Kaufberatung mit Kosten und Nutzen

Cases oder Ruggedized-Geräte: Was eignet sich wann?

30.04.2014
Von 
Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.

Design, Bedienbarkeit und Vibrationen

Bei einer Kaufentscheidung spielen Preis, Garantie und TCO nur eine von vielen Rollen. Im Zeitalter der IT-Consumerisierung wird auch das Design immer wichtiger. Mobile Consumer-Geräte haben nun mal den Charme, dass sie besonders leicht und elegant sind. Robuste Industriegeräte dagegen sind meist dicker, schwerer, teuer, aber nicht so stylisch.

Steckt man das Consumergerät nun in ein Rugged-Casing, dann sieht es fast wie ein Industriegerät aus. "Look and Feel" verändern sich oft deutlich. Panasonic löst derzeit laut eigener Aussage zehn Jahre alte Laptops mit Windows 98 ab, die bei den Kunden rein technisch noch lange nicht kaputt sind. Aber die Mitarbeiter wollen sich mit Windows 98 draußen nicht mehr schämen. Auch bei den monochromen Rugged-PDA-Knochen gehen die Geräte offenbar nur selten kaputt, aber die Zeit geht weiter und die Kunden werfen irgendwann tadellose Geräte weg, weil sie veraltet und aus der Mode gekommen sind.

Weil die Mitarbeiter aber zuhause trendige und topmoderne Consumer-Geräte haben, wollen sie auch in der Firma oft schon vor dem Ableben ein aktuelleres Gerät, um sich auch bei den Kunden draußen als modernes Unternehmen zu präsentieren.

Bedienbarkeit

Steckt man ein elegantes Consumer-Gerät in ein robustes Casing, dann ist und bleibt das immer eine Kompromiss-Lösung, die nie so durchgetestet sein kann, wie ein vollintegriertes Gerät. Das nachträgliche Casing kann auch nie so passgenau sitzen. Die umbauten Ports, Regler und Schnittstellen sind in der Regel nach dem Casing nicht mehr so leicht benutzbar wie am Original-Gerät.

Sofern die reduzierte Bedienbarkeit dann auch die Produktivität der Mitarbeiter reduziert, sollte man abwägen, ob mit dem Casing-Ansatz nicht an der falschen Stelle gespart wird.

Vibrationen

Schiffs-Diesel, LKW-Diesel, Traktoren oder extreme Offroad-Fahrten, etwa bei Tests in der Automobil-Industrie, können herkömmliche Magnet-Festplatten in Consumer-Laptops schnell in die Parkposition zwingen. Dann laufen sie nicht mehr, weil es zu sehr vibriert. Bei vollrobusten Laptops dagegen sind die Festplatten oft in Gummi oder Schaumstoff gelagert, damit sie selbst im Offroad-Fahrzeug bei gesteigerten Vibrationen immer noch sauber laufen.

Außerdem sind die Konnektoren der Rugged-Platten nicht fest verlötet, sondern mit Steck-Verbindungen schwingend gelagert, damit die Vibrationen nicht über die Festverlötung übertragen werden. Hier bekommen dann auch die an sich gegen Vibrationen unempfindlicheren SSDs Probleme.

Die Rugged-Platten werden also bei Vibrationen nicht gleich geparkt, wie bei einem Consumergerät. Sie laufen weiter. Es geht dabei nicht nur um Platten-Schäden, sondern schlichtweg darum, dass sie überhaupt ständig weiterlaufen, wenn etwa wichtige Messungen nonstop aufgezeichnet werden müssen. Bei Consumer-Notebooks dagegen können fest verlötete Konnektoren in einer Vibrationsumgebung nach einiger Zeit brechen, weil sie porös werden. Die meisten Cases können das auch nicht verhindern, weil heftige Vibrationen trotzdem an der Festplatte oder SSD ankommen.

Bei echten Rugged-Geräten wird das Vibrations-Problem schon von der Konzeption über die Entwicklung und Konstruktion bis hin zum Test berücksichtigt.