Börsenaufsichtsamt beanstandet Buchführungsmethoden des US-Herstellers:

CDC mußte gewinne deutlich revidieren

23.08.1985

MINNEAPOLIS (CW) - Erheblich sich unten revidieren mußte die Control Data Corp. (CDC) ihre Ergebnisse für das Geschäftsjahr 1984 und das zweite Quartal 1985. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) bat jetzt die Buchführungsmethoden des Unternehmens beanstandet. Auch wurde inzwischen bekannt, daß CDC vorübergehend Ratenzahlungen für verschiedene Bankdarlehen nich erfüllen konnte.

SEC-Beamte teilten kürzlich mit, daß sie bei einer Routineüberprüfung der Geschäftsbücher über diesen Fall gestolpert wären. Nach der Bilanzkorrektur verringert sich der Gewinn für das vierte Quartal 1984 von 31 auf 4,5 Millionen Dollar. Der Nettoerlös für das gesamte vergangene Jahr sank drastisch auf 5,1 Millionen Dollar bei einem Umsatz von fünf Milliarden Dollar.

Für das zweite Quartal 1985 ergab die Revision einen Verlust von 4,8 Millionen Dollar. Das sind 8,6 Millionen Dollar weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, in dem CDC 3,8 Millionen Dollar verdiente. Für das erste Halbjahr 1985 muß CDC nunmehr einen Verlust von 10,2 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar einstecken, so das "Wall Street Journal". Im Vergleichszeitraum des Vorjahres konnte der Hersteller von Großrechnern und Peripherie noch einen Reingewinn von rund 55 Millionen Dollar bei einem Umsatz von

2,4 Milliarden Dollar erwirtschaften. Die Beanstandungen von SEC konzentrieren sich hauptsächlich darauf, CDC habe Steuervorteile benutzt, die in Verbindung mit einem Verlustvortrag in Höhe von 70,3 Millionen Dollar stehen. Dieser entstand dem Unternehmen, als es im dritten Quartal 1984 den Geschäftsbereich IBM-kompatible Computerperipherie aufgab.

Ein CDC-Sprecher teilte ferner mit daß ein Teil der falschen Zahlen nur auf unternehmensinterne Fehler zurückzuführen sei. Beispielsweise mußte die 76prozentige CDC-Tochter Earth Energy Systems Inc. einen Halbjahresverlust von 4,5 Millionen Dollar hinnehmen. Dieser tauchte bei der Gewinn- und Verlustrechnung der Muttergesellschaft für das erste Halbjahr 1985 nicht auf.

Wie inzwischen weiter bekannt wurde, konnte CDC vorübergehend Ratenzahlungen für verschiedene Bankdarlehen nicht erfüllen. Die Hauptgläubiger haben jedoch mittlerweile entsprechende Verzichtserklärungen unterzeichnet, berichtet das Wall Steet Journal. In einem Antrag an die SEC offenbarte das angeschlagene Unternehmen, daß es von dem Geschäftsbereich Commercial Credit Co. mehr als ein Drittel des Kreditportefeuille mit einem Wert von 5,7 Milliarden Dollar veräußern wird. Auch will sich die Commercial Credit vom Bereich Geschäftskredite zurückziehen, um die Finanzkraft zu stabilisieren.

In dem Bericht heißt es weiterhin, daß CDC bei vier Kreditabkommen mit Banken in Zahlungsverzug sei und die Absicht bekundet habe, mit der geplanten Emission von Schuldverschreibungen und Vorzugsaktien rund 300 Millionen Dollar einzunehmen. Laut Insidern kann CDC mit einer von den Gläubigern unterzeichneten Verzichtserklärung voraussichtlich die Gewinnausschüttung von 6,9 Millionen Dollar für das dritte Quartal 1985 abdecken. Das Unternehmen verweigerte jedoch Angaben darüber, was mit den anderen Verzichtserklärungen abgedeckt werden könne.

Für Revolving-Kredite muß Control Data bestimmte Bilanzprüfungern über sich ergehen lassen, zu denen auch die maximale Eigenkapitalsquote, der Minimal-Umsatz sowie Beschränkungen für die Ausschüttung der Dividenden gehören. Wie dem Bericht von SEC zu entnehmen ist, bürgt CDC derzeit für drei revolvierende Bankkredite, die sich insgesamt auf 325 Millionen Dollar belaufen. Ende Juni standen von diesen Darlehen 209 Millionen und weitere 180,5 Millionen Dollar aus kurzfristigen Bankanleihen offen.

Einer Agentur-Meldung zufolge wollen die Burroughs-Tochter Memorex Corp. und CDC jetzt ihr Joint-venture Disk Media Inc. auflösen.

Des weiteren haben sich die Unternehmen im Grundsatz darauf geeinigt, daß Magnetic Peripherals Inc. - mehrheitlich in Control-Data-Besitz - den Memorex-Anteil an dem zweiten Joint-venture Peripheral Components Inc. erwerben soll.

Die beiden Gemeinschaftsunternehmen waren 1981 für die Herstellung von Komponenten für die IBM-kompatiblen Plattenlaufwerke beider Firmen gegründet worden. Durch die Auflösung von Disk Media verlieren knapp 200 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Peripheral Components, Hersteller von Aufnahmeköpfen, wird künftig als 100prozentige Tochter von Magnetic Peripherals arbeiten.