CAQ-Technologietransfer

12.10.1990

Das CIM-Technologietransfer-Zentrum Braunschweig bearbeitet federführend das CIM-TT-Querschnittsthema: CAQ-zentrierte Kopplung von CIM-Bausteinen. Es ist eine neutrale, das heißt herstellerunabhängige, regionale und überregionale ministeriell geförderte Informations-, Schulungs- und Beratungsstelle. Neben dem Institut für Werkzeugmaschinen- und Fertigungstechnik der TU Braunschweig sind die CIM-Fabrik Hannover, die physikalisch-technische Bundesanstalt (Braunschweig), das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung und das Uni-Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (beide Stuttgart) an der Entwicklung von Schulungsunterlagen zu diesem Thema beteiligt.

Der Inhalt dieser Unterlagen, die in absehbarer Zeit auch als Buch erscheinen sollen, umfaßt die CAQ-Problematik von Sensorik über Hard- und Software, CAQ-Systemstrukturen, Einführungsstrategien, Produkthaftungs-Problematiken bis hin zu CAQ- und SPC-Marktübersichten an den beteiligten Standorten. Die Aufgaben der bundesweit 16 CIM-TTZ umfassen sowohl Beratungsleistungen als auch Seminare, Workshops und CIM-Arbeitskreise. Im zweiten Halbjahr 1990 kommen zu den 16 bundesdeutschen vier CIM-TTZ-Standorte in der DDR dazu.

Die Qualitätssicherung muß sich dem technischen Wandel in der Fertigung anpassen. Um die Möglichkeiten der Integration in der Fertigung voll auszuschöpfen, ist die Anwendung neuer Produktionssysteme auch mit der Anwendung von QS-Systemen zu koppeln. Eine Reihe von Effekten zur Verbesserung der Qualität und zur Senkung der Qualitätssicherungs-Kosten entsteht erst durch diesen Verbund von Produktionssystemen und Qualitätssicherung. Das alles verlangt eine langfristig vor ausschauende Planung und Investitionen in das Qualitätswesen, die eng verbunden sind mit der Produktionstechnik.

Die auf der Quality gezeigten CAQ-Systeme bestätigen die Ansicht, daß im Moment überwiegend Lösungen für einzelne Teilaspekte des CAQ-Gesamtbildes existieren:

AHP zeigte die in den letzten vier Jahren entwickelte iQ-Basis, das unterhalb von Systemen wie dem Wareneingangs-System AQUA (IBM) oder dem RM-QSS (SAP) die Funktionen der messenden Ebene ausführt. iQ-Basis bildet das Kernsystem zur Steuerung einer flexiblen Fertigungsinsel, wobei am Ende der Fertigungsinsel iQ-Basis eine 100Prozent-Kontrolle durchführt.

BBN präsentierte mit der RS Software seinen Fächer an Softwarewerkzeugen für DatenanaIyse, Qualitätskontrolle und Entscheidungsfindung. Die BBN Anwendung, werden speziell für die Anforderungen von Wissenschaftlern und Ingenieuren entwickelt. Die RS Module arbeiten alle in Richtung Qualitätsintegration, unter anderem mit statistischen Analysen komplexer Prozesse (RS/Explore), Berücksichtigung der Qualität bereits in der Entwicklungsphase (RS/Discover) und statistischer Prozeßkontrolle (SPC) mit RS/QCA II.

Auch Hewlett-Packard brachte mit dem SPCplus ein SPC-System nach Stuttgart. Geschrieben in HP UX, umfaßt es Module für Prüfplanung, -ausführung und für Auswertungen. Alle Daten sind in einer Datenbank gespeichert, so daß auch zeitlich versetzte Auswertungen möglich sind. Wie HP sagt, kann das Unternehmen SPCplus in eine unternehmensweite CAQ-Lösung einbinden, die obendrein "den Weg zu CIM ebnet".

Auf dem HP-Stand war die Datenrevision aus Hamburg mit dem Prüfmittel Organisationssystem DR-PMQ vertreten.

Die CAQ-Modulkette QUIPSY von CDE aus Pforzheim geht vom Wareneingang und -ausgang, SPC, Datenbank, Prüfmittelüberwachung bis zur Reklamationsbearbeitung. Das SPC-Modul ist das Kernstück von QUIPSY. In ihm lassen sich innerhalb eines Prüfplans merkmalsbezogen die Statistikdefinitionen für die Berechnung der Eingriffsgrenzen angeben (zum Beispiel Ford Q 101 etc.).

Die ISG MTU Informationssysteme und Dornier zeigten in bewährter Zusammenarbeit ihre Kombination von QUISS und DIQSY, der Verbindung von Wareneingangs- und Fertigungsprüfung mit SPC und Online-Meßdatenerfassung. QUISS ist integraler Baustein des PPS-Systems CIMOS und ist verantwortlich für Prüfplan-, Prüfauftrags- und Qualitätsdaten-Erfassung. Unter QUISS läuft der Qualitäts-Leitstand DIQSY, an den mehrere Meßplätze zur Überwachung laufender Qualitätsprüfungen angeschlossen sind. DIQSY beinhaltet als Prüfmethode unter anderem auch SPC.

HQS von Hommel Herkules ist ebenfalls ein Leitstand-System zur Steuerung von Prüfungen, aber auch zur Auswertung und Kontrolle (SPC, SQC, PPV (Prüf-Plan-Verwaltung)).

Die beiden IBM-Vertriebspartner Transcat aus Karlsruhe und VW-Gedas aus Berlin zeigten auf dem IBM-Stand Qualitätssicherung mit Valisys, das, im IBM-CAD-System CATIA integriert, der Prüfung, Visualisierung und Überwachung der maßlichen Spezifikationen wie Form- und Lagetoleranzen dient.

WV-Gedas stellte mit AUDimess ein weiteres auf Catia basierendes Modul vor, das wie Valisys die Integration der Koordinations-Meßtechnik in die CAD-Welt ermöglicht. Wie der Name es schon verrät, Audimess wurde in Zusammenarbeit von Audi und VW entwickelt.

Gemini (Generieren von Meß- und Prüfabläufen in integrierten Produktionssystemen): Die ISTEC GmbH aus Ettlingen will mit ihrem Produkt dem Wunsch entsprechen, bei flexiblen Fertigungssystemen Qualitätssicherung und die zugehörigen Meßbzw. Prüfvorgänge bereits im Vorfeld der Produktion vollständig zu planen. Realisiert wird dies durch eine Koppelung zwischen CAD und Prüfplanung/Meßgeräteprogrammierung.

Mannesmann Kienzle erweiterte das CAQ-System Guardus mit dem Modul Guard II, das Funktionen für Qualitätsmanagement und Qualitätskosten-Auswertungen enthält. Guardus/Guard II auf dem UNIX-Rechner 2000 (CADMUS) deckt den CAQ-Einsatz im Wareneingang und - ausgang ab und hat Funktionen in der Fertigungsüberwachung (auch SPC). Guardus/Guard II kann auch in das CAD-System PROCAD integriert werden.

QuaNIS von NIS (Norddeutsche Informationssysteme) aus Kiel: Zu einem Satz von Grundmodulen (Stammdatenverwaltung, Prüfauftragsentwicklung Prüfdatenerfassung etc.) existieren eine Reihe optionaler Module wie SPC oder Qualitätskennzahlen.

Das CADAR-SPC - von Philips vertrieben - läßt sich anbinden an das CAD-System, an das PPS-System und an Wareneingangs- und -ausgangssysteme. Anwendungsfunktionen sind Messungen mit SPC und Erstellung von Qualitätsstatistiken oder lieferantenspezifischen Auswertungen. CADAR-SPC ist in C geschrieben und verwendet eine relationale Datenbank.

Das System K-QS von Walgo (Kierspe) regelt mit gestaffelten Arbeitsplänen Qualitätsvorgaben an die Produktion, überprüft deren Einhaltung für das Abfragen der nötigen Messungen und erfaßt alle Daten für die innerbetriebliche Protokollierung sowie den Qualitätskontroll-Bericht für den Kunden. Beim Verlassen der Toleranzbereiche werden Handlungsanweisungen an die Produktion gegeben. K-QS wurde aus der praktischen Erfahrung mit der eigenen Kunststoffverarbeitung von Walgo entwickelt.

Literatur:

Bläsing, J.P.: Rechnerintegrierte Qualitätssicherung, in Geitner, U.W.: ClM-Handbuch, Vieweg & Sohn,

Braunschweig/Wiesbaden 1987

Geiger, W.: CIM und das Qualitätssicherungssystem, in Geitner, U.W.: ClM Handbuch, Vieweg & Sohn

Braunschweig/Wiesbaden 1987

Westkämper, E.: Strategien zur Integration von CAQ Systemen in CIM-Konzepte der Produktion. Vortrag anläßlich des 5.TZN-Kongresses vom 6.-8. Juni 1989 in Bremen

Westkämper, E.: Rechnergestützte Qualitätssicherung der Produktionstechnik (Diskussionspapier des ClM-TTZs Braunschweig)