Nokia streicht die Segel

Business-Lösungen künftig von Microsoft, IBM, Cisco & Co

29.09.2008
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Wegen des wachsenden Fokus auf Privatkunden und der schwachen Marktresonanz ersetzt Nokia im Business-Umfeld sein Intellisync-Angebot durch Partnerlösungen und gibt das Geschäft mit Security-Appliances komplett auf.

Der finnische Handy-Riese Nokia hat beschlossen, künftig im Bereich Business Mobility Solutions (hinter der Firewall) keine eigenen Lösungen mehr zu entwickeln oder vermarkten. Künftige Enterprise-Angebote wollen die Finnen durch die Kombination von Nokia-Endgeräten mit Lösungen von Softwareanbietern wie Microsoft, IBM, Cisco und anderen schnüren. Nokia gibt sich überzeugt, dass das Bündnis zusammen mit einer breiten Auswahl von Carriern und Vertriebspartnern, der eigenen Kompetenz, was Endgeräte anbelangt, und der gemeinsame Vertriebs- und Kundenstamm attraktive End-to-End-Angebote für Firmen hervorbringen wird.

Die eigenen Techniken und die Expertise auf diesem Gebiet - diese hatte die Company 2006 mit der Übernahme des Mobile-Device-Management-Spezialisten Intellisync erworben, beziehungsweise erweitert - sollen bei Nokias neuem Push-E-Mail-Service für Privatnutzer angesiedelt werden. "Nokia wird die Intellisync Mobile Suite und die integralen Softwarekomponenten Wireless E-Mail, Device Management und Application Sync nicht mehr als eigenständige Lösung anbieten", erklärte Unternehmenssprecherin Kristina Bohlmann auf Anfrage der COMPUTERWOCHE. Für bestehende Intellisync-Implementierungen gewährleiste Nokia kontinuierlichen Support für die nächsten zwei Jahre sowie Migrationslösungen auf andere mobile Infrastrukturen.

Erstmals ohne Blackberry Connect - stattdessen mit Microsoft Activesync: Die Business-Smartphones E71 und E66.
Erstmals ohne Blackberry Connect - stattdessen mit Microsoft Activesync: Die Business-Smartphones E71 und E66.
Foto: Nokia

Der Strategiewechsel kommt nicht von ungefähr: Obwohl Nokia seit Jahren den Markt für Smartphones dominiert, ist es der Company nicht gelungen, ihre hauseigene Push-Mail-Lösung erfolgreich zu vermarkten - stattdessen dominieren im Business-Umfeld Microsofts Exchange Activesync sowie der Blackberry-Dienst von Research in Motion (RIM). Bedroht fühlte sich Nokia dabei offensichtlich stärker von RIM - mit dem Erscheinen der Business-Modelle E71 und E66 stellte der Anbieter Nokia die Unterstützung für die Push-Mail- und Sync-Lösung "Blackberry Connect" ein. Als Ersatz bietet der finnische Konzern seinen Kunden die Push-Mail- und Sync-Lösung von Microsoft an.

Der Anfangserfolg des E71 sei ein großartiges Beispiel dafür, wie attraktiv der neue Ansatz sei, erklärte Niklas Savander, Leiter der Sparte Services & Software bei Nokia, in einem Statement. Gleichzeitig werde das Unternehmen seine Strategie fortsetzen und Internet-Dienste in Consumer-Bereichen wie Musik, Spiele, Medien, Messaging sowie kontextbezogene Service zu entwickeln.

Nokias Bereich Security Appliances soll verkauft werden
Nokias Bereich Security Appliances soll verkauft werden
Foto: Ronald Wiltscheck

Zudem, so Savander, befindet sich die Company in fortgeschrittenen Gesprächen mit einem Finanzinvestor über den möglichen Verkauf des Bereichs Security Appliances. Davon betroffen wären laut Presseberichten rund 700 Mitarbeiter des Segments. Weitere Details will Nokia bekannt geben, nachdem eine endgültige Vereinbarung mit dem Investor getroffen ist.