Service Center in der Kritik

Call-Center: Jung und unprofessionell

13.02.2008

Call-Center sind aufdringlich

Torsten S., Unterschleißheim: "Der Anruf kam gegen 18.30 Uhr. Der Call-Center-Agent stellte die Standardfragen: Sind Sie bei der Telekom? Wollen Sie nicht weniger zahlen? Ich verneinte. Es folgte die übliche Argumentation inklusive der Standard-Suggestivfragen. Auf Nachfrage, wie das Call-Center an meine Telefonnummer gekommen sei, sagte man mir, dass ich an einem Gewinnspiel mitgemacht habe. Auf die Bitte, meine Telefonnummer aus der Datenbank zu löschen, kamen nur Ausflüchte. Nach 20 Minuten Diskussion legte die Mitarbeiterin ohne weitere Worte auf."

Lästig sind Outbound-Call-Center, denn sie rufen an. Viele dieser Einrichtungen arbeiten am Rande der Legalität, denn erlaubt sind nur Anrufe, denen der Kunden zuvor zugestimmt hat. "Den Betreibern war klar, dass die Kaltakquise verboten ist", beschreibt ein ehemaliger Teamleiter eines Outbound-Centers die übliche Masche zum Kundenfang. "Sie haben Adressen gekauft. Am Telefon wurde den Kunden gesagt, sie hätten an einem Preisausschreiben teilgenommen." Kontrollieren könne das ohnehin niemand.

Das Call-Center ist mittlerweile pleite, doch zumindest vorübergehend lief das Geschäft mit dem Verkauf von Lotterielosen ganz gut, berichtet der Ex-Mitarbeiter. Für die Chefs sei die Rechnung aufgegangen, sie hätten ohnehin nur das schnelle Geld gesucht. Die Agenten wurden dürftig bezahlt. Zum Teil haben sie einen fixen Stundenlohn von sechs Euro plus Provision erhalten. Viele wurden vom Betreiber jedoch als Selbständige ohne Fixum beschäftigt.

Vor allem diesen schwarzen Schafen ist der schlechte Ruf der Branche zu verdanken. Allerdings müssen sich seriöse Betreiber darauf einstellen, sich dauerhaft mit dieser unliebsamen Konkurrenz auseinanderzusetzen. Anders als in Branchen wie Maschinenbau oder Finanzdienstleistungen gibt es im Call-Center-Markt praktisch keine Markteintrittsbarrieren. "Mit einem Kleinkredit kann jeder ein Call-Center aufbauen, die Anlagen sind schnell installiert", schimpft CMS-Geschäftsführer Jacob. Man brauche lediglich ein Büro, ein Telefon, einen PC mit Outlook und einen Auftraggeber. Läuft das Geschäft nicht, wird es wieder geschlossen. "Eines schönen Morgens ging ich zur Arbeit, und es war einfach niemand mehr da: Kein Chef, keine Sekretärin, keine Einrichtung – nichts", berichtet eine geprellte Agentin auf der Web-Seite schuldnerberatung.de. "Ich habe Anzeige bei der Polizei erstattet. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Call-Center mich weder bei der Krankenkasse noch bei der Rentenversicherung angemeldet hat."