Werft-Controlling bei MBB:

Caposs und Bessy steuern Airbus

25.03.1977

MÜNCHEN - Transparenter und kostengünstiger soll demnächst die Fertigung im Werk Hamburg (Unternehmensbereich Flugzeugbau) der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH ablaufen. Forderung der MBB-Planer: Reduzierung der notwendigen Arbeitsunterlagen, schnelle Aktualisierung des Auftragsbestandes, direkte Erfassung von Daten an ihrem Entstehungsort (inklusive Prüfungs- und Korrekturmöglichkeit) sowie Entlastung der zentralen IBM 370/158. Mit Hilfe des Kapazitätsplanungs- und Steuerungssystems Caposs von IBM und des im eigenen Unternehmen (Bereich Kybernetik) entwickelten Betriebsdatenerfassungssystems Bessy hoffen die Hamburger, ihre selbstgesteckten Ziele erreichen zu können. Der Startschuß für das Projekt "Werkstattsteuerung" soll Mitte dieses Jahres fallen.

Das Betriebsdatenerfassungssystem in der Hamburger MBB-Niederlassung (siehe nebenstehende Grafik) wird dann aus den beiden Komponenten "Werkstattsteuerungszentrale" und "Werkstattleitstände" (= Leitstand-Terminals) bestehen. Als Prozeßrechner ist eine PDP-11/35 von Digital Equipment vorgesehen, unterstützt von einer PDP-11/05 für die Terminal-Steuerung. Das Zusammenwirken von IBM 370/158, Prozeßrechnern und Leitstand-Terminals bei der Werkstattsteuerung soll wie folgt ablaufen:

Wichtiger "Extrakt"

Das auf der 370/158 eingesetzte Kapazitätsdispositionssystem Caposs erstellt täglich aus dem Gesamtauftragsbestand einen terminierten, auf Materialverfügbarkeit geprüften aktuellen Werkstattauftragsbestand für einen bestimmten Planungszeitraum. Dazu erhält der IBM-Rechner von der Bessy-Zentrale (sie gibt das "Produktionssoll" vor) Daten über externe Auftragsprioritäten, Kapazitätsgrenzen der einzelnen Arbeitsplatzgruppen sowie über die Verlagerung von Arbeiten bei Kapazitätsüberschreitungen. Das Ergebnis eines Caposs-Laufes - Terminliste, Kapazitätsbedarfs

Übersicht und eine Liste der Auftragsendtermine - wird unmittelbar zum BDE-System übertragen und in einer "Extraktdatei" gespeichert. Sämtliche Änderungen der Vorgaben können nur von der zentralen Werkstattsteuerung aus durchgeführt werden.

Optimaler Arbeitsfluß

Aufgaben der Werkstattleitstände (sie sind online mit der Bessy-Zentrale verbunden):

- Bereitstellung der Materialien, Teile und Fertigungsmittel

- Arbeitsverteilung entsprechend der von Caposs festgelegten Reihenfolge

- Ausgabe der Lohn- und Rückmeldescheine

- Erfassung der Fertigmeldungen

- Erfassung von Störmeldungen

- Erfassung der Lohndaten

Die erst kürzlich neu vorgestellten Leitstand-Terminals (LST) sind mit 1920 Zeichen-Bildschirm, Tastatur, Ausweisleser und Matrix-Drucker (200 Zeichen pro Sekunde) ausgestattet.

Um einen optimalen Arbeitsfluß zu gewährleisten, wird die Bereitstellung von Material und Fertigungsmitteln in unmittelbarer Nähe des Leitstandes erfolgen. Je nach Auftragsvolumen beziehungsweise Größe der Kostenstelle sollen ein bis zwei qualifizierte Mitarbeiter pro Leitstand die Arbeitsverteilung und Bereitstellung von Teilen und Material vornehmen. Die Ausgabe von Fertigungsunterlagen sowie die Erfassung der Lohndaten, Fertig- und Störmeldungen übernehmen Hilfskräfte.