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Business Objects integriert vorzeitig Crystal-Tools

17.01.2005

PARIS (COMPUTERWOCHE) - Früher als erwartet hat Business Objects, Anbieter von Business-Intelligence-Software (BI), die Berichtswerkzeuge des 2003 gekauften Konkurrenten Crystal Decisions mit dem eigenen Portfolio kombiniert. Das Ergebnis ist die BI-Plattform "Business Objects XI", die das Unternehmen jetzt vor Pressevertretern in Paris offiziell freigab. Ursprünglich als "Business Objects 11" angekündigt, ist sie laut Chief Executive Officer und Firmengründer Bernard Liautaud "einer der wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte" und zugleich die Referenzarchitektur für alle kommenden Versionen. Sie verheißt eine durchgängige und abgesicherte Umgebung zur Verwaltung der auf ihr basierenden BI-Lösungen. Letztere können dank der Crystal-Übernahme und Neuerungen Anwendungsgebiete wie das Massenberichtswesen, Ad-hoc-Analysen, klassisches BI-Reporting mit Hilfe von "Olap Analysis" (vormals Crystal Analysis) sowie kollaboratives Reporting abdecken. Als Frontends stehen der web-basierende BI-Client "Webintelligence" sowie Software zum Aufbau von Dashboards beziehungsweise Scorecards zur Auswahl. Alle Clients lassen sich in das Portal "Infoview" einbinden, das stets zum Lieferumfang gehört.

XI ist der Nachfolger der BI-Software "Business Objects 6.5 " und der Berichtssoftware "Crystal Enterprise 10". Allerdings ist parallel dazu derzeit noch eine Version 6.X für dieses Jahr geplant. Laut Unternehmenschef Liautaud können Kunden beider Produkte kostenlos auf die XI-Plattform migrieren, sofern sie die gleichen Funktionen weiterverwenden. Die neuen Features sind hingegen nur nach einem Upgrade verfügbar. Das Lizenzmodell bleibt hierbei weitgehend das alte, wenn auch Kunden künftig zwischen einem Server- und einem benutzerbasierenden Modell wählen können. Eine Migration sei grundsätzlich kein größeres Problem und werde durch Tools unterstützt, sagte Liautaud. Allerdings könnten die neue Benutzerverwaltung sowie die Sicherheits-Features Anwendern einige Arbeit machen. Da derzeit noch viele Anwender Version 5 oder 6.1 von Business Objects nutzen, rechnet Liautaud damit, dass der Umstieg noch eine Weile dauern wird. Auch empfiehlt er den Weg zu XI über Version 6.5 zu gehen, die bereits eine weitgehende Integration der beiden Produktlinien bietet.

Die XI-Basis ist komponentenbasierend - der Hersteller spricht zeitgemäß von serviceorientiert - aufgebaut und lässt sich dank eines Web-Services-Toolkits um externe Funktionen und Tools erweitern. Eine noch modularere und standardbasierende Architektur ist geplant. Funktional macht die Plattform große Anleihen bei Crystal, etwa in Form der enthaltenen Analyse-Engines, des Repository und der Systemverwaltung. Business Objects steuert beispielsweise die Metadatenverwaltung Infoview zur Basis bei. Die Verwaltung erfolgt künftig über eine Web-basierende Management-Konsole, mit der sich alle Bestandteile einrichten und steuern lassen. Hierzu gehören Aspekte wie Sicherheit (Unterstützung für das Protokoll LDAP, Active Directory, NT-Server und Single-Sign-on), die Lizenz- und Benutzerverwaltung, Auditing bis hin zur Steuerung einzelner Services. Hinzu kommen neue Features zur Steigerung der Systemverfügbarkeit wie die individuelle Zuteilung von Hardwareressourcen (Provisioning) je nach Spitzenlast und automatische Failover-Funktionen beim Ausfall einer Server-Instanz. Zudem ist XI als einziges Produkt für die "Datacenter Edition" des Windows-Servers zertifiziert.

Doch XI soll nicht nur das Portfolio integrieren, was eigentlich erst für Ende 2005 mit "Business Objects 12" geschehen sollte, sondern bringt laut Firmenvertreter auch Innovationen in den Markt. Ziel ist es dabei, Berichte und Informationen auch weniger versierten oder gelegentlichen Benutzern von BI-Tools bereitzustellen. So ist es dank der neuen Schnittstelle "Live Office" möglich, BI-Funktionen in Office-Anwendungen wie Word, Excel, Outlook und sogar Powerpoint aufzurufen. Dabei wird eine ständige Verbindung zum BI-Server und dessen Management-Funktionen aufgebaut, so dass sich Informationen sicher bearbeiten und speichern lassen.

Eine weitere Neuerung sind kollaborative Funktionen in der Plattform. Mit ihnen können Benutzer, die per Dashboard, Scorecard oder Berichtswerkzeug auf Informationen zugreifen und über diese in einer gegen unbefugte Zugriffe geschützten Umgebung diskutieren. Ferner lassen sich mehr Hintergrundinformationen zu den Berichten hinterlegen. So kann der einzelne Anwender die Historie der Berichtserstellung und -bearbeitung einsehen (Tracking) oder technische Informationen aus einem "Context Panel" beziehen. Allgemeinen Erläuterungen zu den Berichten und Geschäftsinformationen lassen sich über eine "BI Enzyklopädie" nachschlagen. Zudem kann der Benutzer laut Hersteller die Übermittlung von Berichten zeitlich festlegen, sie formatieren, Anhänge einbinden sowie das Caching und die Server-Gruppe per Menü vorgeben. (as)