Namensrechte an Ernst & Young laufen aus

Capgemini strebt Imagekorrektur an

23.04.2004
MÜNCHEN (CW) - Nachdem die Namensrechte an Ernst & Young Ende Mai ausgelaufen wären, hat das Management- und IT-Beratungsunternehmen Cap Gemini Ernst & Young Nägel mit Köpfen gemacht und sich mit sofortiger Wirkung in Capgemini umbenannt. Die Namensänderung soll mit einer Imagekorrektur einhergehen, denn die Branche der IT-Consultants gilt als überheblich.

Man strebe künftig eine "verantwortliche Zusammenarbeit mit Beratern" an (Collaborative Customer Experience oder kurz CBE), denn die Kunden hätten die Nase voll von "arroganten" Consulting-Firmen, gestand Capgemini-Chef Paul Hermelin gegenüber dem Brancheninformationsdienst "Computerwire. "Wir haben die Kunden vor dem Jahr 2000 gewarnt, und sie warten immer noch darauf, dass etwas passiert. Wir haben ihnen gesagt, sie dürften das Internet nicht verpassen, und sie haben eine Menge Geld ausgegeben. Wir brauchen wirklich einen bescheideneren Ansatz. Beratungshäuser müssen glaubwürdiger werden", räumte der Chef des französischen IT-Dienstleisters ein.

Als Beweis dafür, dass Kunden durchaus willens seien, auf große Namen zu verzichten, wenn sie mit deren Service unzufrieden seien, führte Hermelin Capgeminis 5,2 Milliarden Dollar schweren Abschluss mit der britischen Finanzbehörde Inland Revenue an, bei dem Accenture und EDS aus dem Feld geschlagen wurden. "Wir haben diesen Kontrakt nicht gewonnen, weil wir der größte Outsourcer sind oder das größte Rechenzentrum in Europa haben - das sind und haben wir nicht", ergänzte Pierre-Yves Cros, Strategy Director bei Capgemini.

Einen großen Namen im und bedeutende Anteile am Outsourcing-Markt hat Capgemini in der Tat nicht, und daran krankt das Geschäft. Der französische IT-Dienstleister hat es bislang nicht geschafft, sich neben dem derzeit schwierigen Consulting-Business ein zweites und krisensicheres Standbein zu schaffen. So sackten die Einnahmen des Geschäftsjahres 2003 gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent auf 5,75 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb ein Verlust von knapp 200 Millionen Euro.

Dennoch gibt Capgemini 60 Millionen Euro für eine Imagekampagne aus, die das Bild vom arroganten Beratungshaus beheben und den neuen Namen einführen soll. Die Rechte am Namenszug Ernst & Young, die mit der Übernahme der IT-Consultants vom gleichnamigen Wirtschaftsprüfungshaus im Frühjahr 2000 erworben wurden, laufen Ende Mai aus. Ernst & Young ist im Gegensatz zu Capgemini eine bekannte Marke im US-amerikanischen Markt, so dass das Gros der Marketing-Kraft dort aufgewandt werden dürfte. (tc/jha)