Sun-Workstation als Zugpferde der Strategie:

Cadnetix präsentiert CAE/CAD/CAM-Lösung

30.10.1987

MÜNCHEN (cp) - Unter der Bezeichnung "Concept 3" stellte die Cadnetix Ltd. jetzt weltweit ein integriertes Netzwerk vor. Zu verstehen ist darunter ein CAE/CAD/ CAM-System, das den Entwurf elektronischer Bauteile automatisiert. Das Unternehmen hat zu diesem Zweck einen Vertrag mit Sun Microsystems geschlossen, der ein Volumen von zunächst 27 Millionen Mark repräsentiert.

Die Wahl sei auf Sun gefallen, so der Vizepräsident des Cadnetix-Unternehmensbereichs Europa, Barrie Murray-Upton, weil dessen Workstations eine wichtige Rolle auf diesem Gebiet spielten und die Produktpaletten beider Unternehmen gut zusammenpaßten, da sie auf Ethernet, Unix und dem Network File System (NFS) basierten. Des weiteren verspricht sich Cadnetix von dem Bekanntheitsgrad seines Vertragspartners eine gute Geschäftsentwicklung.

Die drei Schlüsselkomponenten von Concept 3 sind die neuen Sun-Workstations 3/60, die von Cadnetix entwickelte "Configurable

Analysis Engine" zur Durchführung von CAE-Aufgaben und das jüngste

Modell der Route-Engine-Familie, Route Engine III genannt, das die

automatische Entflechtung von Leiterplatten ermöglicht. Diese Elemente werden über Ethernet sowie die Protokolle TCP/IP und NFS verbunden; unterstützt werden außerdem Edif und Iges.

Cadnetix vermarktet die Sun-Workstations zum einen als CAE-Systeme unter der Bezeichnung CDX 9600 und zum anderen als CAD-Rechner mit der Bezeichnung CDX 56000. Zum Ausbau der CAE-Systeme gehören die objektorientierte Schnittstelle von Cadnetix, der hier archische Schaltplan-Editor, der Symboleditor, die Bibliothek der CAE-Werkzeuge, ein Compiler und wahlweise Tools für die digitale und analoge Simulation sowie den Asic-Entwurf. Lieferbar sollen die Workstations, die je nach Konfiguration zwischen 60 000 und 140 000 Mark kosten, ab November sein.

Zu den CAD-Systemen stehen ebenfalls die genannte Schnittstelle sowie die Editoren zur Verfügung; ergänzt werden sie durch Software für die Entflechtung und Plazierung. Dazu kommt ein von Cadnetix entwickelter Grafikprozessor mit einer Leistung von 400 000 Vektoren pro Sekunde, der Sun-kompatibel ist. Sämtliche Fremdsoftware für die Sun-Systeme laufen auch auf den Cadnetix-Rechnern, erklärte der Europa-Vizepräsident.

Die "Configurable Analysis Engine" ist ein Netzwerkbeschleuniger in Mehrprozessortechnik und eignet sich für CAE-Anwendungen wie digitale und analoge Kompilierung sowie Simulation, physische Modellierung und Verwaltung von Datenbanken. Die Basiskonfiguration umfaßt einen 68020-Prozessor von Motorola, 4 MB RAM, eine 80-MB-Festplatte und die erforderliche Software. Ebenfalls enthalten sind ein Bit-Slice-Prozessor von Cadnetix, der mit 88-Bit-Mikrocodeworten bei einer Zykluszeit von 55 Nanosekunden arbeitet, und ein Risc-Prozessor mit einer Leistung von 10 Mips. Laut Hersteller können bis zu vier Risc-Prozessoren zusammengeschaltet werden. Das System ist ab 60 000 Mark an zu haben.

Die von Cadnetix entwickelte CAE-Software, umfaßt einen Inkremental-Compiler, die analogen Entwurfswerkzeuge mit dem Saber-Simulator sowie Bibliotheken für digitale Worst-Case-Analysen. Die physische Modellierung kann laut Hersteller bis zu 30 VLSI-Komponenten mit Vektorraten von bis zu 16 Megahertz analysieren. Der Rechner ist erweiterbar auf maximal 64 MB Dual-Port-RAM sowie bis zu 280 MB Plattenkapazität und bereits lieferbar.

Die "Route Engine III" (150 000 Mark) mit einer Leistung von 100 Mips ist das neueste Mitglied einer Familie von Autoroutern. Sie ist doppelt so schnell wie die Vorgängermodelle; das Entflechten von Leiterplatten geschieht vollautomatisch. Als Besonderheit stellt Cadnetix den flexiblen feldorientierten Entflechtungs-Algorithmus heraus, der speziellen Anforderungen wie Feinleiterschaltungen, mehreren Leiterzügen zwischen Lötaugen, Anschlußstiftmatrizen (Pin-Grid-Arrays) und unüblichen Entwurfsregeln genüge.

Den Geschwindigkeitszuwachs erreichte Cadnetix eigenen Aussagen zufolge größtenteils durch Verbesserungen des Bit-Slice-Prozessors sowie durch die Verwendung eines Risc-Prozessors, der parallel arbeitet. Die Maschine ist ebenfalls sofort lieferbar; sie kann auch als Aufrüstpaket für den Vorgänger "Route Engine Plus" erworben werden.