Durchwachsene Bilanz im zweiten Quartal

CA ruft mit neuem Preismodell gemischte Reaktionen hervor

03.11.2000
MÜNCHEN (IDG/CW) - Einsicht in die Notwendigkeiten des Marktes oder revolutionäre Idee? Diese Frage stellt sich angesichts der Ankündigung eines neuen Preismodells von Computer Associates (CA), mit der der System-Management-Spezialist die Softwarebranche revolutionieren möchte.

Anwender können demnach Applikationen im Monatsabonnement beziehen statt wie bisher für die Rechte an einem Programm in Abhängigkeit von der Zahl der einzelnen Benutzer oder dem Zeitraum der Nutzung zu bezahlen. Aus Sicht von CA können damit die Kunden künftig ihren "Softwaremix" variieren und sich in Zeiten des E-Business schnell wechselnden Anforderungen anpassen. Das neue Pricing-Modell gilt für alle Softwareprodukte des Unternehmens.

CA-President Sanjay Kumar sparte bei der Vorstellung des neuen Lizenzmodells nicht mit großen Worten. "Die Konkurrenz wird dem rund ein Jahr lang nichts entgegenzusetzen haben", behauptete der CA-Frontmann. Bereits in den kommenden Wochen sollen weltweit alle Vertriebsleute umgeschult werden. Ungewohnt offen deuteten CA-Verantwortliche aber auch an, dass das geänderte Pricing-Modell nicht nur den Kunden zugute kommen könnte. Von den 1,68 Milliarden Dollar Umsatz, die CA im jüngsten Quartal erzielt hat, seien knapp eine Milliarde erst in den letzten fünf Tagen der Abrechnungsperiode fakturiert worden, erklärte Marketing-Vorstand Kenneth Fitzpatrick gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Kunden wüssten um den Druck, zum Ende des Quartals ordentliche Umsatzzahlen ausweisen zu müssen, und warteten deshalb, bis CA-Vertriebsleute bereit seien, ihren Rabattspielraum vollkommen auszureizen.

Analysten: Alter Wein in neuen SchläuchenInsgesamt hält sich die Begeisterung über CAs neues Pricing-Modell bisher in Grenzen. Viele Analysten sprachen in ersten Stellungnahmen von "altem Wein in neuen Schläuchen". Auch in Zukunft dürften Preisnachlässe von der eigentlichen Vertragslaufzeit und dem Volumen, sprich: der Zahl der Anwender, abhängig sein. Zu befürchten sei außerdem, dass sich der Lizenzpreis etwa bei Großrechnersoftware weiterhin an der Kapazität des jeweiligen Mainframes orientiere, hieß es. In der offiziellen CA-Mitteilung, die mehr als schwammig ist, wird hierzu keine Auskunft gegeben. Letztgenannter Punkt dürfte aber besonders problematisch sein, wird doch seit Monaten von Systemsoftware-Lieferanten wie CA, Candle oder BMC gefordert, dass sie ihrer bisher gängigen Politik ("Bezahlen nach MIPS") aufgrund der immens gestiegenen Rechnerleistung ein für die Anwender flexibleres Lizenzmodell gegenüberstellen. Wie es im Umfeld von CA Deutschland heißt, sei ein entsprechender Druck des Marktes jedoch nicht ausschlaggebend für das neue Lizenzmodell gewesen, schließlich generiere man inzwischen mehr als 60 Prozent der Lizenzumsätze "außerhalb der Legacy-Welt".

Eine Aussage, die insofern bemerkenswert ist, als CA seine enttäuschenden Zahlen für das zweite Quartal vor allem mit sinkenden Mainframe-Investitionen seiner Kundschaft begründet hat. Das Unternehmen musste mit 138 Millionen Dollar oder 54 Cent pro Aktie einen um 60 Prozent niedrigeren Nettogewinn ausweisen als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Der Umsatz nahm im Vorjahresvergleich um lediglich fünf Prozent von 1,47 auf 1,55 Milliarden Dollar zu.