CeBIT '84: Messebesuch mit exakten Informationen untermauern

23.03.1984

Grundsätzlich sollte ein Messebesuch stets mit einer gewissen Vorbereitung und einer möglichst eingegrenzten Themenauswahl erfolgen. Diesen Ratschlag gibt Andreas Groß von der Hamburger Novia Lebensmittel GmbH den CeBIT-lnteressenten: Je konkreter man die Informations- und Kontaktwünsche vorher definiere, desto größer der Know-how-Gewinn, der mit nach Hause genommen werden kann.

Für Sigrid Schubach, Geschäftsführerin der boss-Schubach GmbH, ist sogar der wichtigste "Teil" der Messe eine vorherige Planung. Diese Meinung vertritt auch Günter Hillbrecht vom Bielefelder Bankhaus Hermann Lampe. Für ihn ist es oberstes Gebot, daß sich

ein Messegang an den aktuellen Aufgabenstellungen eines Unternehmens oriontiert.

Andreas Groß

Leiter Org./DV., NOVIA Lebensmittel GmbH, Hamburg

Vor der Entscheidung, die Hannover-Messe zu besuchen, steht immer wieder die Frage, ob der Aufwand, den wir als Besucher aufzubringen haben, um das zunächst riesige, ja fast unübersichtlichen Informationsangebot in angemessener Zeit zu bewältigen, im richtigen Verhältnis zum Gewinn an Erkenntnissen und Kontakten steht. Gibt es nicht effizientere Wege, um diese Ziele zu erreichen?

In der Vergangenheit habe ich die Erfahrung gemacht, daß sowohl Informationsanbieter wie -nachfrager durch gute Planung dazu beitragen können, daß der Messebesuch ein Erfolg wird.

Je klarer es der Hannover-Messe gelingt, ihr vielfältiges Angebot zu verdeutlichen und zu gliedern, um so leichter finden wir Besucher den Einstieg zu Orientierungs- und Kaufgesprächen.

Auf der anderen Seite wachsen die Chancen, die Hannover-Messe mit "Gewinn" zu verlassen, je besser die eigenen Vorbereitungen waren, das heißt, je konkreter die Informations- und Kontaktwünsche voher definiert wurden.

Meine Gründe, die Hannover-Messe zu besuchen, leiten sich von diesen Aussagen ab und sollen beispielhaft in folgender Rangfolge dargestellt werden:

- Es liegt ein konkretes Informationsbedürfnis vor

Ein Problem/Projekt wird zur Zeit bearbeitet. Es liegen bereits Untersuchungen über die geeignete Hardware-/Software-Möglichkeiten vor. Die Hannover-Messe kann dazu dienen, weitere Investitionsargumente zu liefern, um die Qualität der dann folgenden Investitionsentscheidungen zu verbesseren.

Der Trend der Aussteller nicht nur Produkte, sondern die Exponate möglichst in Funktion vorzuführen beziehungsweise ganze Organisationslösungen zu präsentieren, erhöht den Wert dieser Kontakte.

- Es liegt ein allgemeines Informationsbedürfnis vor

Das Unternehmen sucht beispielsweise den Einstieg in neue Techniken der Datenkommunikation und kann deshalb die Hannover-Messe nutzen, um einen Überblick zu bekommen oder um Trends zu erkennen. Sonderschauen mit der Aufgabe. EDV-Schlagworte wie zum Beispiel "Büro der Zukunft" zu verdolmetschen, können hier gute Unterstützung geben.

- Ankündigung von Messe-Neuheiten durch die Lieferanten

Informationen über Neuigkeiten, die Lieferanten aus dem EDV-Umfeld der Firma zur Messe ankündigen, können ein Anlaß sein, die Messe aufzusuchen.

- Presse-Mitteilungen vor Beginn der Hannover-Messe

Die Hinweise auf Messeereignisse/-neuigkeiten beeinflussen sicher die Besuchsentscheidung. Wünschenswert wäre, möglichst rechtzeitig vor Messebeginn, viele exakte Informationen (nicht nur Andeutungen).

- Erfahrungen vergangener Messebesuche

Die Erfahrungen vergangener Messebesuche können sowohl positiv als auch negativ die Besuchsentscheidung beeinflussen. In diesem Zusammenhang ist es auch von Bedeutung, wie nützlich andere Wege waren, um die notwendigen Informationen zu erhalten, zum Beispiel der Besuch von Spezial-Messen (Orgatechnik) oder die Teilnahme an Sonderveranstaltungen der EDV-Anbieter.

-. Man muß in Hannover dabeigewesen sein!"

Dieser Grund für einen Messebesuch kann meines Erachtens nur für Messeanfänger gelten, die glauben, in Hannover einen angenehmen Info-Spaziergang machen zu können; vielleicht noch in der vagen Hoffnung: Mein System werde ich schon durch Zufall finden.

Günter Hillbrecht

Abteilungsleiter, Bankhaus Hermann Lampe, Bielefeld

Alljährlich, kurz bevor die Hannover-Messe ihre Pforten öffnet, werden sich viele der in den Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe für den DV-Einsatz Verantwortlichen die Frage stellen, ob für sie die Reise nach Hannover und hier insbesondere der Besuch des "Weltzentrums der Büroindustrie" (CeBIT) empfehlenswert oder vielleicht sogar lohnenswert ist und in gewissem Maße erfolgreich dazu beitragen kann, die dort präsentierten Produkte und Leistungen einigermaßen zu beurteilen und zu gewichten. Ist letzteres der Fall, werden davon sicherlich positive Impulse auf das eigene Unternehmen ausgehen.

Grundsätzlich sollte ein Messebesuch jedoch nicht ohne eine gewisse Vorbereitung und stets mit einer möglichst eingegrenzten Themenwahl erfolgen, beides kann seinen Ursprung meiner Auffassung nach zweckmäßigerweise nur in der Tagesarbeit des Besuchers

haben.

Daß in der Zwischenzeit, wie bereits zuvor angedeutet, die Anbieter beziehungsweise Hersteller von DV-Systemen und DV-Leistungen in den CeBIT-Hallen nicht mehr im jährlichen Rhythmus mit entscheidenden Neuentwicklungen aufwarten, ist ein Indiz dafür, daß

sich seit Beginn dieses Jahrzehnts die Entwicklungsbemühungen zur Technisierung der Büroarbeitswelt sowie in der Datenverarbeitungs- und Bürokommunikationsbranche gefestigt und eine deutlich erkennbare Richtung angenommen haben.

Die allgemeine technologische Entwicklung, der Zwang zur Kompatibilität und die Forderungen nach Herstellerunabhängigkeit haben Maßstäbe gesetzt. Die Rationalisierungs- und Automatisierungsbemühungen der Unternehmen haben eine andere Dimension angenommen. Nicht mehr unternehmensindividuelle, maßgeschneiderte Lösungen in Hard- und Software, sondern übergreifende standardisierte Verfahren bestimmen die Zielsetzung, die Kommunikation eines jeden mit jedem ist im Aufbruch. Diese Tendenzen müssen den Inhalt des Messebesuches bestimmen.

Um beim Gang durch die Ausstellungshallen nicht den Verlockungen optischer Werbeeffekte, den Versprechungen ganzer Vertriebsheere und den Vorführeffekten eines breitgefächerten, gut eingespielten System- und Anwendungsspektrums zu erliegen, müssen die Ziele eines solchen Besuches durchdacht und die Gesprächspartner ausgewählt sein.

Oberstes Gebot ist meines Erachtens dabei, daß der Messebesuch sich an den aktuellen Aufgabenstellungen des Interessenten in seinem Unternehmen orientiert. Gute Vorkenntnisse des zu behandelnden Sachgebietes können dabei nur von Vorteil sein. Es ist abwegig und wenig dienlich, sich auf der Messe mit Themen auseinanderzusetzen, die zu den anstehenden organisatorischen, kommunikativen oder EDV-technischen Projekten im eigenen Unternehmen keinen Bezug haben.

Unser Haus beispielsweise hat sich seit der letzjährigen Hannover-Messe intensiv mit der Einführung mehrfunktionaler Arbeitsplatzsysteme unter Einbeziehung der Bürokommunikation befaßt und hierzu in den vergangenen Monaten erhebliche Vorarbeiten geleistet. Dieser Themenkreis wird auch mein diesjähriges Besuchsprogramm im wesentlichen bestimmen.

Durch Auswertung unserer umfangreichen Analysen, Untersuchungen und Herstellergespräche haben wir unsere Entscheidungsrichtung weitgehend bereits festlegen und auch den Herstellerkreis bestimmen können, mit dem wir glauben, unsere Anforderungen realisieren zu können. Jetzt gilt es, sich noch einmal über den aktuellen Leistungs- und Entwicklungsstand zu informieren, um dadurch zusätzliche Entscheidungshilfen für die endgültige Auswahl zu bekommen.

Letztlich dient der diesjährige Messebesuch auch dazu, die Richtigkeit der geplanten Vorgehensweise und der bisher getroffenen Entscheidungen bestätigt zu sehen. Ein Blick zur Konkurrenz, auch wenn sie nicht mehr in die engere Wahl kommt, kann auch hier nicht von Nachteil sein.

Meine Vorbereitungen für den diesjährigen Messebesuch waren daraus resultierend eine zwangsläufige Folge meiner täglichen - DV-organisatorischen Arbeit. Dies halte ich für einen guten Ausgangspunkt. Andererseits habe ich mich selten durch besondere Messeveröffentlichungen oder -ankündigungen, sei es in Handbüchern oder Prospekten, in meiner eigentlichen Besuchsplanung leiten lassen.

Es soll allerdings bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben, daß für die Tagesarbeit eines DV-Verantwortlichen die Berichte, Analysen und Meinungen der einschlägigen Fachpresse wertvolle Hilfestellung leisten.

Natürlich werde ich mich, soweit die Zeit es erlauben sollte, aus persönlichem Interesse auch über Entwicklungen und Produkte informieren die außerhalb meines augenblicklichen Aufgabengebietes liegen.

Sigrid Schubach

Geschäftsführerin, boss Schubach GmbH, Hannower

Am Schluß der Hannover-Messe gleichen sich die Situationen Jahr für Jahr: Nach einer Woche Terminstreß und mühsam geordneten Informations-Chaos wissen wir erst, wiewir es hätten richtiger machen müssen. Alle nicht gestellten Fragen und alle nicht geführten Gespräche fallen uns am ersten wieder "normalen" Arbeitstag ein - und gewissermaßen zur Kompensation entsteht dann auf einem großen Bogen Papier ein Konzept und ein Netzplan für die optimale Vorbereitung und Durchführung der nächsten Hannover-Messe.

In zwölf Monaten ist das gut gemeinte Papier allerdings mehr als einmal überholt - und außerdem nicht mehr aufzufinden. Denn irgendwann im Laufe des Jahres kommt nicht nur der sorgsam gehütete Messenetzplan wieder zum Vorschein, sondern auch die Realität, die unwidersprochen feststellt, daß die Messe noch in weiter Zukunft liegt und bis dahin sowieso alles anders aussehen wird.

Also: Jedes Jahr die gleichen guten Vorsätze und jedes Jahr die gleichen Vergeßlichkeiten und Unmöglichkeiten. Schließlich weiß man schon vor der Messe, daß es unmöglich ist, alles zu sehen, mit allen zu sprechen, alles zu testen.

Vernünftig wäre es, sich auf den Messebesuch vorzubereiten wie auf einen Variete- oder Zirkusbesuch: mit beschwingter Laune und guten Nerven. Aber das erscheint natürlich, überprüft man allein oder im Gespräch die wohltuende Eingebung, viel zu wenig seriös. Also kommen doch wieder die guten Vörsatze mit den entmutigenden Ergebnissen zum Zuge.

Die Vorführung des Messeimages ist groß genug, um immer wieder die Hoffnung durch das bessere Wissen durchschlüpfen zu lassen, vielleicht doch etwas ganz Neues zu entdecken oder das bahnbrechende Informationsgespräch zu führen. Dabei beweist jeder normale Arbeitstag das Gegenteil: Jedes Telefongespräch bringt in kürzerer Zeit mehr Information Sachliche Fragen kann ich jederzeit und ganzjährig klären und lnformationen über Neuentwicklungen werden nicht nur auf der Messe gehandelt.

Was einen Messebesuch für einen Softwareservice jedes mal so mühsam macht, ist die Erfahrung, daß auf dem Software-Markt überwiegend "Trockenkurse" angeboten werden. Was über Standardprogramme mit Standardanforderungen hinausgeht, kann meist nur auf dem Papier vorgeführt und erläutert werden. Das bringt nicht viel, wenn man den Kopf voller Spezialprobleme von Geschäftsfreunden und Kunden hat.

Wie bisher noch jedes Jahr so haben wir uns natürlich; auch für dieses Jahr vorgenommen: Diesmal bereiten wir uns anders, nämlich "richtig" auf die Messe vor. Anders als in den bisherigen Jahren hat es in diesem Jahr sogar geklappt: Der wichtigste Teil der Messe findet 1984 in unseren Geschäftsträumen und nicht auf der Messe statt.

Da wir das "Glück" haben in der Messestadt ansässig zu sein, wird man uns nicht auf dem Messegelände finden, sondern wie üblich in unseren Geschäftsräumen. Dort veranstalten wir im gleichen Zeitraum eine Hausmesse. Hier haben Interessenten die Möglichkeit in weniger hektischer Atmosphäre unsere Produkte zu testen.

Daneben wird es unseren gewohnten Messeservice geben: Kunden und Geschäftsfreunde bei ihren Informations-Rundgängen auf der Messe zu begleiten, ihnen die technischen Informationen auf ihren speziellen Anwendungsbereich erläuternd übertragen und ihnen schließlich mit meinen Möglichkeiten vorführen, wie ihre Problemlösung optimal aussehen kann.