Business Intelligence (BI) beflügelt Karriere

23.05.2007
Mit dem richtigen IT-Know-how ist der Berufseinstieg ein Kinderspiel, zeigen sich die beiden Wissenschaftler Hans-Günter Lindner und Andreas Hilbert in einem CW-Gespräch überzeugt.

CW: Der BI-Markt boomt. Spiegelt sich das auch in den Interessen Ihrer Studenten wider?

Hans-Günter Lindner, FH Köln: "Unsere Studenten bearbeiten Projekte, denn die Praxis ist entscheidend."
Hans-Günter Lindner, FH Köln: "Unsere Studenten bearbeiten Projekte, denn die Praxis ist entscheidend."

LINDNER: Die Studenten sind auf Business Intelligence aufmerksam geworden, und sie wissen, welches Potenzial hinter einer guten BI-Ausbildung steckt. Die Zahl der Studenten in unseren Vorlesungen hat sich innerhalb eines Jahres auf zirka 20 verdreifacht. Tendenz weiter steigend.

HILBERT: Bei uns sind es derzeit sogar 50 Studierende, die sich im Hauptstudium schwerpunktmäßig mit Business Intelligence beschäftigen – immerhin genauso viele wie in einem klassischen Wirtschaftsinformatikfach wie "ERP-Systeme". Allerdings sind das fast ausschließlich Wirtschaftsinformatiker. BI schreckt viele angehende Betriebswirte immer noch ab, weil es in der Öffentlichkeit immer IT-lastig diskutiert wird. Wir müssen deutlich machen, dass es in der Unternehmenspraxis längst Fach- und Vorstandsthema ist.

LINDNER: Aufklärung ist das A und O, dann ist auch schnell das Interesse da. In unseren BI-Veranstaltungen sitzen größtenteils Studierende aus der Betriebswirtschaft, Versicherungswirtschaft, Banken und Finanzen; dazu kommen Kommunikationswissenschaftler, Informatiker und Wirtschaftsinformatiker aus anderen Fakultäten.

BI-Karriere

Business Intelligence (BI) hat sich in den letzten Jahren von der reinen IT-Domäne zum Thema für Fachabteilungen und Vorstandsetagen gewandelt. Deshalb ist fundiertes BI-Know-how ein wichtiger Karrierefaktor für zukünftige Manager in allen Branchen. Kein Wunder, dass BI-Studiengänge an den deutschen Hochschulen Konjunktur haben. Professor Hans-Günter Lindner von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Fachhochschule Köln und Andreas Hilbert, Professor für Wirtschaftsinformatik an der TU Dresden, gehören zu den Pionieren der BI-Ausbildung an deutschen Hochschulen.

CW: Warum sollten sich Studenten mit BI beschäftigen?

LINDNER: Beruflicher Erfolg hängt – egal in welchem Bereich und in welcher Branche – von der Fähigkeit ab, zuverlässige Fakten und nachvollziehbares Wissen einfach vermitteln zu können. Und genau dafür dient BI.

Andreas Hilbert, TU Dresden: "Meine Absolventen haben nach Abgabe ihrer Diplomarbeit mehrere Jobangebote."
Andreas Hilbert, TU Dresden: "Meine Absolventen haben nach Abgabe ihrer Diplomarbeit mehrere Jobangebote."

HILBERT: Im Zeitalter eines Überangebots an Informationen, ist im Vorteil, wer die richtigen Informationen zur richtigen Zeit in der richtigen Form liefern kann. Die Zukunft bietet ein riesiges Potenzial für Akademiker mit fundierten BI-Kenntnissen.

CW: Welche Bedeutung hat Business-Intelligence-Know-how für die Chancen der Studierenden auf dem Arbeitsmarkt?

HILBERT: Ich sehe bei meinen Absolventen, dass sie innerhalb kürzester Zeit nach Abgabe der Diplomarbeit die ersten Jobangebote erhalten. Sie bringen eine wertvolle Zusatzqualifikation mit. Das macht sie so begehrt.

LINDNER: Neben dem reinen BI-Know-how lernen die Studenten außerdem auf eine bestimmte Art und Weise zu denken, die heute dringend gebraucht wird: ganzheitliche Betrachtungsweise, Analytik und die Fähigkeit, Ergebnisse strukturiert zu präsentieren.

CW: Der BI-Boom an den deutschen Hochschulen ist also mehr als ein kurzfristiger Hype?

LINDNER: Auf jeden Fall. Die Bedeutung von BI an den Hochschulen wird im Gegenteil weiter steigen. Wir arbeiten hier ja nicht im Elfenbeinturm, sondern reagieren auf die Praxisanforderungen in den Unternehmen. Und der Bedarf an strukturierten Informationen wird in Zukunft steigen.

HILBERT: Dazu kommt, dass BI in manchen neuen Studiengängen Pflichtfach wird. An der TU Dresden wird es in Zukunft wirtschaftswissenschaftliche Master- und Bachelor-Studiengänge geben, in denen BI-Veranstaltungen obligatorisch sind.

LINDNER: Heute ist BI natürlich noch ein Nischenthema. Das sieht man schon an der miserablen Versorgung mit brauchbaren Lehrbüchern. Aber das Thema rückt immer mehr in den Vordergrund.

CW: Welche Schwerpunkte setzen Sie bei der Vermittlung von BI-Themen an Ihrem Lehrstuhl?

LINDNER: Die Praxis ist entscheidend. Unsere Studierenden besuchen nicht nur Vorlesungen, sondern bearbeiten vor allem auch konkrete Projekte. So lernen sie BI in der Praxis kennen und bringen außerdem neue Blickwinkel von außen in den Lehrbetrieb ein. Momentan haben wir eine Vorlesung, in der es um die Verbesserung der hochschuleigenen Statistik geht – und da nehmen auch Mitarbeiter aus der Verwaltung teil. Praxis und Lehre sind so sehr eng verknüpft.

HILBERT: Ich versuche bewusst, keine thematischen Schwerpunkte zu setzen. Dafür sind die einzelnen BI-Bereiche allesamt zu wichtig. Wir starten in der Regel mit BI-Konzepten wie dem Customer Relationship Management, um einen direkten Bezug zum Management herzustellen. Dann geht es tiefer rein, etwa ins Data Mining oder Data Warehousing. Wichtig ist mir dabei, dass alles sowohl aus Administrator- als auch aus Anwendersicht betrachtet wird. Und am wichtigsten: Praxis, Praxis, Praxis - entweder im Rahmen interner Projekte oder am besten natürlich in Unternehmen. Dafür suchen wir ständig nach Partnern.

CW: Wie sieht Ihre eigene BI-Infrastruktur aus?

LINDNER: Wir haben mit dem SAS BI Server eine komplette BI-Plattform aufgebaut, mit der wir eigentlich sämtliche BI-Aspekte abdecken können. Für das Data Mining nutzen wir darüber hinaus den SAS Enterprise Miner.

HILBERT: Wir arbeiten ebenfalls mit einer BI-Plattform von SAS.

CW: Wie wichtig ist die Auseinandersetzung mit den einzelnen BI-Anbietern?

HILBERT: Zunächst einmal geht es bei unserer Lehre natürlich um das Verständnis von BI an sich. Wichtiger als die Bedienung einer speziellen Software ist uns deshalb die Vermittlung von Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die es erlauben, ganzheitliche BI-Themen zu durchdringen und entsprechende Lösungskonzepte zu entwickeln.

LINDNER: Das sehe ich auch so. Man muss allerdings sagen, dass das Hochschulengagement von SAS unter den BI-Anbietern eine positive Ausnahme darstellt. Von einem anderen Anbieter erhalte ich hingegen Werbe-Mails, seitdem ich in unregelmäßigen Abständen Anfragen gestellt habe, die nicht beantwortet wurden. (hk)