Nachfragesog aus Ex-DDR verstärkt Importdruck

BVB: Außenhandelsdefizit wird 1991 drastisch steigen

01.11.1991

MÜNCHEN (bk) - Ein neues Rekord-Außenhandelsdefizit erwartet der Bundesverband Büro. und Informations-Systeme e. V. (BVB) zum Jahresende 1991. Erstmals so die düstere Prognose des Verbandsvorsitzenden Rudi Häussler, könnte es sich im zweistelligen Milliardenbereich bewegen.

Schon im vergangenen Jahr hatte das Außenhandelsdefizit im Bereich Büro-, Informations und Kommunikationstechnik mit sieben Milliarden Mark ein neues Rekordniveau erreicht. Halte aber die zur Halbzeit festgestellte rasante Entwicklung an, so Häussler besorgt, müsse man 1991 mit einem Außenhandelsdefizit von rund zehn Milliarden Mark rechnen.

Obwohl die Produktion in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 17 Prozent auf 18, 7 (Halbzeit 1990: 16) Milliarden Mark zulegte, habe der Importdruck auf die Branche durch den Nachfragesog aus den neuen Bundesländern drastisch zugenommen.

Die Einfuhren stiegen um 20 Prozent auf 15, 8 Milliarden Mark, während die Ausfuhren lediglich geringfügig um 6, 3 Prozent auf 10, 9 (10, 2) Milliarden Mark wuchsen.

Eine große Gefahr sieht der Verbandsvorsitzende auch für den Produktionsstandort Deutschland. "Wir sollten uns hüten", mahnte Häussler, "die Warnsignale für die zukünftige Branchenentwicklung in der Bundesrepublik zu übersehen, die von der durch die neuen Bundesländer ausgelösten Sonderkonjunktur nur überdeckt werden. "

Weltweite Überkapazitäten und Strukturmängel am Standort Deutschland machten den Erhalt von Produktionsarbeitsplätzen im Ost- und Westteil zunehmend schwieriger.

Die hierzulande hohen Kapital-, Arbeits- und Lohnkosten, die einher gehen mit den niedrigsten Arbeitszeiten sowie Steuer- und wachsenden Umweltbelastungen stellten für in und ausländische Investoren keinen Anreiz dar. "Zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit benötigt Deutschland dringend eine höhere Attraktivität - nicht nur als größter Einzelmarkt im demnächst weltgrößten Absatzmarkt Europa, sondern auch für Investitionen in Forschung und Entwicklung, Produktion sowie Zulieferung. "

Die hiesigen Software- und Systemhäuser forderte Häussler auf, sich auf ihre Servicestärken zu besinnen. Außerdem sollten sie im Hinblick auf den bevorstehenden Binnenmarkt durch Kooperationen untereinander, aber auch durch strategische Allianzen mit amerikanischen, ja sogar japanischen Partnern wettbewerbsfähige Größen anstreben und Marketing-Schwächen abbauen.