Neue Produkte sollen den Mainframe entlasten

CA bietet sich Mainframe-Usern als Partner fuers Downsizing an

29.01.1993

Den Mittelpunkt der angeschlossenen Ausstellung bildeten die PC- basierten Produkte des Software-Unternehmens. Dazu zaehlen neben den ehemals Nantucket- und Realia-eigenen Entwicklungswerkzeugen auch die Mikroversionen von urspruenglich Mainframe-basierten Systemen wie IDMS und Datacom sowie Ideal, Ramis und

Easytrieve.

Unterstuetzung fuer die ODBC-Schnittstelle

Ausserdem kuendigte CA jetzt eine Reihe von neuen Produkten an, die Mainframe und PC miteinander verbinden und auf diese Weise ein Downsizing ermoeglichen sollen.

Ein wichtiger Bestandteil der CA-Strategie ist die Unterstuetzung der Microsoft-Schnittstelle "Open Database Connectivity" (ODBC). Mit einem fuer den Sommer dieses Jahres in Aussicht gestellten ODBC-Treiber wollen die New Yorker ihren Kunden ermoeglichen, von Windows-Applikationen wie Visual Basic (Microsoft), SQL-Windows (Gupta) und Powerbuilder (Powersoft) direkt auf IDMS, Datacom oder CA-DB zuzugreifen - ungeachtet der Plattform, auf der das jeweilige CA-Datenbanksystem laeuft.

Mit Hilfe der CA-eigenen "Transparency Technology" lassen sich, so der Anbieter, auch nichtrelationale Datenquellen wie VSAM oder DL/1 anzapfen. Auf der anderen Seite sollen die Anwender von CA- Tools wie Visual Objects, Realizer, QbyX und dem neuerdings auch fuer IDMS und Datacom verfuegbaren Report-Writer CA-Ret ueber das ODBC-API auch Third-Party-Datenbanken adressieren koennen.

Wie Russell Artzt, Executive Vice-President of Development, bestaetigt, steht die Unterstuetzung fuer ODBC nicht im Widerspruch zu den Commitments fuer Idapi und DRDA. "ODBC zu unterstuetzen, heisst nicht, die anderen auszuklammern", erlaeutert der CA-Manager. Dass ODBC bevorzugt behandelt worden sei, liege lediglich in der groesseren Nachfrage begruendet.

ODBC-Unterstuetzung bietet auch der in San Diego erstmals einer breiten Oeffentlichkeit vorgestellte Clipper-Nachfolger "Visual Objects". Unter dem Projektnamen "Aspen" war das Datenbank- Entwicklungssystem noch unter der Regie von Nantucket in Angriff genommen worden. Die auslieferungsfaehige Produktversion enthaelt unter anderem die Klassenbibliothek "Common View" des irischen Software-Unternehmens Glockenspiel, das sich CA ebenfalls im vergangenen Jahr einverleibt hat. Ausserdem bietet Visual Objects einen Code-Compiler mit objektorientierten Erweiterungen fuer eine inkrementelle Software-Entwicklung sowie ein Repository mit Anwendungs- und Klassen-Browser.

Bislang ist Visual Objects nur fuer Windows- und Clipper-User zu haben. Wie CA jetzt mitteilte, befindet sich jedoch nicht nur eine OS/2-Portierung in der

Pipeline; darueber hinaus gebe es Plaene, das Entwicklungs-Tool fuer die Anwender von Datacom und IDMS, also auch fuer Mainframe-Kunden, einsetzbar zu machen.

Cobol-Programmierer von den Beschraenkungen der 3270-Technologie befreien will CA mit einem PC-basierten Entwicklungspaket, das als "Realia II Workbench" vermarktet wird. Das Komplettangebot setzt sich aus dem Analyse- und Debugging-Tool Cobolvision, der System- Management-Software Pan/LCM, der aktuellen Version (4.0) von "Realia Cobol" sowie dem CICS-Emulator Realia CICS zusammen. Mit ersten Auslieferungen ist im Sommer dieses Jahres zu rechnen.

Waehrend das Schlagwort Rightsizing meist gleichbedeutend mit Downsizing ist, geht CA mit den neuen Pan/LCM-Implementierungen den umgekehrten Weg: Das urspruenglich fuer den PC ausgelegte System-Management-Werkzeug steht jetzt auch unter HP-UX und SCO- Unix zur Verfuegung. Der immanente "Configuration Manager" wurde sogar auf die Mainframe-Betriebssyteme MVS und VSE portiert und soll kuenftig im Lieferumfang von "Librarian" sowie "Panvalet" enthalten sein.

Eigenen Angaben zufolge generiert die CA Inc. immer noch drei Viertel ihres Umsatzes im Mainframe-Bereich. Ganze 13 Prozent der im Geschaeftsjahr 1991/92 erzielten Einnahmen (insgesamt etwa 1,5 Milliarden Dollar) gingen auf das Konto von PC-Applikationen; Unix-basierte Systeme trugen gar nur mit 20 000 Dollar (1,3 Prozentzum Gesamtumsatz bei.

Aendern will CA-Chef Wang dieses Missverhaeltnis, indem er den Vertrieb der neuen Produktversionen diversen Partnerunternehmen uebertraegt. Zu diesem Zweck rief er Ende des vergangenen Jahres eine Third-Party-Division ins Leben. Distributionsabkommen bestehen bereits mit Sun Microsystems, Sequent, Pyramid, IBM und Novell. Ein ausfuehrliches Interview mit Wang lesen Sie in der naechsten Ausgabe der CW.