Informatikstudium

"BWLer sehen zuerst immer die Kosten"

22.04.2008
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Verständnisprobleme überwinden

Bis die Studenten das Konzept für den papierlosen Wareneingang präsentieren konnten, mussten sie einige Verständnisprobleme überwinden, schildern die Professoren: So wurden von der jeweiligen "Gegenseite" unterschiedliche Fachausdrücke vorausgesetzt. Auch gab es Fachbegriffe, die bei Betriebswirten und Informatikern eine völlig andere Bedeutung haben. Manchmal merkten die Beteiligten erst im Verlauf der Meetings, dass die Projektmitstreiter der jeweils anderen Fachrichtung eine andere Vorstellung von dem Gesagten hatten. Die speziellen Fachsprachen beziehungsweise das eigene Wissen setzte jede Seite bei den "anderen" zunächst als bekannt voraus. Erst im Lauf der Zeit verstanden alle, dass das Hintergrundwissen der Einzelnen sehr unterschiedlich ist und manchmal längere Erklärungen notwendig sind.

Professor Peter Rausch (hier im Gespräch mit einem Studenten): Die Betriebswirte fokussierten sich bei ihrer Argumentation auf Budget- und Kostenfragen, die Informatiker auf technische Aspekte.
Professor Peter Rausch (hier im Gespräch mit einem Studenten): Die Betriebswirte fokussierten sich bei ihrer Argumentation auf Budget- und Kostenfragen, die Informatiker auf technische Aspekte.
Foto: Hochschule Coburg

Betriebswirtschaftsstudentin Julia Kappes begreift das unterschiedliche Wissen und die verschiedenen Denkweisen als Chance: " Wenn Studenten aus zwei verschiedenen Fakultäten aufeinandertreffen, kommt man schneller ans Ziel und findet Lösungen, die die einzelne Gruppe nicht gefunden hätte. Der eine füllt die Lücken des anderen." So haben die Informatiker den Betriebswirten erklärt, was Edifact ist, und die BWLer haben den Informatikern den RoI verdeutlicht. "Dies hat Zeit gespart, die die einzelnen Gruppen für die Recherche gebraucht hätten", sagt Kappes.

Während den Betriebswirten tiefgehendes IT-Know-how fehlte, mangelte es den Informatikern an Instrumentarien, um die Wirtschaftlichkeit von technischen Lösungen zu beurteilen. Ferner fiel es ihnen schwer, Interdependenzen bei den betriebswirtschaftlichen Prozessen und damit Auswirkungen von Lösungen auf andere Abteilungen zu erkennen. Dafür brachten die Informatiker ein deutlich ausgeprägteres technisches Verständnis und systemanalytisches Denken mit. Aufgrund dieser Unterschiede war man sich bei der Bewertung von Lösungen nicht immer einig. Die verschiedenen Aspekte wie Wirtschaftlichkeit, Kosten oder technische Finesse von Hard- und Software waren den jeweiligen Fachexperten unterschiedlich wichtig oder flossen bei Entscheidungen mit anderer Gewichtung ein.