Indische Dependance wird erweitert

Cap Gemini umwirbt EDS-Kunden

18.04.2003
PARIS (CW) - Europas größtes Servicehaus Cap Gemini Ernst & Young möchte im Outsourcing-Markt wachsen. Dazu baut es Offshore-Kapazitäten aus, mit denen es Applikations-Management- und Business-Process-Outsourcing-Dienste betreiben möchte. Zudem umwirbt Cap Gemini die vermeintlich unzufriedenen EDS-Kunden.

Die ehrgeizigen Ziele des französischen Beratungshauses formulierte Hubert Giraud, Chef des seit Januar bestehenden Outsourcing-Geschäftsbereichs bei Cap Gemini Ernst & Young. "Wir wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren 40 bis 45 Prozent unserer Einnahmen mit Outsourcing-Services erzielen. Derzeit sind es 27 Prozent", sagte der Manager dem Brancheninformationsdienst "Computergram".

Dazu setzt Cap Gemini unter anderem auf die Bereitschaft der EDS-Klientel, ihrem durch Führungswechsel, finanzielle Schwierigkeiten und fehlgeschlagene Optionsgeschäfte geschwächten aktuellen Lieferanten den Rücken zu kehren. "Wir wissen, dass viele Kundenverträge von EDS in den nächsten zwei Jahren zur Neuverhandlung anstehen", verriet Kevin Tomlinson, Chef des britischen Outsorucing-Bereichs bei Cap Gemini. Anfragen gebe es bereits.

Um wettbewerbsfähige Services anbieten zu können, bindet Cap Gemini Mitarbeiter vor Ort, aus dem nahen Ausland (Madrid und Barcelona) sowie aus Mombai, Indien, in Vorhaben ein. So betreiben indische Experten Outsourcing-Dienste wie das Applikations- und Infrastruktur-Management für westeuropäische Kunden.

Derzeit arbeiten 600 indische Kollegen unter dem Cap-Gemini-Dach, bis Ende des Jahres sollen es 1500 bis 2000 sein. Salil Parekh, Chief Operating Officer (COO) für den asiatisch-pazifischen Raum, räumte ein, dass möglicherweise auch eine Akquisition erforderlich sei, um das geplante schnelle Wachstum zu schaffen. Die gewonnenen Spezialisten sollen nicht ausschließlich im Outsourcing-Bereich tätig sein. Bereits heute entwickeln Experten auf dem Subkontinent Erweiterungen und individuelle Anpassungen für SAP- und Siebel-Lösungen.

Das Onsite-Offshore-Modell ist keineswegs neu. Indische und US-amerikanische Dienstleister mit Entwicklungskapazitäten in Billiglohnländern betreiben es bereits seit längerem. Für Cap Gemini stellt dieser Schritt jedoch eine Abkehr vom traditionellen Beratungsgeschäft dar. Bislang wurden alle Consulting- und Integrationsdienste ausschließlich vor Ort erbracht. (jha)