Businessplan: Wie öffnen Gründer den Geldhahn?

10.09.2001
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Die Trends in der IT-Branche

TVM-Managerin Wermelskirchen sieht auch künftig die IT-Budgets von Firmen anwachsen, um Altlasten von Systemen zu bereinigen. Parallel dazu bleiben ihrer Meinung nach die Auslagerungstendenzen der Unternehmen bestehen. Gute Chancen auf Förderung bestünden derzeit für Gründer in den Bereichen direktes System-Engineering, Hightech-Komponenten und Subsysteme. Aber auch Startups mit ausgefallenen Ideen wie ein "40GB/s-Netz" oder ein neues Chip-Design sind interessant. Schwierig haben es dagegen Firmen, die auf endkundennahe Systeme setzen. "Dabei sind Vertrieb und Service gerade im Aufbau eines jungen Unternehmen zu aufwendig", erklärt sie. Dennoch sieht die Managerin zahlreiche IT-Nischen, etwa Geschäftsapplikationen, Management- und Service-Integration-Systeme oder neue Softwarekonzepte, die auf mathematischen Modellen basieren. B-to-B- oder gar B-to-C seien dagegen für TVM kein Thema mehr. Der Wagnisfinanzierer hält einen Fonds in Höhe von 300 Millionen Euro bereit und legt gerade einen neuen mit 250 Millionen Euro auf. Bei einem Fundus von rund 1000 IT-Firmen und 100 Biotechnologieunternehmen tätigt TVM weltweit pro Jahr etwa 15 Investitionen.

Auch Cosmin-Gabriel Ene von Tec Venture beurteilt die Finanzierungslage derzeit als schwierig. Als Folge daraus hätte viele Gründer den Mut verloren, Businessplans einzureichen. Positiver Nebeneffekt ist seiner Ansicht nach allerdings eine höhere Qualität der vorgestellten Geschäftsideen. So käme heutzutage keiner mehr mit der Idee an, handgemachte Schuhe über das Internet zu verkaufen, meint er. Gute Chancen hätten derzeit etwa Anbieter von Hardware für Streaming Media, also Geräte, die an strategischen Knotenpunkten positioniert, für einen schnellen Zugriff auf Multimediadaten sorgen. Aber auch Startups, die im Bereich M-Commerce tätig sind, sieht der Tec-Venture-Analyst gut positioniert. In diesem Bereich gilt es Marktanteile zu sichern, noch bevor sich ein möglicher Boom durch schnellere Übertragungsmöglichkeiten wie UMTS abzeichnet, erklärt Ene. Tec Venture hält in seinem Portfolio bereits das Bad Homburger Startup MCN Tele.com, Betreiber eines Voice-Portals für Bürodienstleistungen namens Veronica. Auch Gründern, die sich in den Bereichen Enterprise-Application-Integration (EAI) und Spracherkennungstechnologie engagieren, räumt Tec Venture gute Chancen ein.

Der Münchner Risikofinancier verfügt zur Zeit über einen Fonds aus dem noch Investitionen erfolgen. Allerdings ist laut Ene gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang der Deals um etwas mehr als die Hälfte erkennbar, gleichzeitig prüfe man in seinem Unternehmen vorsichtiger und befasst sich genau mit den angegebenen Zahlen. So kommen seiner Ansicht nach bei 100 eingereichten Businessplans im Schnitt etwa sieben bis zehn Bewerber in die engere Auswahl. Nach einer Einladungsrunde liegen nur noch drei Startups im Rennen und am Schluss bleibt vielleicht ein Unternehmen übrig.

Für Peter Matthies von Apax Partners haben es derzeit vor allem junge Softwarefirmen schwer, eine Förderung zu erhalten. Wenn überhaupt, bestehen seiner Meinung nach Chancen bei Systemen, die den Unternehmen helfen, Kosten zu senken etwa durch Business-Process-Integration. Als möglichen Trend sieht Matthies außerdem das "Edge-Networking", vor allem Produkte rund um den Wireless-Lan-Standard 802.11. Die derzeitige Lage ist allerdings laut Matthies sehr schwierig: Die Neuer-Markt-Pleite und der gescheiterte Internet-Revolution haben besonders die kleineren VCs in Bedrängnis gebracht, erklärt er. Bei den größeren Wagniskapitalgebern ist das Geld da, wird aber nur vorsichtig neu angelegt, das bei ihrer Portfolio-Firmen ein starken Bedarf an Nachfinanzierung besteht. Die Bewilligungsquote beträgt bei dem Risikokapitalgeber zirka ein Prozent.

Nach Ansicht von 4Founders-Chef Tauchnitz sind grundsätzlich alle Bereiche förderungswürdig, die IT-Produkte herstellen, welche sich nicht auf eine einzige Zielgruppe konzentrieren. Dazu gehören etwa Produkte, die branchenunabhängig im Backoffice eingesetzt werden können. Stefan Friese, Geschäftsführer von 3i Deutschland hüllt sich dagegen in Schweigen