CA fehlt es an Entwicklern fuer Ingres

09.09.1994

CW: CA hat den Ruf, bei Uebernahmen nicht gerade zimperlich mit neuen Mitarbeitern umzugehen. Wie war das bei der ASK-Gruppe?

Pelleschi: Ich halte unsere Methode fuer richtig. Wir sagen jedem Mitarbeiter so frueh wie moeglich, ob er seinen Job behaelt. In Deutschland wurde zudem ein Sozialplan erstellt.

CW: Wie viele ASK-Mitarbeiter haben Sie uebernommen?

Pelleschi: 30

CW: Vorher waren es 130.

Pelleschi: Wir wollten mehr uebernehmen. Aber alle wichtigen Leute, zum Beispiel im Support, sind geblieben.

CW: Die Manman-X-Mitarbeiter sind aber komplett gegangen - inklusive Support-Team.

Pelleschi: ASK bestand intern aus zwei Firmen. Fuer Ingres-Produkte waren 122 Angestellte zustaendig, waehrend sich nur acht um die Fertigungssoftware Manman gekuemmert haben. Viele Support- Mitarbeiter gab es da sowieso nicht. Aber wir haben hier eingestellt.

CW: Wie viele Manman-Spezialisten gibt es jetzt bei CA?

Pelleschi: Mindestens zwei, aber wir suchen noch. Dafuer wurde im Ingres-Bereich die gesamte Support-Mannschaft uebernommen.

CW: Die meisten US-Entwickler wollten nicht zu CA wechseln ...

Pelleschi: Ingres war hoffnungslos ueberbesetzt. Es gab auch zu viele Management-Ebenen. Ingres hielt sich fuer ein Forschungslabor mit einem Produkt. Unser Ansatz ist pragmatischer: Wir steuern die Entwicklung ueber den Vertrieb und das Marketing.

CW: Wie viele Entwickler beschaeftigt das US-Labor heute?

Pelleschi: Ich weiss es nicht. Es stimmt definitiv nicht, dass die ganze Abteilung gegangen ist. Wir haben in einem Positionspapier eine Reihe von Produktankuendigungen gemacht, die ohne eine funktionierende Entwicklungsabteilung nicht zu realisieren gewesen waeren.

CW: Deshalb fragen wir ja nach der Abteilungsstaerke. Koennen Sie die Zahl fuer uns ermitteln?

Pelleschi: Das machen wir nicht. Es kommt auf die Qualitaet der Entwickler an, nicht auf ihre Zahl. Ausserdem haben wir bei CA schon aufgrund unserer vielen Uebernahmen sehr flexible Labors. Dort wurden zum Beispiel Gateways fuer Datacom SQL und IDMS entwickelt. Diese Techniken und dieses Know-how koennen wir auch fuer Ingres nuetzen.

CW: Gefaehrdet der Zukauf von Ingres die Zukunft von Datacom und IDMS?

Pelleschi: Warum sollten wir IDMS sterben lassen? Das ist eines unserer rentabelsten Produkte. Es gibt bei uns keine Produkte, die auslaufen, solange die Kunden dafuer bezahlen?

CW: Wie positionieren Sie Ihre Datenbankprodukte?

Pelleschi: Ingres ist als Datenbankprodukt fuer reine Client- Server-Umgebungen gedacht. IDMS ist ein Mainframe-Produkt mit PC- Einbindung. Fuer Grossrechneranwender, die schnell eine Anwendung brauchen, die auch auf SQL-Daten zugreifen kann, eignet sich Datacom. Ingres ist das Produkt, auf dem die meisten Neuentwicklungen aufsetzen. Unsere Aufgabe ist es aber, auch die Verbindung zum Mainframe zu schaffen.

CW: Sie sagen, man kann sich auf die Versprechungen von CA verlassen. Im Falle von Datacom haben Sie aber ein CASE-Tool angekuendigt, das nie gekommen ist.

Pelleschi: Das ist nicht unsere Schuld. Es sollte auf dem Repository von IBM beruhen. Aber wo ist dieses Repository heute?

CW: Sie haben neue Versionen der Fertigungssoftware Manman-X angekuendigt. Wie konnten Sie das angesichts der unklaren Rechtslage?

Pelleschi: Die Rechtslage ist mehr als gesichert.

CW: Bisher gibt es kein Urteil, nur die Anordnung eines US- Richters, wonach der Hersteller Baan Ihnen die aktuellen Sourcen zur Verfuegung stellen muss.

Pelleschi: Es geht nicht um die Fertigungssoftware - die hat sich laengst in eine anderere Richtung entwickelt als das Baan-Produkt. Es geht um den Sourcecode des Entwicklungs-Tools. Dieser Sourcecode durfte Holland nicht verlassen.

CW: Die rechtliche Unsicherheit bezieht sich darauf, ob CA Zugriff auf die Version 6 der Tools hat. Damit hat Baan sein Fertigungsprodukt fuer kaufmaennische Zwecke optimiert.

Pelleschi: Ich weiss nicht, um welche Version es geht.

Mario Pelleschi ist Geschaeftsfuehrer von Computer Associates Deutschland. Mit ihm sprach CW-Redakteur Hermann Gfaller.