Informatikstudium

"BWLer sehen zuerst immer die Kosten"

22.04.2008
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Vorurteile gehören über Bord

Unterschiedlich war auch die Arbeitsweise. "Während die Betriebswirte sich immer wieder an Beispielen orientierten und über Lösungen diskutieren wollten, stand für die Informatiker eher abstraktes Denken im Vordergrund. Die Betriebswirte fokussierten sich bei ihrer Argumentation auf Budget- und Kostenfragen, die Informatiker auf technische Aspekte", beschreibt Rausch. Aus Sicht der Informatiker wurden die Betriebswirte als "diskussionsfreudig" wahrgenommen. "Wenn sich BWLer mal für eine Sache entschieden haben, verteidigen sie sie auch, obwohl es andere, eventuell technisch bessere Vorschläge gibt, die ein Informatiker bevorzugen würde", hat Informatikstudent Gäbelein beobachtet. Umgekehrt wurden die Informatiker als "sehr direkt" empfunden. "Die Informatiker kommen gleich zum Punkt, während Betriebswirte mehr erklären und diskutieren", so einer der Projektteilnehmer. Zudem fiel es Informatikern leichter, modellhafte Darstellungen zu verstehen. Für die Betriebswirte waren konkrete Beispiele im Kommunikationsprozess wichtig.

Passive Informatiker und geschwätzige BWLer? Die Coburger Studenten haben in ihrem interdisziplinären Projekt gelernt, dass sie sich mit solchen Stereotypen nicht aufzuhalten brauchen. Um einander besser zu verstehen, sollte man genau zuhören, Missverständnisse gleich klären, mit der anderen Denkweise verständnisvoll umgehen und vor allem öfter mal nachfragen. Wenn Informatiker und Betriebswirte in gemischten Teams ihr Fachwissen einbringen, gegenseitig voneinander lernen und nicht nur Ideen aus der "eigenen" Denkwelt berücksichtigen, ist der Projekterfolg gesichert. Der Möbelhersteller Koinor war vom Konzept der Studenten so angetan, dass er seinen Wareneingang wie empfohlen neu organisieren wird.