IBMs Europa-Statthalter bekräftigt OSI-Engagement:

Cassani für liberalere Telecom-Politik

28.06.1985

LONDON/STUTTGART (CW) - Europa braucht nach den Worten von Kaspar V. Cassani, dem Präsidenten der IBM Europa, eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit und eine offene Wettbewerbspolitik, um voll am Wachstum der Internationalen informationsverarbeitenden Industrie teilhaben zu können.

Auf einem Symposium der englischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" in London forderte Cassani nach Mitteilung der IBM Deutschland GmbH vor allem verstärkte Anstrengungen auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung sowie, die Förderung eines einheitlichen europäischen Marktes durch Abbau von Handelshemmnissen und durch eine liberalere Kommunikationspolitik.

IBM begrüßte in vollem Umfang die Initiativen der EG-Kommission zur Vereinheitlichung der Verfahren, die Anstrengungen zum Abbau der Handelshemmnisse und die Förderung internationaler Normen wie "Open Systems Interconnection" (OSI). Diese würden von seinem Hause nachhaltig unterstützt, müßten jedoch die Anforderungen der Anwender so berücksichtigen, daß sie preislich tragbar und für alle offen blieben.

In der Telekommunikationspolitik hätten sich die USA, Kanada und Japan schon dafür entschieden, sämtliche Geräte und Einrichtungen auf der Anwenderseite sowie neue Informationsdienste von Auflagen zu befreien, während in den europäischen Ländern zahlreiche behördliche Reglementierungen bestünden. Vor allem bei den Mehrwertdiensten, den "Value Added Network Services", besteht nach Meinung des europäischen IBM-Statthalters hierzulande die Frage nicht mehr darin, "ob die Liberalisierung, sondern wann sie einzuleiten ist". Während Europa zusehe, abwäge, sich wundere und sorge, zurückzufallen, werde auf der anderen Seite bewiesen, daß dort, wo Beschränkungen bei Netzanschlüssen gering seien, die Nutzeranwendungen förmlich aufblühten.