C-Spezialisten muessen sich zu Systemintegratoren entwickeln Techniklastigkeit mindert die Chancen auf einen neuen Job

21.01.1994

HAMBURG (CW) - Geaenderte Anforderungen - vom Techniker zum Systemintegrator - und weniger Jobs kennzeichnen die Arbeitsmarktsituation der C-Spezialisten. Wie der EMC- Medienservice Hamburg in seiner regelmaessigen Stellenmarktanalyse feststellt, galten diesen High-Tech-Spezialisten 1993 nur noch etwas mehr als zwei Prozent aller Positionsausschreibungen fuer DV- Fachkraefte. 1992 hatte sich die Quote noch auf 2,5 Prozent belaufen.

Zu den heutigen Jobchancen fuer CAD-Spezialisten meint Horst-Peter Sieber, beratender Ingenieur fuer CAD- und CIM-Anwendungen in Hamburg: "Der reine CAD-Mann wird kaum noch gesucht." Technische und kommerzielle Systeme seien nicht mehr so scharf getrennt wie noch vor einigen Jahren. Sie wachsen zusammen, und das beeinflusse das Anforderungsprofil.

So muss heute laut Sieber ein CAD-Spezialist mehr Kenntnisse ueber die Fertigungsprozesse vorweisen als frueher. Eine alleinige Technikorientierung reiche nicht mehr aus. Der C-Profi sollte sich grob in PPS-Systemen auskennen und zum Beispiel auch ueber ein Basiswissen im Bereich Datenbanken verfuegen. Gesucht werde oft eher ein Systemintegrator, der die Anforderungen an bereichsuebergreifende Systeme ueberschauen und deren Einfuehrung managen kann.

Eine deutliche Verschiebung der Nachfrage nach CAD-, CAM- und CIM- Spezialisten stellte der EMC-Medienservice zwischen den Inserenten aus Industriebranchen und Dienstleistungsunternehmen fest. So kamen 1992 noch 55 Prozent der Ausschreibungen aus Industrie- und 45 Prozent aus Dienstleistungsunternehmen. 1993 veraenderte sich das Verhaeltnis auf 43 Prozent Industrie und 57 Prozent Dienstleistung.

Die groesste Nachfrage nach C-Spezialisten ging 1993 laut EMC von Ingenieurbueros aus (32,5 Prozent Anteil), gefolgt von DV- Beratungsfirmen (elf Prozent) und Maschinenbau (9,6 Prozent). Fahrzeugbau und Baugewerbe waren mit jeweils 6,7 Prozent beteiligt, die Branchen Elektrotechnik und Elektronik mit jeweils 5,3 Prozent.

Zu den Ausbildungsanfor- derungen stellt EMC fest, dass die Unternehmen in 35 Prozent aller Offerten ein abgeschlossenes Ingenieursstudium forderten, in 14 Prozent suchten sie gar nur Architekten, und in knapp elf Prozent aller Anzeigen wuenschten sie sich einen Informatiker.

Zur Ausbildungssituation im CAD-Bereich meint Horst-Peter Sieber: "In Kleinbetrieben haben sich haeufig Mitarbeiter aus dem traditionellen DV-Bereich zusaetzliches CAD-Wissen angeeignet." Sie seien dann als Allrounder sowohl fuer den Systembetrieb der kommerziellen Anwendungen als auch nebenbei fuer die Benutzung der Cxx-Systeme zustaendig. Diese Betriebe konnten es sich auch kaum leisten, teure Spezialisten einzukaufen.

Groessere Unternehmen haben vor etlichen Jahren gezielt Experten eingestellt oder vorhandenes Personal zu entsprechenden Spezialkursen geschickt, "insofern ist hier eine gewisse Marktsaettigung eingetreten, was die Nachfrage nach diesen Spezialisten betrifft", glaubt Sieber.

Darueber hinaus wuerden CAD-Systeme haeufig auch als fertige Pakete von der Stange gekauft. Notwendige Anpassungen, Erweiterungen und Schnittstellen-Bedienungen naehmen dann oftmals externe Berater beziehungsweise Programmierer oder der Systemlieferant vor.

Einsatzbereiche, fuer die die Betriebe Cxx-Spezialisten suchen, sind in erster Linie Konstruktion und Produktion beziehungsweise Fertigung. Ueber ein Drittel des Stellenangebots kommt aus dem Konstruktionsbereich, und knapp 19 Prozent entfallen auf kuenftige Stelleninhaber in Produktion und Fertigung.

14 Prozent der Offerten stellen dem potentiellen Bewerber einen Job im Org./DV-Bereich in Aussicht, wobei hier in erster Linie DV- Beratungsfirmen die Nachfrage bestimmen. Jedes zehnte Angebot bezieht sich auf eine Position in Forschung und Entwicklung, und fast acht Prozent der gesuchten neuen Mitarbeiter sollen in der Softwareproduktion arbeiten.