim Aufbau der UMTS-Netze zuzulassen. Dieser Schwarzmalerei zum Trotz konnte der Markt für Kommunikationstechnik, sprich Systeme, Geräte und Dienste, immerhin um 20 Prozent auf 51 Milliarden Mark zulegen, wobei laut Jung auch der Bereich UMTS die Entwicklung vorantrieb.

Etwas verhaltener als der TK-Sektor entwickelte sich im vergangenen Jahr der deutsche IT-Markt. Mit einem Plus von 10,1 Prozent stieg das Umsatzvolumen auf 116 Milliarden Mark. Für das laufende Jahr erwartet Bitkom eine schwächere Phase mit einem Wachstum von 8,2 Prozent, während im Jahr 2002 wieder mit einem Anstieg um 9,7 Prozent zu rechnen sei. Getragen wurde die positive Entwicklung von dem Geschäft mit Software und Services, die mit rund zwölf beziehungsweise elf Prozent zulegen konnten. Dagegen verlief das Hardwaregeschäft mit einer Wachstumsrate von fünf bis sieben Prozent eher bescheiden. Einzig die Umsätze aus dem Verkauf von mobilen PCs legten überdurchschnittlich um zwölf Prozent zu und machen mittlerweile bereits ein Drittel des PC-Marktes aus.

Die Zukunft der Gesamtbranche versuchte der Bitkom-Chef sehr optimistisch zu zeichnen: Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einem Wachstum von durchschnittlich 8,7 Prozent, 2002 erwarte man einen noch stärkeren Anstieg von 9,6 Prozent auf 287 Milliarden Mark. Zu weit wollte sich der Verbandspräsident allerdings auch nicht aus dem Fenster lehnen und räumte ein, dass die Lage der Branche zurzeit schwieriger sei als noch vor einem Jahr. "Noch bilden sich die schwazen Wolken erst über dem amerikanischen und dem japanischen Himmel", sagte Jung, man könne nur hoffen, dass Europa und Deutschland von den Auswirkungen der Konjunkturschwächen weitgehend verschont blieben. Und auch die insgesamt langsamere Entwicklung der Volkswirtschaft in Deutschland zeige bereits Folgen: Durch die sinkende Nachfrage im ITK-Sektor seien die PC- und Druckermargen "völlig aufgeschmolzen", so Jung.