IT intim - Die Sorgen der CIOs

Business kann auch mal IT-Enabler sein

11.03.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Sie sagten kürzlich, Standardierung sei eigentlich leicht, viel schwerer sei es, Standards auf Dauer einzuhalten. Wie meistern Sie diese Schwierigkeit?
Daniele Tonella, CIO, SwissLife
Daniele Tonella, CIO, SwissLife
Foto: Tonella/Swisslife

Wir haben eine gelungene Standardisierungswelle hinter uns; dadurch konnten wir unsere operativen Kosten über mehrere Jahren hinaus kontinuierlich reduzieren. Aber wir sind auf die Unterstützung des Business angewiesen. Wir müssen aufzeigen, dass Standardisierung nicht bloß rigide und bürokratisch ist, sondern bei konsequenter Umsetzung zur Gesamteffizienz im Unternehmen beitragen kann.

Die Schnittstelle zwischen IT und Business ist tatsächlich sehr empfindlich. Eigentlich sollte das Business mit Belangen der Technik nicht unnötig konfrontiert werden müssen, anderseits braucht die IT die Bereitschaft des Business zur gemeinsamen Lösungsfindung.

Standards einzuhalten erfordert ja Zweierlei: Zum einen müssen die eigenen IT-Mitarbeiter bereit sein, sich an die Standards zu halten. Sie dürfen sich nicht mehr für jedes Projekt aus dem großen Schatzkasten der Technologie bedienen, auch wenn das ihre Kreativität begrenzt. Zum anderen kann die IT ihre Standards nur einhalten, wenn auch das Business seine Komplexität zielführend managt. Wir reden viel von der IT als Business-Enabler, ich glaube, das Business kann auch eine IT-Enabler-Rolle spielen. Dieser Dialog ist fundamental.

Für die Systementwicklung und -pflege bedeutet es beispielsweise einen großen Unterschied, ob das Business 30.000 oder nur 100 Underwriting-Regeln automatisieren möchte. Dieser Unterschied muss transparent gemacht werden. Wir tun das beispielsweise durch Prototyping in der Spezifikationsphase eines Projekts. Gemeinsam können wir dort die Auswirkungen der Komplexität unmittelbar aufzeigen.

Ein wichtiger Faktor für die Einhaltung von Standards ist aber auch eine proaktive Technologieplanung in der IT. Ich weiß ja im Voraus, wann welche Softwareversion auf dem Markt verfügbar sein wird. Also kann ich planen, wann beispielsweise Oracle 12 produktiv gehen sollte, so dass das Engineering rechtzeitig stattfinden kann und die Entwickler sich in ihren Projekten darauf einstellen können.

Zudem hat das den Nebeneffekt, dass ich auch die Ausbildung der Mitarbeiter vorausschauend angehen kann; die dürfen sich ja nicht erst mit dem jeweiligen Produkt beschäftigen, wenn ein Projekt das Produkt dringend benötigt. Darüber hinaus ist auch eine Governance der Standards nur auf der Basis einer mittelfristigen Planung möglich.