Netware-4-Server für freies Unix

Caldera öffnet Linux eine weitere Tür in Unternehmen

07.08.1998

"Netware for Linux" ist eine Komponente des geplanten "Small Business Server" - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Produkt aus dem Hause Microsoft -, der noch im Verlauf des Jahres 1998 auf den Markt kommen soll. Das Paket soll gleichsam als "schlüsselfertige" Lösung E-Mail-, Web- und Dateidienste unter einer Web-basierten Administrationsoberfläche vereinen.

Der bereits verfügbare Netware-Server läuft native unter Linux, bietet zur Netware-Version 4.10b kompatible Dateidienste und arbeitet mit Netware-Clients für die Betriebssysteme Windows 3.x, Windows 95, DOS, Linux, Mac-OS sowie SCO Unixware zusammen. Der enthaltene Server für die Novell Directory Services ist auf dem Versionsstand 611. Netware-Druckjobs können an von Linux gehostete Drucker weitergeleitet werden.

Caldera hat Netware von Novell in Lizenz genommen und portiert. Es bezeichnet sich selbst als Original Equipment Manufacturer (OEM) von Novell-Technik. Allerdings verweist die Noorda-Company ausdrücklich darauf, daß Netware for Linux nicht von Novell gesponsert wird. Das Produkt wendet sich zum einen an Anwender, die Linux um erprobte File-, Print- und Directory-Dienste ergänzen, und zum anderen an Netware-Benutzer, die ohne zusätzliche Server Linux als Internet- oder Applikations-Server nutzen möchten.

Von bereits existierender Freeware möchte sich Caldera vor allem durch die vollwertige NDS-Unterstützung abheben. Alle gängigen Versionen von Linux-Netware-Servern basieren auf dem älteren Bindery-Konzept der Netware-Versionen bis einschließlich 3.12.

Mit einigen Einschränkungen müssen Caldera-Anwender allerdings leben: Netware Loadable Modules (NLMs) funktionieren unter Linux nicht, und "nprinter" sowie "rprinter" versagen aufgrund der (noch) fehlenden SPX-Unterstützung ihren Dienst. Außerdem arbeiten Windows-95-Rechner nicht sofort mit Netware for Linux, weil der von Microsoft beigelegte Client im Bindery- statt im NDS-Modus operiert. Abhilfe schafft der Client von Novell oder ein Betrieb des Servers in der Bindery-Emulation mittels "nwcm".

Für eine Minimalkonfiguration von Netware for Linux genügt nach Angaben von Caldera ein 386er PC mit 33 Megahertz Taktfrequenz. 16 MB Arbeitsspeicher sollte das Gerät allerdings haben, hinzu kommen 0,5 MB je NCP-Engine sowie 0,2 MB pro zehn angeschlossene Clients. Auf der Festplatte werden 70 MB für die Servicesystem-Dateien, 40 MB für das "Sys:"-Volume, 20 MB für Konfigurationsdateien, 50 MB für die Online-Dokumentation sowie 18 MB für die Client-Masterinstallationen verbraucht.

Eine voll funktionsfähige Version für drei User kann kostenlos von www.caldera.com heruntergeladen werden. Weitere Lizenzen lassen sich online ordern. Der Preis für die "Bump Packs" reicht von 95 Dollar für die Einplatzlizenz bis zu 2750 Dollar für ein 50-Nutzer-Paket.