Auch deutsche GmbH führt Akquisitionsgespräche

Cap Gemini hat Geld für Übernahmen übrig

11.05.1990

MÜNCHEN (vwd) - Cap Gemini Sogeti, Europas größtes Softwarehaus mit Sitz in Paris, hat sich einen Finanztopf von umgerechnet drei Milliarden Mark für Firmenzukäufe angelegt.

Wie der für das Europageschäft zuständige Vizepräsident Jean Ronceray erklärte, habe sein Unternehmen damit die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen.

Cap Gemini plane für 1990 einen Umsatzanstieg um 20 Prozent auf rund 8,5 Milliarden Franc und eine Umsatzrendite von etwa sieben Prozent.

1989 wuchs der Gewinn nach Steuern der Cap Gemini Sogeti SA auf 525 (Vorjahr: 402) Millionen Franc; der Umsatz stieg um 21,3 Prozent auf sieben Milliarden Franc. Die Umsatzrendite verbesserte sich auf 7,4 (6,9) Prozent. Bei dem angepeilten Wachstum von 20 Prozent jährlich wird der Cap Gemini-Umsatz bis 1994 auf über 15 Milliarden Franc steigen.

Die Mitarbeiterzahl dürfte sich von derzeit 14 000 auf über 25 000 Beschäftigte erhöhen. Auch die Cap Gemini Sesa Deutschland GmbH, München, habe viel vor nach dem Zusammenschluß der drei deutschen Gesellschaften Cap Gemini Deutschland, Cap Gemini Ibat und Sesa Deutschland, erläuterte Geschäftsführer Bernd Lantermann.

Deutlicher als der Umsatz, der 1989 auf 81 (75) Millionen Mark zunahm, stieg der Auftragseingang für Serviceleistungen: um 15 Prozent auf 75 Millionen Mark. Die Umsatzrendite der Muttergesellschaft wurde laut Lantermann nicht ganz erreicht. Für 1990 soll das für den deutschen Software- und Servicemarkt veranschlagte Wachstum von 15 Prozent übertroffen werden.

Der Personalstand von 480 (455) Mitarbeitern zum Jahresende 1989 ist bereits weiter aufgestockt worden und soll bis Ende 1990 auf 550 steigen.

Auch die deutsche Tochter denke an Zukäufe und führe konkrete Gespräche, bestätigte Lantermann.

Von der vielbeschworenen Krise der deutschen Softwareanbieter sieht sich Cap Gemini dank seiner Größe und der Spezialisierung auf anwenderorientierte Individualsoftware nicht betroffen. Standardsoftware werde nur noch zugekauft, und zwar für Angebote schlüsselfertiger Systeme.

Schwierigkeiten hätten vor allem die deutschen Anbieter von Standardsoftware, die nicht die ausreichende Größe oder keine Anlehnung an einen potenten Partner vorweisen könnten. Außerdem würde noch zu wenig kooperiert.

65 Prozent des Umsatzes der Cap Gemini Sesa GmbH entfallen auf Software- und Systementwicklung, 25 Prozent auf Beratung. Der Umsatz mit über 200 Kunden stammt zu 51 Prozent aus dem Geschäft mit der Industrie.