Mobilfunk/Kommentar

Butter bei die Fische

06.04.2001
Peter Gruber Redakteur CW

Masse statt Klasse, auf diesen Nenner kann man die Politik der deutschen Mobilfunkanbieter bringen. Gerade so, als wäre die Teilnehmerzahl das einzig wahre Gütesiegel, gingen die Provider auf Kundenfang. Dabei waren fast alle Mittel recht und vor allem billig. Mit Billigangeboten für die so genannten Prepaid-Handys wurden die Verbraucher geködert, und sie kamen in Scharen.

Um sage und schreibe 100 Prozent konnten die Anbieter im letzten Jahr ihre Bilanz auf insgesamt fast 50 Millionen Kunden steigern. Auf den ersten Blick ein Traumergebnis, auf den zweiten ein teuer erkaufter Pyrrhussieg. Gemessen an den hohen Kosten, die zur Gewinnung eines Kunden anfallen, entpuppen sich die Prepaid-Telefonierer nämlich als Verlustgeschäft. Sie generieren nur wenig Umsatz, und viele haben die Schnäppchenpreise der Provider nur genutzt, um billig an neue Handys zu kommen. Ein Teufelskreis!

Die Mobilfunker scheinen ihre Lektion jetzt jedoch zu lernen. Sie kündigten an, Handys samt Kundenvertrag künftig nicht mehr durch Zuschüsse zum Schleuderpreis zu vermarkten. Statt dessen wollen sie ihr Augenmerk nun verstärkt auf die Kundenbindung richten. Im Klartext heißt das: Aus Prepaid- sollen Postpaid-Nutzer werden, die mehr telefonieren und besser gebunden werden können. Außerdem sollen Vieltelefonierer durch Preisnachlässe belohnt werden.

Doch damit ist es allein nicht getan: Mit Sprachkommunikation, Short Message Service (SMS) und einer trotz GPRS-Aufrüstung kaum nennenswerten Datenrate ist kein Blumentopf zu gewinnen. Nachdem die Provider seit Jahren Servicevielfalt predigen, bis heute aber weitgehend schuldig geblieben sind, muss jetzt Butter bei die Fische. Dabei dürften die immensen Investitionen in UMTS und große Konkurrenz allen Netzbetreibern Beine machen. Denn nur wer schnell und zu attraktiven Tarifen möglichst viele Dienste und Inhalte aufsetzt, wird auf einen grünen Zweig gelangen. Am Ende könnten dabei Klasse und Masse herauskommen.