Werkzeug warnt vor Betrugsdelikten

CAs Neugents analysieren nun auch die Geschäftsprozesse

24.12.1999
FRAMINGHAM (IDG) - Interbiz, die E-Business-Tochter von Computer Associates (CA), kündigt mit "Intellikit" eine Plattform zur Kontrolle von Geschäftsabläufen an. Das vorkonfigurierte Paket soll auf Basis von CAs neuronaler Netztechnik "Neugents" Betrugsvorfälle und Rechnungsvergehen selbständig erkennen. Amerikanische Experten bewerten die Versprechungen skeptisch.

Was "Unicenter TNG" für den IT-Manager ist, soll Intellikit für den Geschäftsführer werden. Das Tool, das die CA-Tochter für Mitte nächsten Jahres angekündigt hat, räumt dem Unternehmenschef unabhängig von der darunterliegenden IT-Infrastruktur einen Blick auf die Geschäftsprozesse ein.

Dabei konzentriert sich das Tool nicht auf die Funktionsfähigkeit, sondern auf Inhalte von Abläufen. Anders als IT-Management-Plattformen wie Unicenter oder Lösungen von HP und Tivoli, die die technische Kontrolle der Geschäftsabläufe für sich beanspruchen, wertet Intellikit Geschäftszahlen aus. Mit Hilfe von CAs neuronaler Netztechnik Neugents (Neural Agents) durchforstet die Interbiz-Lösung Informationen und vergleicht sie mit definierten Mustern und Regeln. Abweichungen vom normalen Geschäftsprozeß werden erkannt, indem Interaktionen und Beziehungen zwischen Applikationen analysiert werden.

Charles Wang, CAs President und CEO, veranschaulichte auf der im Juli veranstalteten Hausmesse CA-World die Funktionsweise von Intellikit, allerdings in einem anderen Zusammenhang: "Eine Regel könnte etwa besagen: Nur der Geschäftsführer darf Schecks über eine Million Dollar ausstellen. Diese Regel würde jedoch nicht ausschließen, das jemand zehn Schecks über 100000 Dollar ausfüllt." Derartige Schwachpunkte soll die angekündigte Lösung beheben.

Interbiz wird erstmals im April 2000 präsentiert

Interbiz wird die Lösung, die auf der nächsten Hausmesse im April 2000 erstmals zu sehen sein wird, in die Abrechnungssoftware "Bizworks" integrieren. Die ersten Komponenten sollen Betrugsdelikte entlarven, weitere Module werden das Rechnungswesen, das Lieferketten-Management sowie Besonderheiten einiger vertikaler Märkte adressieren.

Die von CA dargestellte Funktionalität erhebt einen hohen Anspruch, daß dieser in die Realität umgesetzt wird, bezweifeln Experten. Vor allem sollten sich die Anwender keinen Illusionen hingeben, eine vorkonfigurierte Software vorzufinden. Die Definition von Mustern und Regeln muß den Gegebenheiten in den Unternehmen angepaßt werden. Dafür sind jedoch Detailkenntnisse über die internen Abläufe erfoderlich. "Neuronale Netze sind komplizierte Algorithmen", beschreibt Richard Gordon, Berater bei der Predictive Systems Inc., einem Anbieter von neuronalen Netzen, das Problem. Um sie zu trainieren und zu initialisieren, brauche man sehr genaue Vorgaben. Mit unvollständigen Informationen seien ihnen kaum verwendbare Resultate zu entlocken.

Interessenten sollten zudem mit einer langen Einführungsphase rechnen. Nicht allein die Definition von Regeln verlange den Unternehmen einiges an Arbeitskraft ab, sondern auch die Neugents selbst benötigen eine gewisse Vorlaufzeit. Typischerweise beanspruchen neuronale Netze eine Frist von drei Monaten, um funktionsfähig zu sein. In dieser Zeit beobachten sie Vorgänge und bauen sich eine Datensammlung auf, auf deren Basis spätere Entscheidungen getroffen werden.