CDC will Onyx übernehmen

10.01.2006
Nach dem Pivotal-Kauf plant der Softwareanbieter seinen zweiten Coup in den USA.

Die CDC Corp. will für rund 50 Millionen Dollar einen Mehrheitsanteil an der Onyx Software Corp. übernehmen. Allerdings stößt die Offerte bislang auf wenig Gegenliebe. In einer offiziellen Stellungnahme beklagte sich Steven Chan, CEO von CDC, trotz mehrmonatiger Bemühungen habe man noch keinen direkten Kontakt mit dem Spezialisten für Customer-Relationship-Management (CRM) aufnehmen können.

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Onyx bestätigte, das feindliche Übernahmeangebot Anfang Dezember erhalten zu haben. Mittlerweile haben die verantwortlichen Manager die Offerte abgewiesen. CDCs Softwaregeschäft wachse derzeit langsamer als das eigene, hieß es zur Begründung. Zudem biete ein Zusammenschluss keine signifikanten Vorteile, weder von der Produktseite noch für die Aktionäre. Onyx stehe nicht zum Verkauf, zog das Management vorerst einen Schlussstrich unter das feindliche Übernahmeangebot.

Abfuhr stört Chinesen nicht

Man sei erstaunt und enttäuscht über die Entscheidung der Onyx-Verantwortlichen, hieß es in einer ersten Stellungnahme aus Hongkong. Die Chinesen wollen allerdings an ihren Bemühungen festhalten und erklärten, trotz der Ablehnung den Dialog mit Onyx zu suchen.

Onyx war zuletzt ins Straucheln geraten. Seit Jahren gehen die Umsätze kontinuierlich zurück, von 121,3 Millionen Dollar im Geschäftsjahr 2000 auf 57,6 Millionen Dollar 2004. Genauso lange steckt der in Bellevue, Washington, ansässige US-Anbieter auch in den roten Zahlen.

Im Jahr 2003 hatte das Onyx-Management versucht, mit der feindlichen Übernahme des Konkurrenten Pivotal im CRM-Markt wieder Fuß zu fassen. Allerdings scheiterte dieser Plan. Den Zuschlag für Pivotal erhielt nach einer monatelangen Hängepartie schließlich CDC. Die Chinesen verfolgen mit ihren Übernahmen die Strategie, ihre Palette an Business-Applikationen zu erweitern.

Aus der Kombination der Business-Softwaresparte von CDC mit Onyx entstünde ein Unternehmen mit rund 250 Millionen Dollar Jahresumsatz und rund 5000 Kunden, warben die Chinesen für den Zusammenschluss. Vor allem Kunden, die auf die Stabilität ihres Softwarelieferanten Wert legten, könnten damit mehr Vertrauen schöpfen.

Trotz der aggressiven Akquisitionsstrategie ist es CDC in den vergangenen Jahren nicht gelungen, Kapital aus seinen Zukäufen zu schlagen. Im Geschäftsjahr 2004 wiesen die Chinesen ein Defizit von 10,5 Millionen Dollar aus bei einem Jahresumsatz von 182,7 Millionen Dollar. Angesichts dieser Entwicklung wurde im Frühjahr 2005 ein Restrukturierungsprogramm gestartet. Im März änderte sich der Firmenname von Chinadotcom in CDC. Im August mussten CEO Raymond Chien und Finanzchef Keith Oliver ihre Posten räumen. Stephen Chan übernahm das Ruder. Allerdings fehlt nach wie vor eine schlüssige Produkt-Roadmap. Die zusammengekauften Softwarefirmen arbeiten mehr oder weniger autark vor sich hin. Von einer Integration ist man in Hongkong noch weit entfernt. (ba)