DV-Quote im Maschinenbau geht rasant nach oben

CAD/CAM-Experten haben Job-Durststrecke hinter sich

17.04.1998

Die deutschen Maschinenbauer sind wieder optimistisch.Vor Jahresfrist war die Stimmung in der Branche weit gedämpfter. Die Unternehmen hofften nur auf einen moderaten Aufschwung, nachdem im Geschäftsjahr 1996 kein Wachstum zu verzeichnen gewesen war.

Auch von der Personalfront hatte es keine guten Nachrichten gegeben. Von 1991 bis 1997 war die Zahl der Mitarbeiter in Maschinenbauunternehmen von 1,5 Millionen auf 924 000 geschrumpft.Die Flaute hatte sich auch auf dem Stellenmarkt für Fach- und Führungskräfte bemerkbar gemacht.Hier war 1995 der Tiefpunkt erreicht.Im ersten Quartal wurden nur 2126 einschlägige Offerten in den untersuchten 40 Zeitungen einschließlich der COMPUTERWOCHE gezählt.Davon waren 106 an Computerspezialisten gerichtet.Das heißt, die DV-Quote lag bei knapp fünf Prozent.

Mittlerweile hat sich die Situa- tion grundlegend geändert.Trotz der Krise in Ostasien ist das Geschäftsklima in der Branche so gut wie lange nicht mehr.Die Firmen haben erfolgreich rationalisiert, die Lohnstückkosten sind deutlich gesunken.Damit können sich die Unternehmen im internationalen Wettbewerb wieder behaupten.Mittlerweile werden 65 Prozent der Produktion ins Ausland verkauft.Der starke Dollar trägt zusätzlich dazu bei, daß der deutsche Maschinenbau vor den USA und Japan mit einem Weltmarktanteil von 20,5 Prozent wieder an der Spitze steht.Viele Unternehmen wollen Personal einstellen.

Dieser Aufwärtstrend spiegelt sich im Stellenmarkt wider.

Im ersten Quartal dieses Jahres stieg die Zahl der Offerten für Manager und Spezialisten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um satte 63 Prozent.Noch höher fiel der Zuwachs bei den Stellenangeboten für Computerspezialisten aus.Für sie veröffentlichten die Unternehmen in derselben Zeit gut doppelt so viele Stellenangebote.Die "DV-Quote" bei den Ausschreibungen im Maschinenbau für Fach- und Führungskräfte stieg damit auf 20 Prozent.

"Der hohe Stellenwert von Computer-Know-how ist in unserer Branche vor allem produktionstechnisch bedingt", erklärt dazu Thilo Tilemann, Leiter Organisation und Informatik bei der Linde AG, Wiesbaden: "Von unseren Maschinenbau- und Elektroingenieuren erwarten wir verstärkt Kenntnisse in spezieller Anwendungssoftware, insbesondere für Aufgaben in der Konstruktion, Produktion und im technischen Vertrieb."

Diese Entwicklung wird durch die EMC/Adecco-Stellenmarktanalysen belegt.Für die Konstruktion und Fertigung wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres fast 130 Prozent mehr Positionen mit einschlägigen DV-Kenntnissen ausgeschrieben als im Vergleichszeitraum 1997.Aber auch für Kommunikations- und Organisationsaufgaben im Betrieb verdoppelte sich die Zahl der Jobofferten."Dieser Anstieg erklärt sich zum einen aus der guten Konjunktur in unserer Branche, die, nachdem jahrelang nur wenige Leute eingestellt wurden, mittlerweile einen Nachholbedarf hat, zum anderen durch die Euro- und die Jahr-2000-Umstellung", so Tilemann.Ein wichtiger Faktor für die zunehmende Nachfrage nach Informations- und Kommunikationsspezialisten liege zudem in der Ausweitung der internen und externen Netze.Mittelfristig rechnet der Linde-Organisationschef allerdings mit einem Rückgang des aktuellen Spitzenbedarfs.Dennoch biete der Maschinenbau auch dann gute Chancen für Spezialisten, die sich am Ausbau von 3D-Verfahren beteiligen: "Die Zukunft gehört den CAD-Experten und solchen, die sich mit betriebswirtschaftlichen Standardlösungen für die Industrie auskennen."