CeBIT '99 Ein ganz heißes Thema in der Computerbranche

CeBIT '99 Ein ganz heißes Thema in der Computerbranche Auch auf der CeBIT zeigt sich die Kraft der Open-Source- Entwicklung

12.03.1999
Von Eva-Katharina Kunst Open-Source-Software auf der CeBIT? Noch im vergangenen Jahr kaum wahrnehmbar. Doch angesichts der zunehmenden Attraktivität von Linux und Co. haben viele Branchenriesen ihre kommerziellen Applikationen auf Open-Source-Umgebungen portiert. Sie und vor allem eine Reihe mittelständischer und kleiner Unternehmen bieten Services und Support an.

Gleich in Halle 1 trifft man auf Sun Microsystems, das auf dem Stand 8a2 die Version 2 des "Java Development Kits" vorstellt. Von der Open-Source-Idee hat Sun das Prinzip übernommen, daß der Quellcode dieser Entwicklungsumgebung offengelegt, kostenlos zur Verfügung gestellt sowie weiterentwickelt werden darf. Allerdings: Die Kompatibilität zum von Sun vorgegebenen Standard muß gewahrt bleiben, für den Vertrieb modifizierten Codes verlangt Sun überdies eine Gebühr.

Weiter geht es zum Datenbankgiganten Oracle (Halle 1, Stand 6a2), der seine kommerzielle "Oracle-8"-Version für Linux präsentiert. Für die Entwicklung und den Privatanwender ist Oracle auf Linux kostenfrei, für den Einsatz im kommerziellen Umfeld aber ist ein entsprechender Obolus zu entrichten. Ansprechpartner für Interessierte an der Open-Source-Version ist Rainer Herbert.

Von hier aus braucht man nicht weit zu wandern, um festzustellen, daß noch weitere kommerzielle Datenbankenanbieter auf Open Source setzen: Auch Informix und IBM zeigen ihre Datenbanken auf Linux. Informix präsentiert dabei in Halle 1, Stand 4d2, mit der "Linux Edition Suite" eine skalierbare Datenbank, die Internet- Anwendungen und E-Commerce unterstützt. Ansprechpartner bei Informix ist Rainer Kappenberger.

Die aktuelle Version der IBM-Datenbank "DB2" wird in Halle 2, Stand D28, vorgeführt. Als Big Blue im vergangenen Jahr die Portierung von DB2 auf Linux vor stellte, ahnte man nicht, welche Nachfrage damit ausgelöst würde. Innerhalb von nur zwei Wochen registrierte IBM bereits 20000 Downloads und stellte danach die voreilig gegebene Zusage, DB2 auf Linux sei kostenfrei, wieder in Frage. Vielleicht weiß am Stand Produktstratege Wolfgang Müschenborn inzwischen genauer, ob IBM sein ursprüngliches Versprechen einhalten wird. Für die Beantwortung technischer Fragen steht Karl-Heinz Scheible zur Verfügung.

Auf demselben Stand stellt IBM im Kontext seiner Websphere- Application-Server den "Apache"-Webserver vor, womit ein echtes Highlight unter den reinen Open-Source-Produkten auf der CeBIT vertreten ist. Ansprechpartner hierfür ist Arne Burmann.

Das dritte Projekt, das IBM in Sachen Open Source verfolgt, nämlich "Lotus Domino" auf Linux, wird man auf der CeBIT noch vermissen, da mit einer Präsentation und Auslieferung erst ab Mitte des Jahres zu rechnen ist. Wer aber bereits jetzt die Features der neuen Release 5 von Notes kennenlernen möchte, wende sich an Stefan Krüger (Halle 2, Stand C38).

Ebenfalls in Halle 2 ist mit Star Division einer der führenden Office-Hersteller vertreten, deren Produkte größtenteils schon seit einiger Zeit auch unter Linux laufen. Stand A02 ist allerdings ein reiner Präsentationsstand, an dem unter anderem "Star Office 5" mit neuem Filter-Update vorgestellt wird, das verbesserte Import- und Exportmöglichkeiten zu Microsofts Office- Programmen Word, Excel und Powerpoint anbietet sowie für die private Nutzung kostenfrei ist.

Für eingehendere Produktgespräche mit Star Division müßte sich der interessierte Anwender auf den Weg in Halle 5, Stand CO8 begeben.

Doch noch in Halle 2 ist zuvor ein Abstecher zum Konkurrenten Corel ratsam, der die gleiche Produktstrategie im Umgang mit Open Source vertritt und sein Textverarbeitungsprogramm "Wordperfect 8" für den privaten Gebrauch umsonst offeriert. Von diesem Angebot machten inzwischen mehr als 500000 Anwender Gebrauch. Am Stand C28 zeigt Mike Heritage die Personal Edition von Wordperfect 8 für Linux und steht für Fragen bezüglich Open Source zur Verfügung.

Ebenfalls in Halle 2 (Stand D55) findet sich mit Network Associates ein Unternehmen für Netzsicherheits- und -Management- Software. Die Kalifornier vertreiben im Bereich Sicherheitssoftware das Open-Source-Produkt "Pretty Good Privacy" (PGP), einen Klassiker der Verschlüsselung. Anfragen am Stand beantwortet Michael Rudrich.

Weiter geht es in der Halle 3, wo die Darmstädter Software AG auf Stand C33 mit einer neuen "Adabas-D"-Version für Linux ein kommerzielles Datenbank-Management-System mit ODBC, JDBC und Perl- Schnittstellen vorstellt. Adabas-D-Experte vor Ort ist Yalcin Kösemehmetoglu.

Als kommerzieller Anbieter betriebswirtschaftlicher Standardsoftware auf Linux-Plattformen tritt Parity Software in Halle 4, Stand A04 (212) auf. Die Produktpalette deckt Softwarelösungen für Warenwirtschaft und Rechnungswesen ab. Ansprechpartner am Stand ist Vertriebsleiter Friedrich Benzing.

In Halle 5, Stand E18, findet sich mit Vectorsoft der Hersteller der relationalen Datenbank "Conzept 16". Das Unternehmen bietet sowohl Client- als auch Server-Software der Datenbank unter Linux an. Die Architektur des Servers (multithreaded) unterstützt das symmetrische Multiprocessing (SMP) von Linux. Ansprechpartnerin ist Annegret Bischof.

Die deutsche Nummer eins der Linux-Distributoren, die Nürnberger Suse GmbH, ist auf der CeBIT gleich mehrmals vertreten: An das Massenpublikum richtet sich der Consumer-Stand A55 in Halle 5. Hier wird Suses "Linux-Distribution 6.1" vorgestellt, die neben dem neuen Linux-Kernel 2.2 auch die im Februar veröffentlichte "KDE"-Version 1.1 enthalten wird.

Außerdem ist die Linux-Office-Suite "Applixware" zu sehen, ebenso wie eine Linux-Version für Alpha-Rechner von Suse. Darüber hinaus stellt Suse "V Shop" auf Adabas D vor, eine kommerzielle E- Commerce-Lösung der Frankfurter Intradat GmbH, die neben Katalogverwaltung und Datenbank-Schnittstellen auch die Möglichkeit bietet, einen eigenen Shop im Internet zu eröffnen. Ansprechpartner am Consumer-Stand ist Rolf Haberrecker.

Für den professionellen Kunden, der Business-Services benötigt oder gemeinsam mit Suse Projekte angehen möchte, ist dagegen der USA-Gemeinschaftsstand in Halle 6, Stand D20, die erste Adresse. Der Ansprechpartner am Business-Stand heißt Stefan Werden.

Der USA-Gemeinschaftsstand in Halle 6 ist auch die Anlaufstelle für alle anderen wichtigen Linux-Distributoren, was den direkten Vergleich der verschiedenen Angebote erleichtert. Denn es sind vor allem die Distributoren, durch die die eigentlichen Open-Source- Produkte auf der CeBIT vertreten sind.

Wer sich also für die grafischen Benutzeroberflächen und Administrationsumgebungen "KDE" oder "Gnome", für den "Photoshop"- Clone "Gimp", für Linux als Server (zum Beispiel in einer Windows- Umgebung mit "Samba" oder als Internet-Server), für sichere Firewall-Lösungen oder aber für Linux als preiswerten Internet- Router interessiert, ist hier an der richtigen Stelle. Auch das Vorurteil, für Open-Source-Produkte gebe es keinen Support, wird hier eindrucksvoll widerlegt: Das mannigfaltige Angebot stellt den Messebesucher vor die Qual der Wahl.

In Halle 6, Stand D20, befindet sich zunächst der amerikanische Linux-Distributor Caldera Systems (Unterstand B11), der mit "Open- Linux 1.3" auf KDE-Desktop setzt und daneben Star Office, eine Java-Laufzeitumgebung, Netscapes "Communicator" und das Datenbank- Paket "Sybase" enthält. Vice-President Sales Don Hansen ist Ansprechpartner am amerikanischen Stand.

Als deutscher Caldera-Partner tritt die Münchner Firma Linuxland International auf, die neben dem schwerpunktmäßigen Support von Caldera-Software auch Distributionen von Red Hat und der Deutschen Linux Distribution (DLD) anbietet. Auf dem Unterstand B10 ist Robert Schwärzli Ansprechpartner.

Auch der amerikanische Distributor Red Hat tritt in Allianz mit einem deutschen Support-Partner auf. Auf dem Unterstand D01 stellt Ansprechpartner Sami Clark die aktuelle "Red-Hat-Version 5.2" vor und präsentiert zugleich das Open-Source-Produkt Gnome als Desktop-Highlight der nächsten Version. Der deutsche Partner Delix stellt auf demselben Stand überdies seine neue deutsche Linux- Distribution vor. Ansprechpartner hierfür ist Dirk Haaga.

Als Mitaussteller bei 1&1 Marketing ist die Frankfurter Firma Concept asa vertreten, die in Halle 6, Stand A34 (511), das RDBMS- System "db++" vorstellt. Das Unternehmen hat langjährige Erfahrungen mit Open-Source-Software, db++ für Linux gibt es bereits seit fünf Jahren. Zuständig am Stand ist Wolf Ruppert.

Im Browser-Markt ist Netscape Communications im Open-Source-Feld eine der ersten Adressen. Sie ist auf der CeBIT mit dem aktuellen Netscape-Browser 4.5 vertreten, einem Freeware-Produkt sowohl für den privaten als auch den kommerziellen Gebrauch (Halle 6, B20). Noch nicht zu sehen, da noch in der Entwicklung, ist die Browser- Version 5.0, ein waschechtes Open-Source-Produkt, bei dem der Quellcode komplett offengelegt wird. Geplantes Erscheinen: Sommer 99. Fragen dazu und zu Netscapes Open-Source-Engagement beantwortet Oliver Hoeveler.

Weiter geht es mit einem Sprung zur westlich gelegenen Halle 20. Auf dem Stand C16 findet sich das Karlsruher Unternehmen Abas Software AG, das Java-fähige, kommerzielle PPS/ERP-Software mit Internet-Anbindung für E-Commerce, Finanzwesen und Materialwirtschaft auf Linux präsentiert. Auskünfte am Stand erteilt Peter Forscht.

Auch zum Thema Virenschutz unter Linux wird man auf der CeBIT fündig: Zwar ist im Unterschied zu Windows-Plattformen, für die es viele Antiviren-Programme gibt, über Linux-Viren bislang noch kaum etwas bekannt. Doch wenn Linux-Rechner als File-Server oder Mail- Server und -Gateways für Windows-Workstations verwendet werden, ist der Einsatz eines Virenscanners ratsam.

Im Zentrum für Informationssicherheit, Halle 23, stellt das Unternehmen H+BEDV am Stand A22 (Unterstand 21) mit "Anti-Vir/X" einen Linux-Virenscanner vor, der sich zusammen mit dem Shell- Script "A-Ma-Vi-S" auch als E-Mail-Scanner einsetzen läßt und für den privaten Gebrauch kostenfrei ist. Die Ansprechpartner am Stand heißen Birgit Simon und Martin Ritter.

Open-Source-Produkte sind im Trend. Und die Wetten dürften gut stehen, daß die CeBIT 2000 in dieser Hinsicht noch einiges mehr bieten wird.

Eva-Katherina Kunst ist freie Journalistin in München.