"Perle" mit Altlasten

Cable & Wireless kauft Digital Island

25.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Der britische Carrier Cable & Wireless (C&W) hat die Übernahme des US-amerikanischen Web-Hosting-Spezialisten Digital Island angekündigt.

Der Merger soll, wie beide Unternehmen mitteilten, durch Barkauf aller ausstehenden Digital-Island-Aktien zum Preis von 340 Millionen Dollar abgewickelt werden. In dieser Summe sind die Übernahme von Altschulden der Amerikaner in Höhe von 49 Millionen Dollar enthalten. C&W verspricht sich durch den Deal eine Stärkung seiner Präsenz im US-Markt - vor allem im Bereich Managed-Hosting- und IP-Application-Services. Digital Island soll künftig als C&W-Niederlassung in San Francisco mit rund 700 Mitarbeitern weitgehend selbständig operieren, heißt es weiter.

Es droht die Gefahr einer "Gewinnverwässerung"Vorsorglich stellte C&W im Zusammenhang mit der Übernahme allerdings schon einmal eine "Gewinnverwässerung" in Aussicht. Digital Island, noch im vergangenen Sommer mit einer Marktkapitalisierung von 4,6 Milliarden Dollar einer der Highflyer an der Nasdaq, verzeichnete zuletzt trotz zum Teil namhafter Kunden aus der Old Economy einen eher stagnierenden Geschäftsverlauf. Für das Geschäftsjahr 2000/01 (Ende: 30. September) rechnen die Amerikaner mit einem Umsatz in Höhe zwischen 140 und 145 Millionen Dollar. Den Breakeven peilt Digital Island nach dem Stand gegenwärtiger Planungen erst für Mitte 2002 an. Anfang Mai präsentierte die Company eine sehr durchwachsene Bilanz für ihr zweites Quartal. Einnahmen von 32,8 Millionen Dollar stand ein - bedingt durch Goodwill-Abschreibungen und Akquisitionskosten - extrem hoher Verlust von 1,19 Milliarden Dollar gegenüber. Gleichzeitig wurde im Zuge von Kosteneinsparungen der Abbau von rund 20 Prozent der Belegschaft angekündigt.

Grundsätzlich halte man, wie Vorstandschef Graham Wallace vergangene Woche bei der Vorlage der Bilanz für das am 31. März beendete Geschäftsjahr 2001 betonte, Ausschau nach weiteren Zukäufen. C&W erzielte demnach im abgelaufenen Fiskaljahr einen Umsatz von 8,09 Milliarden Pfund (rund 25,4 Milliarden Mark), was gegenüber dem Vorjahr (9,2 Milliarden Pfund) einen Rückgang um zwölf Prozent bedeutet. Das Minus sei, wie es in London hieß, auf den Verkauf diverser Geschäftsbereiche und Beteiligungen, vor allem im Consumer-Sektor (Endgeräte), zurückzuführen. Diese Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der neuen Konzernstrategie der Konzentration auf Geschäftskunden in wichtigen Auslandsmärkten stehen, spülten insgesamt rund drei Milliarden Pfund in die Kasse der Briten. Der operative Gewinn vor Steuern verringerte sich im Vorjahresvergleich um 22 Prozent auf 871 Millionen Pfund (rund 2,73 Milliarden Mark). Wegen seiner hohen Cash-Reserven wird CSW jetzt bei Analysten wieder einmal als potenzieller Übernahmekandidat von Wettbewerbern wie Deutsche Telekom oder Telefonia gehandelt.