Weltweite Umstrukturierung in vollem Gange

Cap Gemini will nun verstärkt fertige Lösungspakete schnüren

25.09.1992

MÜNCHEN (gfh) - Tiefgreifende Umstrukturierungen sind derzeit beim französischen Softwareriesen Cap Gemini im Gange. Der Wunsch, das Geschäft mit Anwendungssoftware zu stärken und das Angebot bei Branchenprodukten und -dienstleistungen zu verbessern, schlägt inzwischen auch auf die Organisation von Cap Debis Software und Systeme durch, der gemeinsamen Tochter von der Debis Systemhaus GmbH und Cap Gemini.

"Wir wollen verstärkt fertige Lösungspakete erstellen und uns bei unseren Dienstleistungsangeboten auf Know-how-Zentren stützen", argumentierte Kaj Green, Vorsitzender der Geschäftsführung von Cap Debis Software und Systeme, in Prag anläßlich der Vorstellung der neuen Organisation vor rund 700 Cap-Gemini-Managern. Obwohl das Unternehmen sich über die noch nicht abgeschlossenen Umstrukturierung noch bedeckt hält, wollte es die Informationen der COMPUTERWOCHE nicht dementieren. Danach soll eine "duale Organisation" eingeführt werden, bei der jeder geographischen Region ein vertikaler Markt zugewiesen wird. Gleichzeitig soll das Geschäft mit Anwendungssoftware forciert werden.

Für Cap Debis bedeutet diese Strategie zum einen, daß der Aktionsbereich des deutschen Unternehmens zur "Strategic Business Area" (SBA) für den Fertigungsbereich ernannt wurde, der den Vizepräsidenten der Cap-Gemini-Sogeti-Group Kaj Green und Karl-Heinz Achinger untersteht. Zum anderen plant Cap Debis nach Angaben von Green die Trennung von Projekt- und Produktgeschäft.

Zu diesem Zweck sind Arbeitsgruppen gebildet worden, die die künftige Struktur widerspiegeln sollen. Sie entsprechen den bisherigen Geschäftsbereichen Industrie, Dienstleistungen und Behörden/Telekommunikation. Hinzugekommen ist allerdings eine Gruppe Produkte, die dem bisher für Dienstleistungen zuständigen Cap-Debis-Geschäftsführer Helmut Drodofsky unterstehen soll. Den Bereich Dienstleistungen verantwortet nun Werner Bongartz. Offensichtlich hat sich das Personenkarussell bereits in Bewegung gesetzt. Derzeit wird noch beraten, wie sich die neue Struktur in die Strategie des Mehrheitsgesellshafters Daimler-Benz Interservices (Debis) einbinden läßt. Die Ergebnisse sollen am 15. Oktober dies Jahres dem Cap-Debis-Aufsichtsrat vorgelegt werden.

Wie hierzulande sind auch in den anderen Regionen die vertikalen SBAs jeweils einem zweiköpfigen Management unterstellt. So zeichnen in Großbritannien, wo der Outsourcing-Dienstleister Hoskyns zum Cap-Gemini-Sogeti-Konzern gehört, Tony Fisher und Tony Robinson für Financial Services und Facilities Management verantwortlich.

Im Rahmen dieser Aufgabenteilung wurde Amerika der Bereich der Öl- Gas- und Chemieindustrie zugewiesen, die skandinavischen Niederlassungen sollen sich um den Markt der öffentlichen Dienste kümmern, die Benelux-Länder zeichnen für den Bereich Handel und Transport, die Mitarbeiter in der Isle de France für das Telecom-Geschäft verantwortlich. Das restliche Frankreich zusammen mit Spanien, Italien, Schweiz und Österreich sollen Software und Dienstleistungen für die Luft- und Raumfahrt anbieten. Die Koordination der regionalen Aktivitäten für das internationale Geschäft wird Jaques Arnould, President Sectors, übernehmen.