Consulting und Teamarbeit sollen helfen

Business Objects will sich mehr um Großkunden kümmern

15.09.2000
MÜNCHEN (as) - Nach internen Turbulenzen der letzten Monate versucht der Analyse- und Reporting-Spezialist Business Objects seine Aktivitäten hierzulande wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Parallel geht die Diversifikation und Integration der Produkte weiter.

Abwanderungen aus dem Management sowie Vakanzen und Wechsel in der Geschäftsführung hatten die hiesige Dependance von Business Objects (BO) über Monate in Atem gehalten. Seit Ende Mai lenkt nun William F. Frenzel die Geschicke des Herstellers. Der neue Vormann, der Anfang des Jahres zunächst die BO-Niederlassung in der Schweiz und nun als General Manager zusätzlich Deutschland betreut, will BO wieder auf Kurs bringen und mit einigen Unsitten der Vergangenheit aufräumen.

Die Situation, die er vorfand, war zunächst alles andere als einfach: Die Ausgaben waren durch falsches Management aus dem Ruder gelaufen, Mitarbeiter kehrten dem Unternehmen den Rücken, und die Kundenbetreuung ließ zu wünschen übrig. Mittlerweile, so Frenzel, hänge der Haussegen wieder gerade, die Kosten seien unter Kontrolle, und man habe einige Leute wieder zurückholen können. Ob und wie sich dies in der Umsatzentwicklung in Deutschland niederschlägt, mochte der Manager allerdings nicht sagen. Weltweit konnte BO nach eigenen Angaben in den ersten beiden Quartalen (Ende Juni 2000) den Umsatz von 107,1 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum auf 157,1 Millionen Dollar steigern. Der Nettoumsatz steig im selben Zeitraum von 8,4 Millionen auf 16,2 Millionen Dollar.

Zu den Sünden der Vergangenheit zählt laut Frenzel auch, dass BO oft vergaß, mit einer "deutlichen Message" am Markt für die eigenen Produkte zu werben sowie zu wenig Wert auf Consulting legte. "Manche Firmen wollen einfach nur eine Menge Lizenzen absetzen und lassen dann die Kunden im Stich", resümiert der Manager auch mit einem Seitenhieb auf vergleichbares Geschäftsgebahren anderer Hersteller im Markt für Business-Intelligence-Software. BO will nun zumindest seine Topkunden, die vorzugsweise aus den Branchen Telekommunikation, Handel, Finanzen und Pharma stammen, mehr Beratung und Trainingsdienstleistungen bieten. Alle anderen Kunden werden wie bisher über Vertriebspartner betreut. "Wir haben vier grenzübergreifende Teams mit derzeit zehn bis 15 Mitarbeitern gebildet, die den gesamten Prozess von der Produktdemonstration bis zur Implementierung bei Großkunden begleiten sollen. Zugleich soll ein Austausch zwischen den Teams stattfinden, um weiteres Know-how aufzubauen."

Derweil hat die BO-Mutter in den vergangenen Monaten eine Reihe neuer oder überarbeiteter Produkte auf den Markt gebracht. Ziel ist es dabei, sich von einem Anbieter von Desktop-Olap-Lösungen (Dolap) mit fetten Clients zu einem Hersteller von dreischichtigen BI-Systemen mit diversen Frontends für Intra-, Extra- und Internet zu positionieren. Hierher gehören auch Produkte wie das personalisierbare BI-Portal "Infoview" und die Corba-basierte Thin-Client-Ausgabe "Webintelligence" des bisherigen Abfrage- und Reporting-Tools "Business Objects". Für das dritte Quartal ist ferner "Business Objects 5i" angekündigt, die Client-Server-Lösung des Full-Client. Sie entstand laut Frenzel auf Wunsch größerer Kunden, die ihre bisherigen Installationen Web-fähig machen wollen. Neu ist dabei unter anderem die Möglichkeit, in 5i Queries auf Websites zu machen.

Eine weitere technische Neuerung ist zum dritten Quartal mit der Software für den Zugriff auf Olap-Server "MDX Connect" angekündigt. Sie stellt das erste Ergebnis aus der Übernahme des kanadischen Spezialisten Olap@work im Mai dieses Jahres dar und dient der Integration von Informationen in die BO-Produkte. Die Schnittstelle basiert auf dem Microsoft-Standard OLE DB for Olap und soll sukzessive die bisherigen Schnittstellen "Olap Service Packs" ablösen. Sie ist ab BO 5i zunächst für die Anbindung des Client mit den "Olap Services" von Microsofts "SQL Server 7" sowie als "BW Connect" für die Anbindung an das SAP BW erhältlich. Vorgesehen sind zudem Schnittstellen zum Olap-Server Hyperion "Essbase" und ein Olap Development Toolkit.

Schließlich plant der Hersteller die Suite "Business Objects 2000", die alle Produkte bis auf das Auswertungs-Tool "Setanalyzer" vereint. Sie erlaubt Datenabfrage, Reporting sowie multidimensionale Analysen in unterschiedlichen Umgebungen. Web-, Windows- und drahtlose Anwendungen sind ebenso geeignet wie BI-Portale (BIP) oder mathematische Analysen.